Witten. Eberles, Pächter des Zechenhauses Herberholz in Witten, bleiben optimistisch. Welche Hilfe das Ehepaar nach den Unwetterschäden erfährt.
Heinz und Angelika Eberle hat es doppelt getroffen: Mitte Juli hat „Tief Bernd“ zu schweren Wasserschäden auch im Zechenhaus Herberholz geführt, dessen Pächter sie sind. Am 19. September stand im Muttental das wenige Meter entfernte historische Steigerhaus in Flammen, das aufgrund eines technischen Defektes vollständig ausbrannte. Die Eberles wollen trotzdem nicht aufgeben und hoffen, eine Woche vor dem Osterfest im nächsten Jahr wieder Gäste am und im Zechenhaus bewirten zu können.
Beim verheerenden Unwetter stand das Zechenhaus Herberholz im Wasser. „Unser Gelände sah aus wie eine Seenplatte“, sagt Heinz Eberle (69). Der erste Zugang zum Gelände am Haus, eine Steinbrücke, wurde zerstört. Der sonst beschauliche Muttenbach war im Tal tosend über die Ufer getreten. Eberle: „Der Bach hat das Brückenfundament unterspült.“ Wasser und Schlamm standen rund 80 Zentimeter hoch im Haus. Auch dessen Einrichtung wurde schwer beschädigt.
Die Bautrockner im Wittener Zechenhaus von 1875 laufen immer noch
Bis auf eine Höhe von einem Meter hat Heinz Eberle selbst den Putz von den Wänden entfernt, damit das Mauerwerk besser trocknen kann und sich kein Schimmelpilz ausbreitet. Ehrenamtliche Arbeit. Die Bautrockner im historischen Gebäude von 1875, das der Stadt gehört, laufen immer noch. Nach dem ersten Schock erfuhren die Eberles eine Welle der Hilfsbereitschaft. Knappenvereine und deren Mitglieder, nicht nur aus der Region, meldeten sich, fragten nach, wie sie helfen könnten. Der Landesverband NRW der Knappenvereine spendete Geld und hört beim Bundesverband nach, ob dieser nicht bereit wäre, Geld für den Wiederaufbau der durch das Wasser zerstörten Brücke am Gelände zu geben.
Diese lag zerbrochen im Muttenbach und wurde von einer Baufirma zerlegt, die Brückenteile aus dem Bachbett entfernt. „Der Wiederaufbau der Brücke muss natürlich mit den Behörden abgestimmt werden“, sagt Eberle. Aus ihrem früheren Gastraum konnten er und seine Frau Tische und Stühle retten. Die Theke und eine Schauvitrine arbeitet ein Schreiner für sie auf, bezahlt wird dessen Arbeit vom Arbeitskreis Witten des Fördervereins bergbauhistorischer Stätten. Ein Mitglied des Knappenvereins Hammerthal hat eine gebrauchte, gute Küche gespendet.
Stadt Witten versucht, Geld aus dem Fluthilfe-Mittel-Topf zu bekommen
Auch alte Flözkarten aus dem Ruhrgebiet, ein Geschenk eines alten Bergmannes an Heinz Eberle, wurden vom Wasser angegriffen. Das Unternehmen RAG (früher Ruhrkohle AG) hat angeboten, die Karten zu restaurieren und fachmännisch zu lagern. Ein Elektriker im Ruhestand erneuert gerade die elektrischen Leitungen im Zechenhaus. Ein Mitglied des Knappenvereins Bochum-Linden-Dahlhausen bezahlt neue Schauvitrinen, in denen im neuen Jahr unter anderem wieder kleine Grubenlampen, Schnupftabakdosen sowie Modelle von Zechengebäuden zu sehen sein sollen.
Für die Beseitigung der Schäden am Zechenhaus Herberholz versucht die Stadt, Geld aus dem 30 Milliarden Euro starken Fluthilfe-Mittel-Topf des Bundes und der Länder zu bekommen, sagt der städtische Denkmalpfleger Magnus Terbahl. Beim ausgebrannten Steigerhaus nebenan, das auch der Stadt gehört, habe ein Gutachter der Versicherung gerade die Schäden aufgenommen.
Kollekte für das Zechenhaus Herberholz
Bei einem Gottesdienst im Innenhof des Altenzentrums am Schwesternpark Feierabendhäuser Ende September haben die Besucher ihre Verbundenheit mit dem Zechenhaus Herberholz gezeigt. Heinz Eberle, Pächter des Hauses, berichtete von den schweren Regenfällen im Juli, die große Schäden verursacht hatten. Der Gottesdienst wurde gestaltet vom CVJM-Posaunenchor der Johannisgemeinde und Pfarrer Christian Holtz. Das Pächterehepaar Eberle konnte sich über die Kollekte freuen. Wer für das Zechenhaus im Muttental spenden möchte, kann dies auf folgendes Konto tun: Förderverein Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier e.V., IBAN: DE13 4525 0035 0000 6528 26; Stichwort: Zeche Herberholz.
Dass das Fachwerkhaus, das mindestens 200 Jahre alt war, originalgetreu wiederaufgebaut werden kann, davon geht der städtische Denkmalschützer nicht aus. „Bei den derzeitigen Baupreisen ein Fachwerkhaus zu rekonstruieren, das ist sicher nicht finanzierbar.“ Angelika und Heinz Eberle hoffen, dass sie und ihre Gäste nicht jahrelang auf eine Ruine blicken müssen.