Witten. Nach Wochen der Ungewissheit ist der Wagen der Familie Tränkler gefunden worden. Dass er nun wieder in Witten steht, war aber nicht so einfach.
Fast zwei Monate sind vergangen, seit Familie Tränkler vom Circus Antoni morgens vergeblich ihren weinroten Bulli auf der Wiese neben Ostermann in Witten gesucht hat. Der Wagen, mit dem die Familie normalerweise Futter für die Tiere geholt hat, ist in der Nacht vom 17. auf den 18. Februar gestohlen worden. „Wir hatten schon ganz die Hoffnung aufgegeben“, sagt Ramona Tränkler. Doch dann kam die gute Nachricht: Das Auto ist wieder aufgetaucht. In den Niederlanden.
Am frühen Sonntagmorgen des 7. März war der Wagen Polizisten in Venlo aufgefallen. Sie überprüften das Fahrzeug und trafen darin auch den Fahrer an, der offenbar in dem Auto wohnte, berichtet Polizeisprecher Volker Schütte. „Er hat erst eine Fabelgeschichte erzählt“, so Schütte, habe dann aber den Diebstahl recht unumwunden gestanden mit den Worten: „Die Karre habe ich in Deutschland geklaut.“
Abschleppdienst bringt der Zirkusfamilie den Wagen kostenlos zurück
Die Polizei habe den Bulli zunächst beschlagnahmt, berichtet Ramona Tränkler. Danach stand der Wagen bei einem Abschleppdienst in Venlo zur Abholung bereit. Da die Zirkusfamilie aber nicht davon ausgegangen war, den Wagen jemals wiederzusehen, hatte sie ihn drei Wochen nach seinem Verschwinden abgemeldet. Und mit einem abgemeldeten Wagen konnte sie natürlich nicht nach Witten fahren. Wieder anmelden ging aber auch nicht, denn das Auto befand sich ja gar nicht in Deutschland.
Doch dank des niederländischen Abschleppdienstes ließ sich diese scheinbar ausweglose Situation lösen. „Die haben uns das Auto kostenlos hergebracht“, sagt Ramona Tränkler dankbar. „Die Holländer haben uns großartig unterstützt.“ Am Donnerstag, 8. April, kam der Bulli unbeschadet wieder bei der Familie an. „Das Auto läuft und es ist alles in Ordnung“, so die Zirkus-Chefin.
Polizei beschlagnahmt Gegenstände aus dem Auto
Auch interessant
Nur in dem Wagen gibt es offenbar noch Einiges zu entdecken. „Da liegen Sachen drin, die uns nicht gehören“, sagt Ramona Tränkler. Ein Autoradio etwa, ein Navigationsgerät, ein Hammer. „Diebesgut?“, spekuliert sie. Die Polizei hat die Gegenstände beschlagnahmt. Von außen betrachtet habe sich das Fahrzeug nicht verändert. Sogar die Kennzeichen sind noch dran. „Sehr mutig“, findet Ramona Tränkler es, dass der Dieb damit offenbar mehrere Wochen herumgefahren ist.
Zumal der Fahrer mit dem Bulli auch geblitzt worden ist. Einmal am 18. und einmal am 19. Februar, so Volker Schütte von der Polizei. Die Fotos haben die Tränklers auch gesehen. „Der Fahrer war uns aber unbekannt“, so die Zirkus-Chefin.
Dieb konnte die Wache in den Niederlanden wieder verlassen
Circus Antoni sucht weiterhin nach einer neuen Bleibe
Eine Wiese hinter den leeren Ostermann-Parkplätzen in Witten – das ist im Moment das Zuhause der 45 Tiere und 23 Menschen von Circus Antoni. Jahrelang war ihr Winterquartier am Sonnenschein an der Brückstraße. Doch dort baut das Marien Hospital einen neuen Parkplatz. „Wir sind der Familie Ostermann sehr dankbar, dass sie uns den Platz hier zur Verfügung gestellt hat“, sagt Ramona Tränkler. Eine dauerhafte Lösung ist die Fläche jedoch nicht. Bei der Suche nach einer langfristigen Bleibe hatte auch Bürgermeister Lars König seine Unterstützung angekündigt. Auch diese Hilfe blieb aber bislang erfolglos.
Für die Polizei allerdings war der Mann kein Unbekannter. Der 34-Jährige ohne festen Wohnsitz war schon einmal von der Polizei belangt worden, weil er mehrere Garagen im Kreis Viersen aufgebrochen hatte. Die Fotos, die im Zusammenhang mit diesen Taten gemacht worden sind, wurde mit denen aus dem Blitzer verglichen und die Identität des Mannes so bestätigt. In Haft sei der 34-Jährige allerdings nicht, erklärt Volker Schütte. „Er wurde in Holland wieder von der Wache entlassen – ohne das Auto allerdings.“
Ganz zur Freude von Ramona Tränkler, die die Hoffnung, dass der weinrote VW mit der Aufschrift „Ambulanzservice“ wieder auftaucht, schon längst aufgegeben hatte. Doch dann kam die gute Nachricht von der Polizei. „Hätte der Polizist, der mir das gesagt hat, in dem Moment vor mir gestanden, ich hätte ihn am liebsten umarmt“, sagt Tränkler.