Witten. Häuser für weit mehr als eine Million Euro? Die stehen auch in Witten zum Verkauf. Das teuerste ist für 4,3 Millionen Euro im Angebot.
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Die Immobilienblase ist vielleicht noch nicht geplatzt, aber sie hat schon deutliche Risse bekommen. Angesichts enorm steigender Preise hat die Nachfrage fürs normale Reihenhäuschen bereits spürbar nachgelassen. Bei den Luxusimmobilien sieht das allerdings ganz anders aus.
Bei Häusern zwischen 450.000 und 800.000 Euro sei der Markt in diesem Jahr massiv eingebrochen, erklärt Makler Christian Siebert, der die Wittener Filiale von Engel & Völkers leitet. Das bestätigt Joshua Schmiemann von „Artifex Immobilien“. „In diesem Bereich tut sich derzeit gar nichts. Da warten alle ab, was passiert.“ Der Grund: Wer sich für diesen Preis eine Immobilie kauft, muss sie meist finanzieren – und die Kosten für Kredite sind rasant gestiegen. „Wer vor sechs Monaten noch ein Haus für 900.000 Euro gesucht hat, kann sich jetzt nur noch eins für 700.000 leisten“, sagt Siebert.
Luxus-Objekt in Witten-Rüdinghausen ist verkauft
„Wer aber das Geld hat und sich mit der Inflation auseinandersetzen muss, der investiert vielleicht in eine hochwertige Immobilie“, so Schmiemann, der jüngst ein Luxus-Objekt in Rüdinghausen verkauft hat. Von diesen Kunden scheint es noch einige zu geben. Denn bei Objekten mit einem Preis von mehr als einer Million sei die Nachfrage unverändert hoch, versichern die beiden Makler. Allein bei Engel & Völkers sind aktuell 200 Kunden im Bereich Witten/Wetter/Herdecke gelistet, die bis zu anderthalb Millionen für ein Haus zahlen würden. Das hat kürzlich eine Nachfrage bei den Interessenten ergeben.
Einige von ihnen könnten in der Ruhrstadt fündig werden. Für das derzeit wohl teuerste Haus, das in Witten auf dem Markt ist, kommen sie allerdings nicht in Frage. Dafür müssten sie noch etwas mehr Geld auf den Tisch legen. Stolze 4,3 Millionen Euro kostet das Objekt, das von Engel und Völkers vermarktet wird. Lage? Größe? Ausstattung? Christian Siebert schweigt sich aus. Immobilien dieser Art werden diskret vermarktet. Auch Joshua Schmiemann, der derzeit (öffentlich) nichts in Witten anbietet, rät: „Nicht nur in die Online-Portale gucken.“ Sondern lieber den Kontakt mit dem Makler suchen.
Frölenhaus in Herbede ist noch zu haben
Einen möglichen Käufer gibt es für das vielleicht ungewöhnlichste Angebot in Witten: das Frölenhaus in Herbede, ein denkmalgeschützter mittelalterlicher Wehrspeicher aus dem Jahr 1553. Für 1.395.000 Euro bekommen die Interessenten 247 Quadratmeter Wohnfläche auf einem gut 1000 m² großen Grundstück und dazu die spannende Kombination aus Historie und Moderne – etwa bei dem Esszimmer mit Glaskuppel. Das Exposé wirbt zudem mit Teich, eigenem Brunnen – und dem ältesten Klo Wittens. Interesse? „Wir sind zwar in Verhandlungen, aber noch ist es zu haben“, so Siebert. Auch ein umgebautes Fachwerkhaus von 1700 irgendwo im Wald in Herbede sucht bei Immobilienscout24 noch einen Käufer – inzwischen für „nur“ noch 1.199.000 Euro.
Ganz neu im Angebot ist ein Objekt, das seit etwa einer Woche von „Marks Immobilien“ vermarktet wird: ein Einfamilienhaus in Bommern, das erst 2016 gebaut worden ist. „Es ist wirklich sehr modern gestaltet“, betont Walter Marks, der in diesem Monat schon ein Haus in Witten für 900.000 Euro verkauft hat. Auf 350 Quadratmetern Wohnfläche gibt es sieben Zimmer, Kochinsel, modernste Technik und eine große Dachterrasse mit Fernblick. Kostenpunkt: 1,45 Millionen Euro. „Das ist wirklich sehr außergewöhnlich – davon finden Sie in Witten keine zwei Häuser“, sagt der Fachmann.
Zwei Häuser im Parkweg im Angebot
Etwas mehr berappen – nämlich 1,79 Millionen Euro – muss man für ein Haus in Rüdinghausen, das als „sonnenverwöhnte Villa mit Fernblick“ von Engel & Völkers beworben wird. Auch dieses Einfamilienhaus hat eine lange Geschichte. Gebaut wurde es laut Exposé im Jahr 1700. Es ist kernsaniert und denkmalgeschützt. Makler Siebert schwärmt von „Stilelementen der heutigen Zeit, gepaart mit Fachwerk und der schönen Lage“.
Als begehrte Traumlage gilt auch die Gegend rund um den Hammerteich in Witten. Dort hat der 28-Jährige derzeit gleich zwei Objekte im Angebot. Ein modernes Einfamilienhaus mit einer Dachterrasse und spektakulärem Ausblick für 1,45 Millionen sowie ein Haus im Parkweg, 1973 gebaut, mit Swimmingpool im Keller und einem 1700 m² großen Grundstück für 780.000 Euro. Nach einer Sanierung wird auch dies ein Millionenobjekt sein.
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Gleich 3000 Quadratmeter Grundstück hat eine Villa von 1950 in Bommern, die für 1,1 Millionen Euro zu haben ist. Wem sie nicht modern genug sei, könne hier über einen Abriss und Neubau nachdenken, so Siebert. Wobei Sanierung und Neubau in diesen Zeiten ja auch noch eine Sache sind. Bis zu 2000 Euro pro Quadratmeter müsse man angesichts der gestiegenen Kosten derzeit bei einer Sanierung rechnen, sagt der Makler, beim Neubau eines Hauses mit 4500 Euro. Wohin der Trend geht? Unklar.
Doch trotz aller Kosten: „Eigentum lohnt sich noch immer“, sagt Christian Siebert. Statt Miete solle man lieber in die eigene Tasche zahlen. Angesichts von Inflation und steigenden Preise müsse das Motto heißen: „Grundbuch statt Sparbuch!“