Witten/Krakau. Das Leid der Kinder im Ukraine-Krieg berührt eine Kinderärztin aus Witten sehr. Sie brach jetzt zu einer besonderen Hilfsaktion in Polen auf.
Das Leid der Kinder im Ukraine-Krieg geht den Menschen sehr zu Herzen. Ihr Schicksal berührt die Wittenerin Carmen Aramayo-Singelmann auf besondere Weise. Sie ist Kinderärztin und behandelt seit Jahren Geflüchtete. Kurz entschlossen half sie jetzt in einem großen Flüchtlingsheim im polnischen Krakau.
Kontakte über Ukrainehilfe in Witten geknüpft
Zuvor hatte sie sich bei den Behörden des Nachbarlandes um die Erlaubnis gekümmert, Kinder untersuchen zu dürfen. Über Olga Tape von der Ukrainehilfe in Witten kam der Kontakt zustande. „An den Belastungen und Strapazen einer Flucht haben vor allem die Heranwachsenden extrem stark zu tragen“, sagt die Medizinerin. „Sie wissen nicht, was mit ihnen geschieht, müssen ihre gewohnte Umgebung, verlassen und spüren zudem die Angst der Eltern“. Die Folge: Viele Mädchen und Jungen werden krank oder zeigen Krankheitssymptome.
Als sie nun in der Krakauer Unterkunft angekommen war, bildete sich sofort eine lange Schlange. Die Familien hatten über Lautsprecher erfahren, dass einen Tag lang eine Kinderärztin zur offenen Sprechstunde einlädt. „Die Verwaltung der Unterkunft hatte mir in dem ehemaligen Studentenheim sogar ein eigenes Zimmer zur Verfügung gestellt.“ Ein Dolmetscher fand sich vor Ort.
Kinder leiden unter Kopfschmerzen, Bronchitis und Erbrechen
Viele Stunden nahm sich Carmen Aramayo-Singelmann Zeit für die jungen Patienten. Einige klagten über Kopfschmerzen, andere litten unter Erbrechen und Übelsein. Weitere Kinder kämpften mit Husten oder hatten sogar Bronchitis. Sehr auffällig war nach ihren Worten der hohe Blutdruck bei manchen Jugendlichen. „Für das Alter sehr ungewöhnlich. Das zeigt, was sie wirklich durchmachen.“ Medikamente hatte die gebürtige Bolivianerin aus ihrer eigenen Hausapotheke auf Lager und wenn Arzneimittel fehlten, besorgte sie die mit ihrer Ärztebescheinigung in einer nahe gelegenen Apotheke.
„Bei den Untersuchungen kam es vor allem auch darauf an, die Eltern zu beruhigen“, erzählt die Ärztin. Sie hatten Sorge, ihre Kinder seien ernsthaft erkrankt. „Doch das war bis auf ganz wenige Ausnahmen nicht der Fall“. Mit den guten Nachrichten gelang es der Medizinern, Eltern und Kindern ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
Hygieneartikel und Verbandsmaterial für die Ukraine gespendet
Nachdem die 35-Jährige schon früh an dem besagten Samstagmorgen mit der offenen Sprechstunde gestartet war, kam am Nachmittag die Frage auf, ob sie noch Kinder in einem Hotel außerhalb von Krakau behandeln könne. Auch dort waren Flüchtlinge gelandet. Dem Wunsch habe sie nur zu gerne erfüllt. Bei der gesamten Aktion stand der Ärztin ihre Frau Yvonne Aramayo-Singelmann zur Seite. Denn die Genehmigungen einzuholen, die Tour zu organisieren, war mit erheblichem Aufwand verbunden.
Zudem kann die Betreiberin einer Werbeagentur auf vielfältige Kontakte zurückgreifen, die jetzt sehr hilfreich waren. Darüber hinaus nahmen die beiden in ihrem Jeep eine große Menge an Verbandsmaterialien und Hygieneartikeln mit, die in die Ukraine weiter transportiert werden. In wenigen Wochen steht für beiden Frauen Urlaub an. Mit Planungen für eine weitere Hilfsaktion haben sie schon begonnen.