Essen. Ein kaum 14 Minuten langes Filmchen sollte den Hass des muslimischen Volkes schüren. Das ist gelungen. Doch der Angriff auf die Deutsche Botschaft in der sudanischen Hauptstadt Khartum hat auch innenpolitische Ursachen. Präsident Baschir lenkt von seinem Versagen ab. Ein Kommentar.

Wütende Demonstranten in der sudanesischen Hauptstadt Khartum setzen die deutsche Botschaft in Brand. Sie nehmen Deutschland in Sippenhaft für ein unsägliches Video, offenbar produziert von einem Amerikaner, nicht mal 14 Minuten lang, aber weltweit verbreitet via Youtube, das den Propheten Mohammed verhöhnt. Es solle Hass schüren. Das ist gelungen.

Doch so einfach ist das alles nicht. Im Sudan zeigt sich, wie ein Regime die Empörung der Menschen ausnutzt. Die Proteste waren nicht spontan, sondern innenpolitisch motiviert. Präsident Baschir ist als Islamist angetreten, hat keine Erfolge vorzuweisen. Gegen ihn gibt es zudem einen Haftbefehl vom Internationalen Strafgerichtshof. Da kommt es gelegen, die Wut der Muslime auf andere Ziele zu lenken.

Islamistische Hass-Predigten sind genauso überflüssig wie Hetz-Filme gegen Muslime

Natürlich sind der Angriff auf die Botschaft im Sudan und die Gewalt gegen amerikanische Einrichtungen in anderen islamischen Ländern mit nichts zu rechtfertigen. Aber auch das Filmchen ist ebenso überflüssig wie die Hass-Predigten islamischer Extremisten.

Um so hoffnungsvoller klingt die Stimme der Vernunft aus dem tosenden Heer der Brandstifter. Gestern gehörte sie dem ägyptischen Präsidenten Mursi, der früher Mitglied der Muslimbrüdern war. Er forderte seine Landsleute zur Zurückhaltung auf: „Unsere Religion gebietet es, unsere Gäste, ihre Heime und ihre Arbeitsplätze zu schützen“, sagte er. Ein wohltuend religiöser Appell in all dem Wahnsinn.