Witten. Wenig entlastend war die Aussage eines Gutachters im Vergewaltigungs- und Missbrauchsprozess. Das sagt der Psychiater über den Mann aus Witten.
In dem Prozess um Vergewaltigung sowie sexuellen Missbrauch von Schutzbefohlenen und Kindern hat das Landgericht Bochum am Mittwoch den Gutachter gehört. Angeklagt ist ein 40-jähriger Witten.
Gutachter: Für den Wittener sind immer andere schuld
Der Mann sei schuldfähig und eine Einweisung in eine Suchttherapie wegen Alkohol oder Cannabiskonsum nicht erforderlich, erklärte der 64-jährige Psychiater. Bei dem Angeklagten handele es sich um eine dissoziale Persönlichkeit, die narzisstisch veranlagt sei. Immer hätten andere Schuld. Der Mann selbst bestreitet nach wie vor sämtliche Vorwürfe.
Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, 2008 seine damalige Lebensgefährtin vergewaltigt zu haben. Außerdem soll er 2021 regelmäßig seine damals 16 Jahre alte Tochter missbraucht haben, einmal auch zusammen mit einem achtjährigen Mädchen.
800 Kinder- und Jugendpornos auf dem Computer
Auf dem Computer des Mannes waren mehr als 800 Kinder- und Jugendpornos gefunden worden. Die Pornos hätten sich auf der Computer-Festplatte seiner Tochter befunden, hatte der Beschuldigte gegenüber dem Gutachter behauptet. Und es sei der damalige Freund seiner Ex-Partnerin gewesen, der die Tochter sexuell bedrängt habe. Nur auf Veranlassung der Mutter sei es zu keinem Strafverfahren gekommen, gab der Gutachter die Angaben des Mannes wider.
Von pädophilen Neigungen habe sich der Mann klar distanziert. Das Mädchen, das bis dahin bei der Mutter lebte, hatte 2021 Kontakt zum Vater gesucht und war bei ihm eingezogen. Angeblich habe es Angst vor seiner Mutter gehabt. Das Verhältnis war harmonisch, berichteten Zeuginnen aus einem Familienrechtsstreit. Die Wohnung sei sauber und aufgeräumt gewesen und das Mädchen habe sich beim Vater wohlgefühlt. Von sexuellen Aktivitäten sei nie die Rede gewesen. Tatsächlich sollen beide regelmäßig Sex gehabt haben.