Witten. Von ersten Fällen bis zur Omikron-Welle: Corona hat auch vor Witten nicht Halt gemacht. Vor fünf Jahren kam das neuartige Virus nach Deutschland.
Am Abend des 27. Januar 2020 kam das positive Testergebnis - und Deutschland hatte seinen ersten offiziell bestätigten Corona-Fall. „Patient 1“ lebte in Bayern und hatte sich beim Autozulieferer Webasto bei einer Kollegin angesteckt, die zuvor in China gewesen war. Bis das neuartige Virus in Witten ankam, dauerte es von da an noch rund sechs Wochen.
Zu Beginn der Pandemie, die damals noch gar nicht als solche bezeichnet wurde, schien das gefährliche Virus noch weit weg. Ende Januar 2020 hatten sich in China bereits 3000 Menschen infiziert, mehr als 400 von ihnen lagen mit schweren Verläufen in Krankenhäusern. Fast 100 Personen waren bereits an den Folgen der Infektion gestorben. Doch ob überhaupt und wie stark sich Sars-Cov-2 in Deutschland ausbreiten, ob es überhaupt in der Ruhrstadt ankommen würde, stand damals für viele in Frage. Schon der Verdacht auf eine Infektion löste in den Anfangstagen große Aufregung aus.
Corona-Tests waren wenigen vorbehalten
Dafür waren die Corona-Tests noch stark begrenzt - und es galten strikte Vorgaben des Robert-Koch-Instituts, wer als Corona-Verdachtsfall eingestuft wurde. Nur wer selbst in einem Hochrisikogebiet gewesen war und Fieber, Husten, Atemnot und eventuell eine Lungenentzündung aufwies, galt als „begründeter“ Verdacht. Ebenso, wer Kontakt zu einem definitiv an Corona erkrankten Menschen gehabt hatte und unspezifische Symptome zeigte.
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Seinen ersten bestätigten Corona-Fall hatte Witten dann am 11. März 2020. Eine 25-Jährige mit Wohnsitz in der Ruhrstadt hatte das Virus aus dem Skiurlaub in Österreich mitgebracht. Sie war im Anschluss jedoch nicht nach Witten, sondern in ihr Elternhaus in einem anderen Teil von NRW zurückgekehrt und kurierte sich dort aus. Die junge Frau war der zweite offizielle Corona-Fall im EN-Kreis. Gleichzeitig galten 26 Menschen als Verdachtsfall. Zahlen, die die weitere Entwicklung nicht einmal erahnen ließen.
Inzidenzen von über 1000
Schon im März schloss das Land NRW alle Kitas und Schulen, um die Verbreitung des Virus einzudämmen. Strenge Kontaktbeschränkungen folgten. Es half nur bedingt: An Heiligabend des ersten Corona-Jahres waren in der Ruhrstadt gleichzeitig 1170 Menschen mit dem Virus infiziert, die viel zitierte Inzidenz lag bei 210,4. Letztere sagt aus, wie viele Menschen sich in den vergangenen sieben Tagen neu mit dem Virus angesteckt haben - bezogen auf 100.000 Einwohner.
Auch vor den Seniorenheimen machte das Virus nicht Halt und kostete viele Menschenleben. Bis Ende Januar 2021 waren in den Heimen der Ruhrstadt bereits 56 Seniorinnen und Senioren verstorben. Und genau hier startete auch die große Impfkampagne. Anfang Januar erhielten die ersten Bewohnerinnen und Bewohner des Seniorenzentrums Am Alten Rathaus in Herbede den lang ersehnten Pieks mit dem Impfstoff von Biontech Pfizer.
Delta-Variante
Im Sommer 21 löste dann die mutierte Delta-Variante den Ursprungstyp des Virus ab und trat eine neue - die mittlerweile vierte - Infektionswelle-Welle los. Denn die erstmals in Indien nachgewiesene Mutation war leichter übertragbar und infektiöser. Das merkten nach den Sommerferien vor allem auch Schulen und Kindertageseinrichtungen, die reihenweise in Quarantäne geschickt wurden.
Anfang 2022 schoss die Inzidenz in der Omikron-Welle binnen eines Monats schlagartig nach oben: von 125,4 im Januar auf zeitweise über 1300 im Februar. Das Virus raste erneut durch Schulen und Kitas, auch das Ev. Krankenhaus litt unter einem großen Ausbruch. Im April folgte das Marien-Hospital. In der Sommer-Welle schränkte der hohe Krankenstand an vielen Stellen das öffentliche Leben ein. Dabei wurden längst nicht mehr alle Corona-Fälle erfasst, da vermehrt auf Schnell- statt auf PCR-Tests gesetzt wurde.
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Schulschließungen, Lockdowns, Impfungen, Pflicht-Tests, Abstandsregeln und 3G - was lange Zeit den Alltag bestimmte, wirkt heute im Rückblick fast unreal. Am 7. April 2023 endeten schließlich jegliche Schutzmaßnahmen in Zusammenhang mit dem Virus. Wie aus dem jüngst vom EN-Kreis veröffentlichten Gesundheitsbericht hervorgeht, haben sich seit Ausbruch des Virus zwischen 2020 und 2023 in Witten 47.813 Personen mit Corona infiziert. In keiner anderen Stadt im Ennepe-Ruhr-Kreis hat es demnach mehr Fälle gegeben. An oder mit Corona verstorben sind in Witten bis jetzt 296 Männer und Frauen.
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