Witten. Drogen und Gewalt-Ausraster: Gericht sieht Intensivstraftäter vom Balkan als „untragbar“ an. Haft oder Abschiebung sind nun die Optionen.

  • Zwei Jahre Jugendhaft lautet das Urteil für einen Wittener Intensivtäter (20) vor dem Jugendschöffengericht in Bochum.
  • Doch ob er diese absitzen wird, ist ungewiss.
  • Auch eine Ausweisung steht nun im Raum.

Ein Intensivstraftäter (20) aus Witten ist am Bochumer Jugendschöffengericht zu zwei Jahren Jugendhaft verurteilt worden. Hintergrund waren erneute Straftaten in Witten. Sicher scheint: Eine Perspektive in Freiheit und in Deutschland hat der junge Mann aus einer Familie vom Balkan jetzt nicht mehr.

Drogen, Gewaltausraster und Verurteilungen ziehen sich wie ein roter Faden durch das Leben des in Witten geborenen Angeklagten. Aktuell gleicht sein Leben einem „freien Fall“. Auf 13 Einträge bringt er es inzwischen in seinem Bundeszentralregister. Richterin Angela Coenen bilanzierte am Freitag (28.6.) ernüchternd: „Ich habe definitiv hier bei mir keinen anderen Angeklagten so oft gesehen wie ihn.“

Erneut mit Marihuana-Tütchen erwischt

Nur knapp drei Wochen nachdem im Februar 15 Monate Haft gegen den heute 20-Jährigen verhängt worden waren, war der Wittener erneut mit den Taschen voll mit Marihuana-Tütchen erwischt worden - auf einem nicht pflichtversicherten Moped.

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Obendrein nickte der Intensivstraftäter auch noch zwei weitere Taten ab. Er gab zu, einer Bekannten seine EC-Karte samt Konto für die Abwicklung eines betrügerischen „Tochtertricks“ zur Verfügung gestellt zu haben. Eine zuvor von unbekannten Hintermännern am Telefon eingeschüchterte Frau hatte knapp 2000 Euro auf das Konto überwiesen, die Bekannte das Geld später abgehoben.

Die eigene Mutter bewusstlos geprügelt

Außerdem räumte der 20-Jährige ein, in einer Kneipe an der Bahnhofstraße einen anderen Kneipengast (32) niedergeschlagen und seinem Opfer dann am Boden liegend brutal ins Gesicht getreten zu haben. „Sowas ist supergefährlich, das hätte den Mann umbringen können“, hieß es in der Urteilsbegründung.

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Sogar seine eigene Mutter hatte der Intensivtäter in der Vergangenheit schon bewusstlos geprügelt. Auch seine Ex-Freundin hatte der 20-Jährige mehrfach gewaltsam attackiert, gewürgt und bedroht. Seiner eigenen sechsjährigen Schwester hatte er angedroht, sie „kaputtzuschlagen“. Was war passiert? Das Mädchen hatte zu Hause verraten, dass ihr Bruder ihr Handy gestohlen hatte.

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Ob der junge Mann aber überhaupt die nächsten Jahre in einem deutschen Jugendgefängnis absitzen „darf“, eine Drogentherapie antreten kann oder er nicht doch schnellstmöglich in seine Heimat auf dem Balkan abgeschoben wird, ist unklar. Mit Blick auf seine Straftaten gilt er als „vollziehbar ausreisepflichtig“, wie es im Prozess hieß. Und auch das Gericht machte dem 20-Jährigen klar, dass eine Perspektive in Witten und in Freiheit praktisch unmöglich ist. Schlusswort der Richterin, der der 20-Jährige das Du zuvor erlaubt hatte: „So bist Du für die Gesellschaft untragbar.“

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