Witten. Die Bäcker in Witten stehen unter großem Kostendruck. Viele Betriebe erhöhen die Preise. Doch nicht nur das teure Mehl macht ihnen zu schaffen.

Heimische Bäcker kämpfen mit den hohen Mehlpreisen. Die haben sich seit Beginn des Ukraine-Krieges verdoppelt, so die Betriebe. Da auf breiter Front auch weitere Kosten steigen, drehen die Wittener Unternehmen an der Preisschraube.

Beim Mehl bestehen für Bäcker in Witten keine Lieferengpässe

Welche Rohstoffe man auch nehme, ob Fette, Öle oder Saatgut: „Alles wird teurer“, sagt Bäckermeister Dieter Weidler. Bei Erzeugnissen, die bislang aus der Ukraine angeliefert wurden und nun knapp sind, habe er dafür noch Verständnis, aber beim Mehl könne er die Entwicklung überhaupt nicht nachvollziehen. „Der überwiegende Teil stammt doch aus deutschen Mühlen, die auf heimischen Weizen zurückgreifen“. Er sah schließlich keinen anderen Ausweg mehr, als seine „Preise um fünf Prozent anzupassen.“

Auch interessant

Das reiche unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten zwar immer noch nicht aus, aber mehr möchte und könne er den Kunden auch nicht zumuten. Die Brote sind jetzt beispielsweise um 20 Cent teurer, bei den Brötchen will er momentan nichts ändern. Hier liege die jüngste Erhöhung auf 40 Cent erst wenige Wochen zurück.

Die Hamsterkäufe beim Mehl findet Dieter Weidler sehr irritierend. Da er über einen ausreichenden Vorrat verfügt, hat er damit begonnen, Mehl kiloweise zu verkaufen.

Vielfach sind die Brötchenpreise erst vor kurzem gestiegen. Deshalb sollen sie erst einmal nicht teurer werden.
Vielfach sind die Brötchenpreise erst vor kurzem gestiegen. Deshalb sollen sie erst einmal nicht teurer werden. © WP | Michael Kleinrensing

Preise der Brötchen vorerst unverändert

Preisschub aus Sorge um mögliche Engpässe

Nach Worten von Michael Bartilla, Geschäftsführer des Bäckerinnungsverbandes Westfalen-Lippe, zeigt sich an der Preisentwicklung für Mehl die Unsicherheit auf den Märkten.Aus Sorge vor möglichen Engpässen schnellen Preise der Lieferanten in die Höhe. Zu den Leidtragenden gehören die Bäckereien, betont Bartilla.

Auf die Kunden der Bäckerei Büsch, die in Witten drei Filialen betreibt, kommt eine Steigerung im unteren einstelligen Prozentbereich zu. Die „leichte Preisanpassung“ zum 1. April begründet Geschäftsführer Michael Trossdorf vor allem mit den „extrem gestiegenen Energiepreisen“. Die Erhöhungen werden insbesondere einige Brotsorten, Sahnetorten sowie Sahneschnitten betreffen. Bei den Brötchen soll es bei den 32 Cent bleiben.

Oliver Hein von Malzers Backstube hält sich noch bedeckt, aber auch das Unternehmen mit Sitz in Gelsenkirchen kämpft nach Angaben des Sprechers mit der Marktentwicklung. Neben Rohstoffen und dem „Preistreiber Energie“ schlagen ebenso die Ausgaben fürs Papier kräftig zu Buche. Das Verpackungsmaterial, wenn man es denn überhaupt bekomme, sei binnen kurzer Zeit um 25 Prozent teurer geworden.

Einige Betriebe läuten schon die zweite Preisrunde in diesem Jahr ein

In der aktuellen Lage sei unternehmerisches Denken mehr denn je gefragt, sagt Iris Graßhoff, Geschäftsführerin von Backhaus mit neun Filialen, fünf davon in Witten. Angesichts der Preisentwicklungen schaue man bei allen Ausgaben ganz genau hin, betrachte beispielsweise das Energiemanagement. Um dem Kostendruck entgegenzuwirken, komme man aber um eine „sanfte Angleichung“ nicht umhin. Nachrichten über Hamsterkäufe von Mehl oder Öl lassen sie aufhorchen. Dadurch könne auch sehr schnell Panik entstehen, die man aber unbedingt vermeiden sollte.

Gleichwohl lasse sich nicht verkennen, wie angespannt die Lage derzeit ist, sagt Harry Kaiser, Obermeister der Bäcker-Innung Ennepe-Ruhr. Eine ganze Reihe von Betrieben komme nicht umhin, in diesem Jahr bereits die zweite Preisrunde einzuläuten. Zahlreiche Unternehmen seien auch längst beim Brötchenpreis von 40 Cent angelangt. Den Schritt wollten, so Kaiser, viele Bäcker vermeiden, doch der finanzielle Druck sei nun mal so heftig gestiegen. Allerdings „wissen die Betriebe auch, dass Anhebungen immer zweischneidig sind“. Denn man wolle natürlich verhindern, dass die Kunden ausbleiben.