Essen. Aus Angst vor Habecks Verbot kaufen Hunderttausende noch schnell eine Gas- oder Ölheizung. Das ist zutiefst menschlich, aber nicht zielführend.

Vor dem Verbot kommen die Panikkäufe – das ist jetzt bei Heizungen nicht anders als vor 15 Jahren bei den Glühbirnen. Nur ist die aktuell Hunderttausendfache Entscheidung, noch schnell eine neue Gas- oder Ölheizung zu kaufen, etwas folgenschwerer als das Hamstern von umglasten 60-Watt-Drähten. Dem Ziel von Wirtschaftsminister Habeck, die fossilen Brenner durch elektrische Heizungen zu ersetzen, läuft es zuwider. Ihm das nebst Spott und Häme vor die Füße zu werfen, mag dem ein oder anderen Freude bereiten. Doch wäre es beim mit SPD und FDP verabredeten Datum 2025 geblieben, hätten wir die Panikkäufe eben im nächsten Jahr gesehen. Der Verbotszeitpunkt ist austauschbar, der Vorzieheffekt kommt trotzdem.

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Entscheidend wird in den kommenden Wochen und Monaten etwas anderes sein: Die Regierung muss, idealerweise mit einer Stimme, den Menschen die Angst vor der Heizungswende nehmen. Dafür werden auch die wärmsten Worte nicht reichen. Es müssen wirklich alle Technologien gefördert werden, die das Potenzial haben, klimaneutral zu werden. Es braucht Härtefallregelungen, die sich nicht allein am Alter orientieren, die 80-Jahre-Regel finden nicht nur 79-Jährige reichlich willkürlich. Und es braucht Übergangsfristen und möglicherweise Extrazuschüsse für den Austausch alter Heizungen, wenn Menschen sich eine teure Wärmepumpe nicht mal eben leisten können. Denn dem Klima ist mehr geholfen, wenn die Wärmepumpe zwei, drei Jahre später eingebaut wird als jetzt eine Gasheizung, die noch 22 Jahre läuft.

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Das allerdings sollten die Hausbesitzer auch im eigenen Interesse und dem ihrer Kinder und Enkel bedenken. Ob die teure Wärmepumpe in zehn oder 20 Jahren ihre Kosten durch günstigeren Betrieb einspielt, weiß heute niemand. Dass Strom aber auf Dauer günstiger und klimafreundlicher sein wird als Gas, ist nicht anders vorstellbar. Die Wärmewende muss und wird kommen. Jetzt einen Startpunkt zu setzen, ist und bleibt richtig.