Witten. Das Sommerwetter lockt Hundehalter in Wald und Flur. Das führt mitunter zu Problemen. Der Wittener Landwirt Jan Bockholt erklärt, warum.
Freilaufende Hunde sind für Wittens Landwirte ein Problem. Auch Halter sollten nicht von Wirtschaftswegen abweichen. Warum, erklärt Bauer Jan Bockholt. Immer wieder ärgern sich er und seine Berufskollegen über Hundekot im Heu. Das mache Kühe und Pferde krank, sagt Jan Bockholt. Die Folgen könnten für die Tiere mitunter tödlich sein: „Sie haben empfindliche Verdauungsorgane.“
Der Landwirt mit Hof an der Bochumer Straße führt einen weiteren Grund an, warum Hunde nicht unangeleint über landwirtschaftlich genutzte Flächen laufen sollten: „Wenn das Frühjahr kommt und alles grün wird, fängt bei den Wildtieren die Zeit der Fortpflanzung und Vermehrung an.“ Das gilt für die frühbrütenden Vögel über Hasen bis hin zu Rehkitzen.
Freilaufende Hunde hetzen Wild in Witten
Freilaufende Hunde neigen dazu, Wildtiere zu jagen – auch wenn sie keine Tötungsabsicht haben. Treiben Hunde Wildtiere im Winter vor sich her, bestehe die Gefahr, dass die Gehetzten ihre letzte Energie verbrauchen und gegen Kälte und Nässe keine Chance mehr haben. Wild, weiß der Fachmann, habe in der kalten Jahreszeit seinen Stoffwechsel heruntergefahren. Es befinde sich im Ruhemodus. „Das An- und Abschalten des inneren Systems kann bei einem Reh zum Tod führen.“
In Witten gilt eine Anleinpflicht; ein Anleinzwang indes besteht nicht. Den rechtlichen Rahmen gibt das Landeshundegesetz vor. Demnach müssen große Hunde mit mehr als 20 Kilo Körpergewicht oder mehr als 40 Zentimetern Widerristhöhe innerhalb bebauter Ortsteile angeleint zu führen. Nach dem Landesforstgesetz dürfen Hunde mit Ausnahme gefährlicher Rassen auf Waldwegen ohne Leine laufen – vorausgesetzt, sie hören, laufen nicht in den Wald und bleiben im Einflussbereich des Halters. Was gilt für Wiese und Feld?
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„Landwirtschaftlich genutzte Flächen gehören meist einem privaten Eigentümer. Dieser sollte vorher um Erlaubnis gefragt werden, ob er damit einverstanden ist, dass Hunde dort laufen“, fügt Stadt-Sprecherin Heinke Liere auf WAZ-Anfrage hinzu.
Auch Menschen sollten nicht von Wegen abweichen – zum Schutz der Tiere wie zum Schutz der Pflanzen. Wer durch Wiesen und Felder geht, hinterlasse seinen Körpergeruch. Das verunsichere die Tiere. Jan Bockholt: „Sie haben dann keine Rückzugsorte mehr.“ Das könne dazu führen, dass Kitze von der Ricke nicht mehr angenommen werden.
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Bockholt erinnert sich an ein plastisches Beispiel, wie Wild gestört werden kann. Ein Drohnenpilot habe jüngst mit einer VR-Brille mitten im Acker gestanden. Sein Fluggerät düste derweil in geringer Höhe übers Feld. Der Drohnenpilot wollte einfach nur schöne Naturbilder, vermutet Bockholt. Das Vorgehen des Filmemachers habe jedoch Hasen und Junghasen in die Flucht geschlagen.
Bockholt betont, dass der Drohneneinsatz von Jägern eine andere Qualität habe. Deren Drohnen fliegen in größerer Höhe. Ihr Ziel ist es eben nicht, Ricke und Kitz zu vertreiben, sondern die Tiere per Wärmebildkamera zwischen den Pflanzenhalmen zu entdecken und in Sicherheit zu bringen: „Das sind befristete Eingriffe, die in einer ganz anderen Höhe stattfinden.“
Selbst wenn Mensch und Hund Wild nicht gefährden, sorgen unnötige Querfeldein-Märsche durch Wiesen und Äcker für Trampelpfade und damit Bodenverdichtung: „Sie beeinträchtigen“, betont Bockholt, „die Arbeit des Landwirts.“
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