Witten. Der Weinhandel neben dem beliebten „Kijami“-Café verlässt Witten. Für edle „Terroir“-Weine fehlten die Laufkundschaft - und die Kaufkraft.

Sein Geschäft war etwas Besonderes in Witten, vielleicht sogar zu speziell? Nur anderthalb Jahre lang hat Daniel Mariano an der Oberstraße edle „Terroir“-Weine verkauft. Demnächst verlässt er die Räume neben den „Kijami“-Café und zieht um - ins angesagte Bochum-Ehrenfeld.

Während im „Kijami“-Café die Kaffeemaschine brummt und die Holzbänke an der Fensterfront von Studierenden besetzt sind, steht gegenüber Daniel Mariano allein in seinem Geschäft. Seine kleine Firma „Terroir unlimited“ bietet Tropfen von besonderen Lagen an, bei denen man die Herkunft schmecken kann. „Wie ein Trüffelschwein“ fände er feine Weine in Spanien, Deutschland, Frankreich, Italien oder Österreich. Verkauft werden sie online, an die Gastronomie oder in seinem Ladenlokal an der Oberstraße. Die Preise liegen meist bei 30 oder 40 Euro pro Flasche.

Anfang 2024 schloss auch der Weinhandel „Kutschers“

Ist Witten kein gutes Pflaster für ausgesuchte Weine? Schon Anfang 2024 hat ein weiterer Weinhandel geschlossen: „Kutschers“ in Herbede. Dessen rührige Besitzer klagten: Die Verkostungen und das Bistro liefen gut, der Weinverkauf nicht. Kurzum: Die Leute mochten das Event, aber sparten die Kosten für den guten Tropfen.

Daniel Mariano führt den Weinhandel „Terroir Unlimited“ in Witten.
Daniel Mariano führt den Weinhandel „Terroir Unlimited“ in Witten. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

„Wir verkaufen ein Luxusprodukt, und das ist der springende Punkt“, sagt Daniel Mariano. Im ersten Jahr sei der Laden gut gelaufen, seit dem Frühjahr aber der Wurm drin. Die Schuld sieht er in Berlin. „Um 30 Prozent sind die Lebenshaltungskosten gestiegen.“ Guter Wein ist für ihn das, wo die Leute als Erstes Abstriche machten. Zumal die Produktionskosten seinen Angaben zufolge gestiegen sind - etwa für die Glasflaschen.

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Während der Online-Handel sogar wachse, bleibe die Laufkundschaft in Witten mehr und mehr aus. Die monatlichen Weinverkostungen dagegen sind stets ausgebucht. Nun bot sich die Chance, in ein leerstehendes und zentrales Ladenlokal in Bochum-Ehrenfeld zu ziehen. „Ehrenfeld war immer meine Nummer 1“, so der 45-jährige Bochumer. Einen Ausverkauf in Witten wird es nicht geben, die Ware zieht mit um.

Dominik Münstermann, dem das Gebäude an der Oberstraße 4 mit dem „Kijami“-Café gehört, bietet das Ladenlokal nun zur Neuvermietung an. Für Daniel Mariano, der von Weitmar nach Witten und nun nach Ehrenfeld zieht, war der Abstecher in die Ruhrstadt eine Enttäuschung. „Ich finde, die Städte sollten in einen Steuerwettbewerb gehen: Neuansiedlungen zahlen drei Jahre keine Gewerbesteuer, danach gestaffelt - mit so einer Idee hätte man mich in Witten halten können.“

Weinladen im Wiesenviertel setzt auf besonderen Mix

Währenddessen behaupten sich andere Fachgeschäfte dagegen am Markt, wie die „Bodegas Rioja“ an der Bochumer Straße oder „Schmit‘s Weinbar“ sowie „Schall und Rausch“ im Wiesenviertel. Besonders Letzteres hat sein Konzept als Alleinstellungsmerkmal. Inhaber Heinz Greune setzt auf einen ganz besonderen Mix: Vino und Vinyl, sprich Schallplatten, so wie wir sie von früher kennen.

„Das ist beides einfach meine Leidenschaft“, sagt Greune. Er eröffnete seinen Laden im Sommer 2023 und hält sich seitdem in der Hammerstraße. Sein großer Vorteil: Der Vorruheständler muss nicht davon leben können. „Ich will den Menschen in der Stadt einfach etwas bieten und noch ein bisschen was tun.“ Also: Auch nach dem Weggang von „Terroir unlimited“ wird es weiter guten Wein in Witten geben - zumal auch die Supermärkte edlere Tropfen ebenfalls anbieten.

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