Witten/Bochum/Hattingen. Jan Delay feierte sein 25-jähriges Arbeitsjubiläum am Kemnader See. Und wie. Nebenher lästerte er über Mikroplastik.
Er kam, sang und siegte. Und das von der ersten Sekunde an. Jan Delay (48) machte am Freitagabend (24. August 2024) aus seinem 25-jähriges Arbeitsjubiläum beim Zeltfestival Ruhr am Kemnader See kurzerhand eine XXL-Party. Deutschlands bester Soul Man groovte, tanzte und hüpfte wie ein Duracell-Hase im Dauerbetrieb. Seine R&B-Sause wollte kein Ende findet. Und dafür gab es einen guten Grund.
Tanzparty folgt simplem Geheimrezept
Jan Philipp Eißfeldt, wie er bürgerlich heißt, hat ein Rezept, das raffiniert einfach und einfach raffiniert zugleich ist: Er feiert das Leben, und Leben ist Bewegung. In Deutschland gibt es nur wenige Musiker, die mit ihrer gesamten Band auf der Bühne sichtbar so viel positive Energie freisetzen wie der Mann mit dem Hut. Das Publikum liebt ihn dafür. Das Publikum?
Jan Delay rockt ein Mehr-Generationen-Publikum, teilweise im Verein mit HipHopper Denyo. Doch der Kern seiner Fans ist zwischen 30 und 40. Wie Florian (32) aus dem Hattinger Ortsteil Blankenstein. Er trug, begleitet von seiner Frau Laura (33), das wohl jüngste Fan-Girl des Abends in einer Babytrage: Töchterchen Isa-Carlotta. Die Kleine war gerade mal elf Wochen alt. Die Familie hatte keine Karten für das ausverkaufte Konzert. Doch die Drei nahmen’s entspannt. Vor dem Sparkassen-Zelt war die Musik gut hörbar. Musik war obendrein auch im Gastro-Angebot drin.
Jan Delay lockte aber keineswegs nur Ruhris. Vielmehr rangelten Fahrerinnen und Fahrer von Autos aus ganz NRW um Stellplätze rund um die Kemnade. Kein Wunder, dass der Star, wie es an der Abendkasse hieß, „richtig Bock“ hatte. Aber worauf?
Jan Delay hatte richtig Bock auf einen Rückblick auf seine Karriere. Und genau das war das Zauberwort für einen magischen Abend. Denn der Sohn einer Professorin und eines Musikers aus Hamburg hat sich in den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten als Experte für musikalische Überraschungseier etabliert: Wenn der Musiker ein neues Album raushaut, weiß sein Publikum nie, was drin ist. Ist es HipHop wie zu Beginn seiner Karriere? Ist es Reggae oder Dancehall? Ist es Soul oder rockiger Deutsch-Pop?
Im Zelt an der Kemnade bot Jan Delay von allem ein bisschen, und dennoch wirkte sein Repertoire niemals beliebig, vielmehr kam sein Mix sorgfältig durchkomponiert rüber, bis zur letzten Minute nach gut zwei Stunden Halligalli in seiner schönsten Form. Was heißt das?
Jan Delay rührt einen Cocktail mit feinsten Zutaten an. Seine super präzisen, knackigen Bläser erinnerten an Earth Wind & Fire. Seine Rhythmusgruppe hatten den fetten Funk-Bums von Chic, konnte aber mit leichter Hand auch zum Roots-Reggae eines Bob Marley umswitchen. Jan Delays Chormädels steuern schönste Soulstimmen bei. Obendrein begeisterte die Band Disko Nr. 1 mit lockeren Choreos, die das Publikum bereitwillig aufnahm. Selten musste es so wenig animiert werden wie an diesem Abend. Und der Chef?
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Multimedia-Schnickschnack hat der Künstler nicht nötig. Denn Jan Delay ist ein lebendes Gesamtkunstwerk. Er ist ein großer Kommunikator. Er dirigiert sein Publikum wie ein Zeremonienmeister. Zudem hat er, wie Udo Lindenberg, aus seinem stimmlichen Mangel ein Markenzeichen gemacht: Niemand näselt so markant wie Jan Delay. Kein Wunder, dass der sogar als Synchronstimme bei deutschen Versionen von Hollywoods Blockbustern gefragt ist. Nicht nur das: Der mit 1,77 Metern nicht eben riesige Musiker füllte mit Präsenz, Ausstrahlung und Coolness das ganze Zelt. Launige Sprüche - etwa darüber, dass er mit seinen Wasserflaschen umweltschädliches Mikroplastik produziere - und ein Gefühl für präzises Timing spielten dabei eine wichtige Rolle.
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Sein eigentliches Konzert endete nach 90 Minuten. American Showtime nennen Fachleute diese Zeitspanne. Aber Jan Delay hatte Bock auf Verlängerung – und sein Publikum erst recht. Am Ende stellte sich die Frage, wer mehr erschöpft war: Künstler plus Band oder die Gästeschar? Wer beim ersten Mal nicht dabei war, darf sich auf Jan Delays zweites Konzert beim Zeltfestival freuen. Es findet am Samstag, 31. August, 20 Uhr, statt. Wer bisher noch kein Ticket ergattern konnte, hat lediglich eine Minichance: auf Rückläufer.
Jan Delay & Disko No.1 beim Zeltfestival Ruhr
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