Im Biergarten des Zechenhauses Herberholz können Besucher jetzt sehen, wo Bergleute im Muttental einst zum Kohleabbau in die Tiefe stiegen.

Seit vier Jahren sind Heinz Eberle und seine Frau Angelika die Gastronomen im Zechenhaus Herberholz. Der 67-jährige Bochumer bewirtet seine Gäste an Wochenenden und Feiertagen nicht nur mit Kaffee und Kuchen, sondern erklärt ihnen auch, warum das Zechenhaus so wichtig für die Bergbaugeschichte des Muttentals ist. Für Besucher gibt es dort jetzt noch etwas ganz Besonders zu sehen: Sie können einen Blick in einen Schacht werfen, der mit großer Wahrscheinlichkeit einmal der Schacht Conrad war.

Angelika und Heinz Eberle in ihrem liebevoll eingerichteten Gastraum im Zechenhaus Herberholz, in dem es viele historische Stücke aus alten Bergbauzeiten zu bestaunen gibt.
Angelika und Heinz Eberle in ihrem liebevoll eingerichteten Gastraum im Zechenhaus Herberholz, in dem es viele historische Stücke aus alten Bergbauzeiten zu bestaunen gibt. © Funke Foto Services GmbH | Walter Fischer

Der ursprüngliche Schacht, der im Muttental 20 Meter tief bis zum St. Johannes Erbstollen führte, wurde seit 1828 abgeteuft und liegt im heutigen Biergarten des Zechenhauses. Bislang klärt nur eine Tafel am Eingang darüber auf, dass Kohle dort früher mit Hilfe einer Handhaspel gefördert wurde. Die von Pferden gezogene Muttentalbahn beförderte das schwarze Gold aus dem Tal heraus. Ab 1835 verlagerte die Zeche Louisenglück ihre Kohleförderung nach Osten an die Frielinghauser Straße, wo es die Tiefbauschächte Elisabeth und Jupiter gab. Der Schacht Constanz wurde von der Zeche vorwiegend als Wetterschacht zum Ein- und Ausfahren der Bergleute benutzt. 1927 wurde er schließlich stillgelegt und verfüllt.

Zwei ehemalige Steiger bauen einen Förderwagen nach historischen Vorlagen

Bommeraner Bergbaugeschichte, die der Wittener Arbeitskreis des Fördervereins bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier Besuchern noch anschaulicher zeigen möchte. Ein Vertreter des Bergamtes in Arnsberg besuchte deshalb das Zechenhaus, zeigte anhand von Koordinaten, wo der Eingang zum Schacht Constanz in etwa lag.

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„Auf plus/minus zehn Meter“ habe man das dann gewusst, sagt Karl Ackermann, ehemaliger Steiger und Mitglied des Arbeitskreises. Daraufhin wurde eine Firma beauftragt, im Biergarten des Zechenhauses eine rund zwei Meter tiefe Grube auszuheben. Ackermann verkleidete den Schachtzugang mit Holz und fertigte ein Laufgitter an, das den Zugang schützt, Interessierten aber einen Blick nach unten gewährt.

Karl Ackermann mit einer historischen Grubenlampe. Der 69-Jährige hat den Schachteingang mit Holz verkleidet.
Karl Ackermann mit einer historischen Grubenlampe. Der 69-Jährige hat den Schachteingang mit Holz verkleidet. © Funke Foto Services GmbH | Walter Fischer

Was jetzt noch fehlt, ist ein Dreibaum und ein Haspel sowie ein 1,50 Meter langer Förderwagen, den Ackermann zusammen mit dem ehemaligen Steiger Hermann Dede (72) für die Besucher des Geländes baut. Ehrenamtlich. „Und nach historischen Vorlagen“, wie Ackermann (69) betont, der zusammen mit Hermann Dede das Außengelände des Zechenhauses auch mit technischen Hinterlassenschaften aus ehemaligen Zechen bestückt hat. Auch ehrenamtlich – versteht sich.

Im Zechenhaus wird am 29. September mit der Band Gleis 38 das Saisonende gefeiert

Hans-Werner Lux, Vorsitzender des Arbeitskreises des Fördervereins bergbauhistorischer Stätten, freut sich über den Einblick in den Schacht Constanz. Denn der Regionalverband Ruhr beabsichtige, Menschen noch stärker auf die Bergbaugeschichte des Reviers aufmerksam zu machen – auf der Zeche Zollverein in_Essen, aber auch im Muttental. Lux: „Und da wollen wir dabei sein.“

Die Gastronomieim Zechenhaus

Das Zechenhaus Herberholz findet man an der Muttentalstraße 32. Es ist bis zum 29. September samstags, sonntags und feiertags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Bei gutem Wetter ist auch der Biergarten auf – und immer der Gastraum des Hauses, in dem Besucher sich wie in einem kleinen Bergbau-Museum fühlen können.

Die Außenausstellung auf dem Gelände des Zechenhauses ist das ganze Jahr kostenlos zugänglich. Zu sehen sind dort viele Bergbau-Erinnerungsstücke – darunter Bohrmaschinen für den Streckenvortrieb und eine Stube, in der einst Grubenlampen ausgegeben wurden.

Für Heinz Eberle und Angelika Eberle, das Gastronomenpaar im Zechenhaus Herberholz, das um 1875 als Betriebsgebäude der Zechen Louisenglück und Herberholz erbaut wurde, geht am 29. September die Saison zu Ende. An diesem Sonntag soll noch einmal kräftig mit Gästen gefeiert werden. Ab 11 Uhr zunächst mit einem Bergmannsgottesdienst und dem CVJM-Posaunenchor Witten. Eberle: „Wir erwarten auch rund 50 Vertreter von Knappenvereinen aus Bochum, Essen, Wuppertal und natürlich Witten.“ Ab 13 Uhr spielt die Band Gleis 38. Grillwürstchen, Waffeln, Schmalzstullen gibt es auch, verspricht Angelika Eberle. Danach machen die Eberles Pause und sind wieder ab dem Muttentalfest 2020 für ihre Gäste da.

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