Witten. Am Wochenende sind zwei Menschen fast in der Ruhr in Witten ertrunken. Feuerwehr und DLRG retteten sie. Appell: Gefahren nicht unterschätzen

Langsam aber sicher hält in Witten der Sommer Einzug. Mit den steigenden Temperaturen zieht es auch immer mehr Menschen ans Wasser. Doch der kühlende Sprung in die Ruhr ist nicht nur verboten, sondern auch gefährlich. Immer wieder warnt deshalb die DLRG eindringlich vor den Gefahren des Badens in dem meist so ruhig scheinenden Gewässer. Erst am vergangenen Wochenende mussten die Retter wieder zu einem Einsatz ausrücken.

Da meldeten am späten Samstagabend gegen 22 Uhr mehrere Anrufer zwei hilflose Personen im Wasser. Unterhalb des Wehrs am Königlichen Schleusenwärterhaus in Heven hatten zwei schwimmende Personen die starke Strömung unterschätzt und waren in eine lebensbedrohliche Lage geraten, wie die Löscheinheit Herbede, die an dem Einsatz beteiligt war, berichtet.

Kanufahrer werfen Rettungswesten ins Wasser

Die Ehrenamtlichen der Freiwilligen Feuerwehr konnten beide Personen unverletzt aus dem Wasser retten. Sie wurden vom Rettungsdienst versorgt. Schon vor dem Eintreffen der Helfer hatten zwei anwesende Kanufahrer geistesgegenwärtig Rettungswesten ins Wasser geworfen und die beiden erschöpften Personen ans Ruhrufer gebracht.

Vanessa Vogel von der DLRG in Witten warnt vor den Tücken der Ruhr.
Vanessa Vogel von der DLRG in Witten warnt vor den Tücken der Ruhr. © DLRG | DLRG

Möglicherweise könnte der Einsatz mit dem Drachenbootrennen zusammenhängen, weil in der Nähe auch viele Teilnehmer gecampt hatten. Dafür spreche die recht späte Uhrzeit, sagt DLRG-Sprecherin Vanessa Vogel. Weil es in den Tagen vor dem Wochenende noch teils stark geregnet hatte, sei die Fließgeschwindigkeit des Flusses sehr hoch gewesen. Aktuell hat sich die Lage wieder beruhigt. „Aber man muss vor allem nach starken Regenfällen immer davon ausgehen, dass die Strömung stärker wird.“

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Die Stelle hinter dem Schleusenwärterhaus, wo eine Rampe hinter dem Wehr nach unten ins Wasser führt, ist für Menschen, die schwimmen gehen wollen, besonders verlockend - aber auch besonders gefährlich. „Vom Überlauf her gibt es immer eine Strömung“, so Vogel. Gehe die Schleuse in Betrieb, könne sich die Fließgeschwindigkeit zudem sehr schnell ändern.

Die Ruhr am Königlichen Schleusenwärterhaus in Witten-Heven. Hier ist es wegen des Überlaufs besonders gefährlich, zum Schwimmen ins Wasser zu gehen.
Die Ruhr am Königlichen Schleusenwärterhaus in Witten-Heven. Hier ist es wegen des Überlaufs besonders gefährlich, zum Schwimmen ins Wasser zu gehen. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Bislang haben die Retter der DLRG in diesem Jahr noch nicht viele Menschen aus einer Notlage befreien müssen. Ende April war ein älteres Ehepaar mit einem Ruderboot in den Mühlengraben unterhalb des Café del Sol gefahren und kam nicht mehr von der Stelle. Und das ausgerechnet am Überlaufwehr, an dem das Wasser zu dieser Zeit rasant in die Tiefe stürzte.

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„Sonst waren es eher kleinere Hilfeleistungen“, sagt die ausgebildete Rettungsschwimmerin Vogel. Etwa ein umgekippter Segler. Seit der Corona-Pandemie habe der Wassersport zugenommen - vor allem was günstige und aufblasbare Fortbewegungsmittel angeht, etwa Stand-Up-Paddles oder Kanus. Aber mit immer mehr Menschen, die sich teils ungeübt aufs Wasser wagen, steigt auch das Risiko von Unfällen. „Wir raten allen Wassersporttreibenden dazu, eine Schwimmweste zu tragen“, appelliert deshalb Vogel. Und zwar unabhängig von der körperlichen Fitness.

Schon vor Jahren hat die DLRG gemeinsam mit dieser Redaktion eine Karte der gefährlichsten Stellen der Wittener Ruhr erstellt. Diese sei immer noch gültig, sagt Vogel. Sie erinnert aber gleichzeitig daran, dass das Schwimmen in der Ruhr in Witten generell nicht erlaubt ist. „Es gibt keine ausgewiesene Badestelle - und das aus gutem Grund“, so die 30-Jährige. Es würde überall Gefahren geben, die man nicht sehen könne. „Und jedes Wochenende landet auch mehr Unrat im Wasser.“

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