Witten. Akkordeon aus Südosteuropa: Kennt man. Aber was ist ein „Hang“? Ein Folkwangstudent sorgt damit für traumhafte Klänge - auf der Straße in Witten.

Vielleicht haben Sie den jungen Mann ja schon mal in der Fußgängerzone spielen gehört. Es sind traumhafte, magische, geradezu sphärische Klänge, die uns in eine andere Welt entführen. Straßenmusik mal ganz anders. Die Wahrheit ist aber ganz irdischer Natur. Der 22-Jährige ist Student der renommierten Essener Folkwangschule und verdient sich gern was nebenbei.

Andere schleppen Gläser und Teller in der Kneipe, Len-Kaurie Köhl verdient sein Geld auf der Straße im Sitzen. Mit seinen Händen bearbeitet er einen großen dunklen Gegenstand, der ein bisschen an einen Wok mit Deckel oder kleinen Grill erinnert. Es handelt sich um ein Percussion-Instrument namens „Hang“.

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„Es ist eine Weiterentwicklung des Steeldrums“, sagt Len-Kauri, „das sind diese Ölfässer aus Hawaii.“ Man könnte sie auch mit „Stahltrommel“ oder „Stahlpfanne“ übersetzen. Wikipedia erklärt es uns genau: „Das Hang ist ein melodisch-perkussives Musikinstrument. Es besteht aus zwei miteinander verklebten Halbkugelsegmenten aus Stahlblech. Auf der oberen Halbschale befinden sich Klangfelder, die – ähnlich wie bei der Steelpan – mit Hämmern ins Blech eingearbeitet sind.“

Und weiter: „Der Hersteller bezeichnet seine Produkte nicht als Musikinstrumente, sondern als Klangskulpturen. Das Hang wird waagerecht oder senkrecht auf dem Schoß gehalten. Gespielt wird es mit den Fingern und Händen, was den Namen ergab: Hang ist berndeutsch für „Hang“. Die beiden Schweizer Felix Rohner und Sabina Schärer haben es vor 24 Jahren erfunden.

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Der beruhigende Sound, den der Straßenmusiker damit alle halbe Stunde nach vorheriger Anmeldung bei der Ordnungsbehörde in der Wittener Fußgängerzone produziert, erinnert ein bisschen an Andreas Vollenweider und seine berühmte Harfe. Zugegeben, ein gewagter Vergleich. Denn Len-Kauris im Durchmesser etwa 40 Zentimeter großes Instrument aus Edelstahl ist ja nicht zum Zupfen, sondern zum sanften Schlagen. Oder trommeln.

Junger Wittener: „Es war jahrelang mein Traum, das zu spielen“

„Es war jahrelang mein Traum, das zu spielen“, sagt der Wittener, der das Pflaster seiner Heimatstadt für seinen Nebenjob bevorzugt. In Köln hat er es auch schon mal auf der Einkaufsmeile probiert. „Aber da sind alle Leute nur so im Shoppingtunnel. In Witten ist keine Hektik.“

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Hin und wieder landen durchaus ein paar Euros in seiner Basecap, die vor ihm liegt. Len-Kauri hockt im Schneidersitz auf der Bahnhofstraße, auf dem Schoss sein schwarzes Klang-Ufo. Als Unterlage dient ihm die Tasche, in der er sein 1300 Euro teures Instrument nach getaner Arbeit wieder verstaut. Ungefähr einmal in der Woche kann man den 22-Jährigen live etwas oberhalb vom Berliner Platz hören. Sonst studiert er Musikpädagogik im dritten Semester. Gitarre kann er auch.

In der Wittener Fußgängerzone trifft Len-Kauri beim Spielen immer wieder bekannte

Als Wittener und ehemaliger Schüler der Rudolf-Steiner-Schule in Langendreer laufen immer wieder mal Bekannte an ihm vorbei, wenn er mit seinen Händen der schwarzen „Pfanne“ die schönsten Töne entlockt. Alles übrigens selbst komponiert. Len-Kauri unterrichtet auch. Also, wer Interesse hat... Sie müssen es ihm ja nicht gleich vor Publikum auf der Straße nachmachen.

Bleibt noch eine Frage zu klären, die nach seinem finnisch klingenden Vornamen. Womit wir komplett falsch liegen. „Kauri stammt aus Westafrika“, sagt der talentierte junge Mann, der nebenher noch in einer Funkband mitmischt. „Meine Eltern sind dort viel unterwegs gewesen.“ Nun schickt uns Len-Kauri mit seinem schwarzen „Ufo“ regelmäßig in Witten auf die Reise. Wir schweigen und genießen.

Kontakt: lenkaurie@yahoo.com

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