Witten. Gerade Erstklässler müssen erst noch lernen, sich im Straßenverkehr richtig zu verhalten. Dabei gehen viele Unfälle auf das Konto Erwachsener.

Die Sommerferien sind vorbei und schon geht es auf den Straßen in Witten wieder hektischer zu. Auch 886 i-Dötzchen haben sich am Donnerstag (22.8.) zum ersten Mal auf ihren Schulweg gemacht. An der Baedekerschule hat die Polizei beobachtet, ob alles richtig läuft. Wobei: Eigentlich hatte Hauptkommissarin Evelyn Glenz eher die Erwachsenen im Blick. Denn die meisten Kinder in Witten werden mit dem Elterntaxi gebracht.

Morgens hin, am Nachmittag, nach der OGS, wieder zurück: So sieht der Alltag für viele Wittener Grundschüler aus. „Das Elterntaxi ist wirklich weit verbreitet“, sagt Glenz, die bei der Polizei für Verkehrssicherheit zuständig ist. Zu ihrem Einsatzgebiet zählen die Dorf- und Hellwegschule in Heven sowie die Baedekerschule in Annen. Dort lehrt sie „Verkehrserziehung“ und nimmt auch die Fahrradprüfungen ab.

Waghalsige Wendemanöver in Wittener Stichstraßen

In Annen lief der Schulbetrieb am Donnerstagmorgen ganz geschmeidig an. „Ich musste nur wenige Verwarnungen aussprechen“, zieht die Polizeibeamtin Bilanz. Sie verteilt dort auch Flyer - und ahnt gleichzeitig, dass sich schon bald der Alltag einschleichen wird. Dann parken die Eltern in der Stichstraße „In den Höfen“ in der zweiten Reihe. Während die Autos die Straße blockieren, etwa weil Kinder bis in den Klassenraum begleitet werden, kommt es zu waghalsigen Wendemanövern.

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An Dorf- oder Hellwegschule ist die Lage etwas entzerrter. Dort nutzen die Eltern die Parkplätze eines Supermarktes und eines Friedhofs. Auch hier, weiß die Polizistin, nimmt die Zahl der Kinder ab, die mit dem Fahrrad oder zu Fuß zur Schule kommen. „Dabei gibt es so viele gute Gründe, zu Fuß zur Schule zu gehen“, sagt Evelyn Glenz. An der Brenschenschule in Bommern werden ab diesem Schuljahr „Eltern-Haltestellen“ getestet, um die Situation vorm Schulhof zu entschärfen. Drei solcher Sammelplätze, wo die Autos stoppen und der Rest zu Fuß absolviert wird, sind auch für den Neubau der Baedekerschule eingeplant.

Hier gibt es nun eine „Elternhaltestelle“ für die Kinder der Grundschule in Bommern: Jens Sturm (Verkehrsplanung Stadt Witten), Konrektorin Eva Parreno und Schulleiterin Kim Bremer haben das Projekt ermöglicht.
Hier gibt es nun eine „Elternhaltestelle“ für die Kinder der Grundschule in Bommern: Jens Sturm (Verkehrsplanung Stadt Witten), Konrektorin Eva Parreno und Schulleiterin Kim Bremer haben das Projekt ermöglicht. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Nur Kinder, die sich im Straßenverkehr bewegen, lernen diesen auch kennen, wissen Expertinnen wie Evelyn Glenz. Die Polizeibeamtin ärgert sich über Eltern, die mit dem Kind an der Hand angehetzt kommen, anstatt dem Nachwuchs den Schulweg und seine Gefahrenstellen in Ruhe zu erklären. Noch weniger lernt man allerdings vom Rücksitz eines Autos aus.

29 Kinder bei Verkehrsunfällen in Witten verletzt

Im Jahr 2023 gab es 29 Verkehrsunfälle mit Kindern bis 14 Jahren in Witten. 2022 waren es nur 19. „Wir müssen achtsamer sein“, mahnt die Polizistin. Wobei, im Vergleich zu anderen Altersgruppen ist die Zahl der verunglückten Kinder gering. Zeitgleich verunglückten in Witten 49 Senioren und 39 junge Erwachsene.

Unter den verletzten Kindern gibt es besonders viele, die „passiv“ verletzt wurden. Damit ist zum Beispiel gemeint, dass ein Kind im Moment des Unfalls mit im Auto saß. Gar nicht so selten waren die Kinder übrigens nicht richtig gesichert. Ein Beispiel: Auch Kleinkinder sitzen nicht im Kindersitz, sondern werden ohne Seitenschutz auf einer Sitzschale transportiert.

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Senior fährt Sechsjährigen an

Von den 29 Unfällen fallen nur zwei in die Kategorie „Kind verunglückt auf Schulweg“ - und in beiden Fällen haben sich die kleinen Wittener vorschriftsmäßig im Straßenverkehr bewegt.

In Stockum wurde ein damals Sechsjähriger im Oktober 2023 auf dem Weg zur Grundschule angefahren. Zusammen mit anderen Kindern überquerte der Junge an der Fußgängerampel die Fahrbahn. Dabei hat ein Auto, das von links kam, den Erstklässler berührt und verletzt. Der Fahrer - ein älterer Herr - setzte seine Fahrt fort, ohne sich um das Kind zu kümmern.

Ein elfjähriger Junge ist morgens um 7.40 Uhr schwer verletzt worden. Er wurde von einer Autofahrerin angefahren, die gerade den Parkplatz der Helene-Lohmann-Realschule verlassen wollte. Das passierte kurz nach den Sommerferien, im August vor einem Jahr. Autofahrer, bitte merken: Achtung, Schulkinder!

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