Essen. Der Unterricht an den Schulen ist ausgefallen. Oder doch nicht? Immerhin ist klar: Die Pooltests fallen weg. Das Virus feiert seinen Freedom Day.
Sie hat es wieder getan. Erst kündigt NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer einen landesweiten Unterrichtsausfall wegen des Sturms an. Dann schiebt sie abends, wenn keine Schule, kein Lehrer mehr angemessen darauf reagieren kann, nach, dass Distanzunterricht durchaus möglich sei. Und, man würde lachen, wenn es nicht so ernst wäre: „Selbstverständlich“ könne die bestehende „digitale Infrastruktur“ von den Schulen genutzt werden. Selbstverständlich! Digitale Infrastruktur! Digi-was?! Das Ergebnis dieser wiederholten Kommunikations-Katastrophe ist, dass die meisten Schüler zu Hause sitzen und wieder nichts lernen – als wären die coronabedingten Lerndefizite nicht schon groß genug.
NRW schafft die Corona-Pooltest ab
Und damit das Frustniveau nicht sinkt, schiebt Gebauer noch eine schlechte Nachricht hinterher: NRW schafft die Pooltests an den Grundschulen ab. Das ist einerseits konsequent. Denn die Kombination aus Lolli-Tests im Labor und anschließenden Antigen-Selbsttests hat wenig Sinn ergeben. Andererseits bedeutet dies die totale Kapitulation vor dem Corona-Virus. Die Durchseuchung, von der jede Familie weiß, dass sie längst stattfindet, kann dann praktisch unkontrolliert abgeschlossen werden. So kommt man auch durch eine Welle. Praktischer Nebeneffekt: Weniger Tests führen zu weiter sinkenden Inzidenzen. Da jubelt das Herz jeder FDP-Politikerin, denn der Freedom Day ist nicht mehr weit. Augen zu und durch.
„Ohne einen Funken Empathie und Wertschätzung“
Wie formulierten es kürzlich zwei Grundschul-Lehrerinnen aus Bochum, die lieber anonym bleiben wollten, im Gespräch mit der WAZ: „Die Schulministerin schafft es, ohnehin schon unerträgliche Zustände ins Unermessliche zu steigern, ohne einen Funken von Empathie und Wertschätzung. Der Graben ist mittlerweile so tief, dass die Aussicht, jemals zueinanderzukommen, gegen null geht.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.