Khartum/Berlin. . Aus Protest gegen einen islamfeindlichen US-Film ist die deutsche Botschaft im Sudan von Demonstranten in Brand gesteckt worden. Zuvor hatten Demonstranten die deutsche Flagge entfernt und eine islamistische Fahne gehisst. Die Mitarbeiter der Botschaft wurden in Sicherheit gebracht.

Deutschland gerät in den Strudel islamistischer Gewalt in der arabischen Welt: Tausende aufgebrachte Demonstranten stürmten am Freitag die deutsche Botschaft in Sudans Hauptstadt Khartum und steckten das Gebäude in Brand. Die Menge riss zudem die deutsche Flagge herunter und hisste eine islamistische Fahne. Wie Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) versicherte, wurde kein Botschaftsmitarbeiter verletzt. Zuvor hatte Berlin angeordnet, die Botschaften in mehreren Ländern vorübergehend zu schließen.

Zugleich verstärkt sich die Sorge vor einem neuen Flächenbrand der Gewalt im arabischen Raum: Auch im Jemen, in Tunesien, Ägypten, Indonesien, Bangladesch, im Libanon und anderen Staaten kam es zu Ausschreitungen oder Protesten gegen die USA und andere westliche Länder. Anlass der Aktionen ist ein in USA produzierter Anti-Islam-Film, der übers Internet verbreitet wurde.

USA haben Marine-Infanteristen entsandt

Die USA entsandten am Freitag Marine-Infanteristen in den Jemen, um die Sicherheit der Botschaft zu gewährleisten. Zuvor hatten am Donnerstag in der Hauptstadt Sanaa rund 2000 Menschen die US-Botschaft gestürmt, dabei starben vier Menschen. Auch in Sanaa kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen.

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Die Proteste hatten am Dienstag in der ägyptischen Hauptstadt Kairo begonnen, wo Islamisten die amerikanische Botschaft stürmten. In der libyschen Küstenstadt Bengasi wurden am selben Tag bei einem Angriff auf das amerikanische Konsulat der US-Botschafter Chris Stevens und drei Mitarbeiter getötet, auch mehrere Mitglieder libyscher Sicherheitskräfte starben.

Westerwelle: Video keine Rechtfertigung für Gewalt

Außenminister Westerwelle verurteilte die Angriffe auf die deutsche Botschaft im Sudan scharf. Er forderte von der sudanesischen Regierung „die sofortige Wiederherstellung der Integrität und der vollen Sicherheit des Botschaftsgeländes“. Der Botschafter des Sudans sei deswegen einbestellt worden. Das „antiislamische Hassvideo“ sei zwar schändlich, aber keine Rechtfertigung für Gewalt, so Westerwelle.

Bundesinnenminister Friedrich (CSU) warnte nationale Gruppen und Organisationen davor, durch Verbreitung „dieses unsäglichen Mohammed-Films“ die Islamisten auch noch in Deutschland zu provozieren. Für die Bundesrepublik gebe es derzeit „keine konkreten Hinweise auf eine gesteigerte Anschlagsgefahr“. Allerdings herrschten „erhöhte Wachsamkeit“. (dapd/afp)