Witten. Ihr interaktives Theater durften die „Wallfahrer“ in den vergangenen Monaten nur digital machen. So haben sie die Corona-Zeit für sich genutzt.
Keine Auftritte, dafür aber viel proben, neue Kostüme basteln und Skripte schreiben – das Duo „Wallfahrer“ war trotz Corona-Pause nicht untätig. Im vergangenen Sommer hatten der Wittener Jens Esser (25) und Norman Hesse (31) aus Bochum ihre Theater-Showauf Youtube verlegt. Am Wochenende dürfen sie endlich wieder live als „Torx“ und „Damon“ auftreten – zum ersten Mal seit mehr als anderthalb Jahren.
„Wir sind sehr froh, endlich wieder auftreten zu können. Denn live kommen wir einfach viel besser rüber als digital“, sagt Norman Hesse. Im Sommer 2020 hatten die beiden Freunde auf ihrem Youtube-Kanal „Wallfahrer“ kleine Shows als Videos hochgeladen, verbunden mit einer Spendenkampagne. Die seien zwar gut angekommen. Aber „man muss uns live erleben, nicht nur sehen“, sagt Jens Esser.
Mehr als 30 Seiten Text auswendig lernen
Die Corona-Pause haben sie genutzt, um ihre Show zu erweitern. Statt eine halbe Stunde dauert sie von jetzt an eine ganze. Für Norman, der die Rolle des „Damon“ spielt, bedeutet das, mehr als 30 Seiten Text auswendig zu lernen. Doch nicht nur an dem Skript haben die beiden gearbeitet.
Ihre neue Show für die kommenden Auftritte beinhalt ein Dutzend Spezialeffekte, wie Schneekanonen, Seifenblasen, Wasserspritzer und Pyrotechnik. Ihre Inszenierung ist eine Mischung aus Zauberkunst, Theater und Stunt-Show mit einer großen Portion schwarzem Humor. Das Wichtigste dabei: die Interaktion mit dem Publikum.
Corona-konforme Requisiten im mystisch-gruseligen Stil
Damit dieses Zusammenspiel mit den Zuschauern bei den kommenden Auftritten möglichst sicher ist, haben Jens Esser und Norman Hesse einige corona-konforme Requisiten in ihre Show eingebaut. Darunter sind zum Beispiel ein Visier, Handschuhe und ein Desinfektionsmittelspender – natürlich alles im mystisch-gruseligen Stil gestaltet. Für die vielen Requisiten, die sie in den vergangenen Jahren gebaut und gebastelt haben, mieten die beiden ein Lager in Annen.
Erster Auftritt in Herne
Ihren ersten Auftritt seit Pandemiebeginn haben die „Wallfahrer“ am Samstag, 17. Juli, und Sonntag, 18. Juli, bei den „Strünkeder Sommerstunden“ in Herne. Die Karten kosten sechs Euro an der Tageskasse.Infos dazu gibt es unterherne.de/Kultur-und-Freizeit/Veranstaltungen/Herner-Veranstaltungen-im-JahresueberblickFür einen möglichen Auftritt beim Wittener Wiesenviertelfest im Spätsommer laufen aktuell die Gespräche.
Nur wenige Teile und Kostüme, an denen er gerade arbeitet, bewahrt Jens Esser bei sich zuhause an der Augustastraße auf. In der ehemaligen Waschküche hat er sich eine kleine Werkstatt eingerichtet. Auf der Terrasse und im Garten daneben proben die beiden die Szenen. „Wir proben hier ohne die richtigen Kulissen und Requisiten, das ist eine große Herausforderung und braucht viel Vorstellungskraft. Wie das Ganze letztendlich aussieht, werden wir selbst erst beim Auftritt merken“, sagt Norman Hesse.
Traum: Mit Solo-Show international auftreten
Mit ihren Proben im Garten haben die „Wallfahrer“ schon einige Nachbarn unterhalten, erzählen sie. Weil der Garten in einer Art Innenhof liegt, können viele Nachbarn sie von ihren Balkonen aus beobachten. „Mittlerweile wundert sich auch keiner mehr, wenn hier mal eine Guillotine im Garten steht oder wir Pyrotechnik zünden“, sagt Jens Esser lachend.
Allein für die Spezialeffekte gibt das Duo für jeden einzelnen Auftritt mehr als 100 Euro aus. Dazu kommen Kosten für den Transport mit einem LKW, die Lagerung der Requisiten, die Technik und das Material für die Kostüme. Das alles bezahlen Jens Esser und Norman Hesse aus eigener Tasche. Aus dem Solidaritätsfonds, den die Stadt Witten wegen der Corona-Pandemie für die freie Kulturszene eingerichtet hat, haben sie auf Antrag gut 1700 Euro zugesprochen bekommen.
Die beiden haben noch längst nicht genug. Das zusätzliche Geld und die Einnahmen von den kommenden Auftritten wollen sie nutzen, um die Show weiter „zu optimieren“, sagen sie. Ihr Traum: Eine 90-minütige Solo-Show entwickeln und irgendwann damit international auftreten.