Witten. Sirenen sind das Mittel der Wahl, um die Bevölkerung zu warnen, betont der Feuerwehrchef in Witten. 27 neue „Heuler“ erinnern an alte Zeiten.

In den 90er Jahren hatte Witten die Sirenen abgeschafft. Jetzt setzt die Feuerwehr bei der Warnung der Bevölkerung in Gefahrenlagen wieder auf die „Heuler“. Nach Ostern geht es los. Dann werden nach und nach bis Anfang nächsten Jahres 27 Sirenen auf öffentlichen Gebäuden im gesamten Stadtgebiet installiert. Das Sirenennetz kostet rund 450.000 Euro. Eine Anschubfinanzierung in Höhe von 80.000 Euro gab’s vom Land.

Zwei ausgediente Sirenen auf den Gerätehäusern der Freiwilligen Feuerwehr in Stockum und Herbede erinnern daran, was es früher schon einmal gab. „Witten hatte in der Nachkriegszeit rund 100 Sirenen im Stadtgebiet“, sagt Feuerwehrchef Mario Rosenkranz. Früher gehörten die Sirenen einmal dem Bund. „Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre hielt dieser einen Verteidigungsfall aufgrund der politischen Lage für unwahrscheinlich und bot den Kommunen die Sirenen zur Übernahme an“, hatte Kreisbrandmeister Rolf-Erich Rehm in einem früheren Gespräch mit unserer Redaktion erklärt. Witten habe sich - wie andere Städte - für eine Abschaffung entschieden.

Alarmierung mit Lautsprecherwagen in Witten zu aufwändig

Im EN-Kreis war Witten allerdings die einzige Kommune, die sich von ihren „Heulern“ trennte, weshalb die Stadt auch nicht mehr bei den Probealarmen im Kreis teilnehmen konnte. Hattingen hat alte Sirenen in den vergangenen Jahren mit moderner Digitaltechnik nachrüsten lassen und neue installiert. Feuerwehrchef Rosenkranz hält das neue Sirenennetz auch in Witten für das richtige Mittel, um die Bevölkerung vor Gefahren zu warnen. Zum einen binde eine Alarmierung mit Lautsprecherwagen der Feuerwehr und Polizei Personal. Zum anderen habe nicht jeder die Warn-App „Nina“ auf seinem Smartphone. Nicht zuletzt würden Sirenen am Tag und auch in der Nacht wahrgenommen.

Bis September sollen die ersten 15 elektronischen „Heuler“ - Typ „ECN-D“ - auf Gebäudedächern in der Stadt zu sehen sein. Mit einem Gutachten wurden die idealen Standorte ermittelt. Die Hauptfeuerwache an der Dortmunder Straße bekommt das erste Exemplar. Weitere Sirenen werden zum Beispiel auf der Harkort-, der_Gerichts- und der Freiligrathschule zu sehen sein, auch auf der Sporthalle in Stockum und der Rettungswache in Herbede.

Sirenen heulen in Witten nur bei Gefahrenlagen wie wirklich großen Bränden

Mario Rosenkranz stellt klar, dass die Sirenen künftig nicht bei jedem Lauben- oder Wohnungsbrand ertönen werden, sondern bei entsprechenden Gefahrenlagen - wie etwa Bränden im Weichenwerk oder bei der Firma Pelzer in der Vergangenheit.

Was die Warn-App „Nina“ bietet

Wittens Feuerwehrchef Mario Rosenkranz bezeichnet das neue, noch zu installierende Sirenennetz als „Wecker der Bevölkerung“. Wenn Sirenen ertönen, sollten Menschen Fenster und Türen geschlossen halten, das Radio einschalten und, wenn man darüber verfügt, einen Blick auf die Warn-App „Nina“ werfen. „Nina“ ist eine vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe zur Verfügung gestellte App für Smartphones, die dazu dient, der Bevölkerung wichtige Warnmeldungen zukommen zu lassen. Die App, so Rosenkranz, werde etwa auch vom Deutschen Wetterdienst und den Katastrophenschutzbehören zur Verbreitung von Nachrichten genutzt. Über „Nina“ erhält man auch Meldungen zur Corona-Lage.

Da die Wittener wieder mit der Bedeutung der Sirenensignale vertraut gemacht werden müssen, plant die Feuerwehr unter anderem eine Aufklärung per Flyer. Es soll erläutert werden, wie ein Warnsignal, ein Entwarnsignal sowie der Heulton klingen, mit dem die Feuerwehr auch ihre Kräfte zu einem Großeinsatz rufen kann. Rosenkranz: „Normalerweise alarmieren wir unsere Leute jedoch mit einem digitalen Meldeempfänger, der halb so groß ist wie ein Handy.“