Witten. Aus der Ukraine kommen viele junge Frauen und Kinder. Das könnten mögliche Täter ausnutzen. Pro Familia Witten warnt vor sexualisierter Gewalt.

Pro Familia in Witten warnt vor sexualisierter Gewalt an geflüchteten Frauen und Kindern aus der Ukraine. Mögliche Opfer könnten nicht unterscheiden, „ob die geöffnete Autotür in eine sichere Zuflucht führt – oder nicht“.

Pro Familia in Witten: „Unbürokratisch darf nicht unorganisiert heißen“

Das bemerkenswerte private Engagement ermögliche es auch potenziellen Tätern, sich als Helfende auszugeben und „auf hilflose, verletzliche Menschen zuzugreifen“, heißt es in einer Erklärung von Pro Familia. Deshalb seien neben der schnellen Aufnahme weitere Sicherheitsmaßnahmen erforderlich, damit „Frauen und Kinder gut versorgt und vor (weiterer) Gewalt geschützt sind“.

„So darf ,unbürokratisch’ nicht ,unorganisiert’ heißen“, erklären die Beraterinnen und Berater. Offizielle Meldungen bei Behörden und Hilfsorganisationen stellten sicher, dass niemand verloren gehe. Verwiesen wird auch auf den Betroffenenrat, ein Beratergremium beim „Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs“ (UBSKM).

Betroffenenrat warnt vor sexueller Gewalt und Zwangsprostitution

Der weist darauf hin, dass derzeit vieles auf Vertrauen und Gutgläubigkeit beruhe, wenn Privatleute und Initiativen Flüchtlinge direkt in Berlin oder an der Grenze abholten. „Aber nicht jedes Hilfsangebot ist seriös. Es besteht die reale Gefahr, dass insbesondere Frauen und Kinder Opfer von sexueller Gewalt und Zwangsprostitution werden“.

Gefordert wird eine flächendeckende Registrierung ab Grenzübertritt. Sonst bleibe das Risiko bestehen, dass Kinder und Frauen auf der Flucht einfach verschwinden und schwere Gewalt erfahren. Der Betroffenenrat appelliert an Städte, sonstige Behörden, Kirchen und alle weiteren Aufnahmeeinrichtungen, Schutzrechte und notwendige Standards sicherzustellen, besonders bei Minderjährigen.

Beratungsstelle in Witten steht auch Flüchtlingen offen

„Auch hier in Witten stellen ganz viele private Menschen Unterkünfte zur Verfügung“, sagt Vanessa Kopp von Pro Familia. „Es gibt ganz viele mit ehrenwertem Engagement. Aber man schaut halt nur jedem Menschen vor den Kopf.“ Die Familienberaterin warnt vor Helfern, die womöglich eigene Absichten verfolgten oder sogar dem „Wolf im Schafspelz“.

Diese Täterinnen oder Täter könnten die Situation ausnutzen, Frauen zum Beispiel in die Zwangsprostitution treiben oder auch selbst übergriffig werden. Kopp spricht von Ausbeutung. „Es entstehen schnell Abhängigkeiten, wenn man irgendwo privat unterkommt.“

Um so wichtiger seien geordnete Strukturen. Wer jemanden aufnehmen wolle, solle sich an die Behörden oder Hilfsorganisationen wenden, die dann die Verteilung übernehmen. Vanessa Kopp: „Niemand sollte auf eigene Faust einfach fremde Personen aufnehmen.“

Die Beratungsstelle an der Annenstraße 120 glaubt, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis Frauen oder Kinder an der Annenstraße 120 vorstellig werden – nicht einmal nur wegen möglicher sexualisierter Gewalt, die sie vielleicht auf ihrer Flucht erlebt haben, sondern auch wegen anderer Themen, etwa einer ungeplanten Schwangerschaft.

Weitere Infos bei Pro Familia, Annenstraße 120: Schwangerenberatung Tel. 02302 69 91 90, Erziehungsberatung Tel. 39 28 812, „Horizonte“, Fachstelle für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bei sexualisierter Gewalt, Tel. 69 89 35