Witten. Viele in Witten haben zwar Verständnis für den längeren Lockdown. Doch es gibt auch Kritik an den Regelungen, gerade in Sachen Ostereinkäufe.

Manche halten sie für überfällig, andere sind stinksauer. Die „Ruhetage“, die uns die Kanzlerin mit dem bis Mitte April verlängerten Lockdown ab Gründonnerstag bis einschließlich Ostermontag verordnet, finden in Witten ein geteiltes Echo.

Auf dem Wochenmarkt sind die angekündigten Verschärfungen am Dienstag Tagesthema. Sie habe sich sofort beim Stadtmarketing erkundigt, ob der Markt vor Ostern nun ausfällt, sagt Fischverkäuferin Özlem Tasta (39). Gründonnerstag ist das mit Sicherheit der Fall. Für die Händler ist das einer der besten Tage im Jahr. Eier, Fisch, Fleisch, frischer Spargel… Jetzt könnte der Dienstag zum vorgezogenen Gründonnerstag werden.

Fisch auf dem Wochenmarkt in Witten schon für Dienstag vorbestellt

„Kunden haben schon angerufen und für Dienstag vorbestellt, vor allem Frischfisch wie Rotbarsch und Dorade,“ sagt Tasta. Als Händler müsse man jetzt gut planen, um am Ende nicht frische Ware wegschmeißen zu müssen. Deshalb ist es für sie wichtig zu wissen, ob zumindest Karsamstag was geht. Dann sollen zumindest ja die „Lebensmittelgeschäfte im engeren Kreis“ öffnen dürfen, alles andere bleibt dicht.

Dass für die Ostereinkäufe jetzt womöglich nur der Karsamstag bleibt, findet Blumenhändlerin Gabriele Pietzko „unmöglich“. Dann werde sich alles an diesem Tag „tummeln, wie soll man da noch Abstand halten? Die meisten Leute kommen doch auf den letzten Drücker“. Sie sei „richtig sauer“. Im Übrigen findet es die 57-Jährige schlimm, dass die Händler, die so sehr auf das Ostergeschäft angewiesen seien, nun wieder zumachen müssten.

Kunden fürchten, dass der Karsamstag in Witten zum Einkaufs-Hotspot wird

Auch Kunden sind irritiert, dass nun ausgerechnet der Karsamstag in den Supermärkten zum „Hotspot“ werden könnte. „Ich dachte erst, ich hab mich verhört“, sagt Renate Zentek (57), die gerade ein paar Blumen aussucht. Stiefmütterchen, Veilchen, es ist ja Pflanzzeit. Wie sich die neuen Beschlüsse im Einzelnen genau darstellen, ist vielen an diesem Dienstagmittag noch nicht klar. Stadt und Kreis verweisen auf die neue Landesverordnung, die ab Montag in Kraft treten soll.

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„Wir warten auf die Umsetzung des Landes“, sagt auch Klaus Noske, persönlicher Referent des Bürgermeisters, den wir auf dem Rathausplatz treffen. Er sei etwas zwiegespalten ob der neuen Regelungen. Einerseits gingen die Infektionszahlen nach oben. Andererseits könnten die Leute nach Mallorca fliegen. „Dahinter mache ich mal ein Fragezeichen.“ Malle ja, Ferienwohnung in Hattingen-Elfringhausen nein, das regt viele in der City auf.

Kartoffelhändler aus Witten: Was soll sich denn in den paar Tagen ändern?

Kartoffelhändler Frank Lewinski (55) kommentiert die angeordnete Ruhepause kurz und bündig so: „Das bringt nichts. Ich glaubt nicht, dass sich in den paar Tagen was ändert.“ Wenn die Menschen ins Ausland reisen dürften, fürchtet er, „werden die Zahlen nach den Osterferien noch mehr steigen.“

Freier Eintritt war gestern: Wegen des Gleichbehandlungsgrundsatzes dürfen die Kunden nun auch nicht mehr ungehindert in die Buchhandlung, hier die Mayersche in Witten.
Freier Eintritt war gestern: Wegen des Gleichbehandlungsgrundsatzes dürfen die Kunden nun auch nicht mehr ungehindert in die Buchhandlung, hier die Mayersche in Witten. © Unbekannt | aug

In der Fußgängerzone haben die wenigen Händler, die bisher noch ohne Termin verkaufen durfte, nach dem Wirrwarr am Montag inzwischen wieder umgestellt. Vor der Mayerschen Buchhandlung wartet eine kleine Schlange darauf, sich registrieren zu lassen. „Click & Meet“, auch spontan“, verkündet ein Schild. Ab Montag wird man selbst das wieder ändern müssen: „Click & Collect“ heißt es dann erneut. Online bestellen, Ware draußen vorm Laden abholen.

„Verbote, Verbote, Verbote“, klagt eine ältere Dame auf dem Berliner Platz in Witten

Im Blumengeschäft treffen wir Angelika Runkel (68). Sie ist nicht gegen den verlängerten Lockdown, glaubt aber, dass die Politik alles hinauszögern will, „solange wir auf die Impfungen warten“. Von dem gestrichenen Einkaufsgründonnerstag hält sie nicht viel. „Jetzt muss ich mir schon ab Montag Stress machen. Aber die Rente kommt erst Mittwoch oder Donnerstag.“

„Verbote, Verbote, Verbote“, stöhnt eine ältere Dame, die sich mit zwei Freundinnen und Abstand ein Eis auf dem Berliner Platz gönnt. Eine andere sagt, man hätte erst gar nicht mit den Lockerungen anfangen und den Lockdown gleich über Ostern verlängern sollen. Die Dritte im Bund meint: „Das Reisen ist am schlimmsten. Da wird doch hinterher wieder alles eingeschleppt.“

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