Witten. Witten ist auf einem guten Weg, kann seine Ökobilanz aber noch verbessern. Dabei will die neue Klimaschutzbeauftragte Kaja Fehren helfen.

Ein Erfolg: Wittens stärkste mit Abgasen belastete Straße, die Ruhrstraße, ist nun endgültig vom Radar der Bezirksregierung verschwunden. Die dortige Feinstaubbelastung, in der Vor-Coronazeit das Aufregerthema schlechthin, liegt nun seit mehr als einem Jahr unter dem EU-Richtwert von 40 Mikrogramm. Dass sich in Witten noch mehr in Sachen Klimaschutz tut, dafür will nun Kaja Fehren sorgen, seit Januar Klimaschutzbeauftragte der Stadt.

Wo steht Witten in puncto Klimaschutz? Gar nicht mal so schlecht, findet Kaja Fehren. „Viele Dinge, die Witten schon angeschoben hat, sind nicht selbstverständlich bei Städten dieser Größenordnung.“ Dazu gehört auch, dass die Stelle der Klimaschutzbeauftragten in Witten entfristet ist und nicht wie in anderen Städten nach Ablauf einer Förderung ausläuft. Die 29-Jährige war eine von zwölf Bewerbern auf den Job, den ihre Vorgängerin Sonja Eisenmann Ende Juni 2020 gekündigt hatte. Sie kümmert sich inzwischen um den Klimaschutz bei der Bochumer Stadtverwaltung.

„Stadtverwaltung kann nur Rahmenbedingungen schaffen“

„Hier in Witten gibt es viel Potenzial für den Klimaschutz und viele engagierte Bürger“, lobt Fehren. Sie nennt die Gruppe Klimaallianz, die Uni mit ihrem innovativen Holz-Neubau und auch einige Firmen, die sich bemühen, klimaneutral zu produzieren, etwa Friedr. Lohmann.

Klimaschutz sei eine Gemeinschaftsaufgabe, so die studierte Raumplanerin. Die Stadtverwaltung könne dabei nur Rahmenbedingungen schaffen. Also vermitteln, vernetzen, informieren. Vor allem wolle sie auf die Bürger zugehen. „Wir erhoffen uns, dass konkrete Projekte aus dieser Arbeit hervorgehen“, meint Stadtbaurat Stefan Rommelfanger.

Klimaschutz geht nicht ohne Mobilitätswende

Radverkehrsbeauftragter noch immer gesucht

Für den Klimaschutz wurden in der Stadtverwaltung zwei Stellen geschaffen. Neben der Klimaschutzbeauftragten soll es einen Radverkehrsbeauftragter geben. Die Stelle ist jedoch schwierig zu besetzen, eine erste Ausschreibung scheiterte mangels Bewerbern. „Wir möchten einen Ingenieur, der auch in die Planung der Radwege gehen kann“, sagt Stadtbaurat Stefan Rommelfanger. Weil viele Städte gerade ihr Radwegenetz ausbauen, seien Fachkräfte rar. Aber: „Zurzeit laufen Bewerbungsgespräche und ich bin zuversichtlich, dass es diesmal klappt.“

Als eine ihrer ersten Aufgaben nennt Kaja Fehren das „Integrierte Klimaschutzkonzept der Stadt Witten“. Dieses hat der Stadtrat 2013 beschlossen und muss überarbeitet werden. „Aber: Klimaschutz geht nicht ohne Mobilitätswende“, sagt Fehren. Sie möchte darum die Bedingungen für E-Autos und Radler verbessern.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die energetische Sanierung von Häusern. Im Bereich Crengeldanz/Heven-Ost, wo der Wohnbestand vorwiegend in privater Hand ist, wäre dies dringend nötig. Dabei geht es um Photovoltaikanlagen oder neue Heizungen. „Wir haben Fördermittel akquiriert und setzen jetzt auf die direkte Ansprache der Hausbesitzer.“

Witten soll bis 2050 klimaneutral werden

An diesem Tag ist die Neu-Wittenerin mit dem Rad ins Rathaus gefahren. „Ich muss ja auch Vorbild sein und versuche in meinem Alltag möglichst umweltfreundlich zu leben“, sagt sie. „Und andererseits fahre ich auch einfach gerne Rad.“ Auch die Stadtverwaltung wird umweltfreundlicher werden. So gibt es bereits zwei E-Autos, die in einem Carsharing-Modell genutzt werden, und zwei Elektro-Kastenwagen für die Werkstatt.

Das erklärte Ziel der Klimaschutzbeauftragten ist, dass Witten bis 2050 klimaneutral wird. Dazu muss man verschiedene Hebel in Bewegung setzen – womit wir wieder bei der Ruhrstraße wären. Die Stickstoffdioxid-Absenkung hat die Stadtverwaltung mit einer Busvorrangschaltung erreicht, einer einkassierten Abbiegespur am Kornmarkt und einem kürzeren Fußgängerüberweg an der Kreuzung Bahnhofstraße. Seit Dezember 2019 werden zudem Euro-6-Dieselbusse auf der Strecke eingesetzt. Das I-Tüpfelchen, so Stadtbaurat Rommelfanger, war übrigens der pandemiebedingte Verkehrsrückgang.