Witten. Einen Tag, nachdem Thorsten Kück die Firma B+M Golf im Wullener Feld in Witten übernommen hatte, brannte diese aus. Das ist die Brandursache.
Kaum eine Woche ist es her, da stand die Industriehalle im Wullener Feld 9f in Witten in Flammen. Nun steht dort „nix mehr. Die Dachträger sind verkohlt und gebogen wie Lakritz“, sagt Nicole Wittmers. Sie ist eine der drei Mieter des Gewerbeobjekts, die nun ihre Firmen neu aufbauen müssen. Und sich seit Tagen fragen: Wie konnte das passieren?
Die Produktionshalle, in der der Golfcaddy-Händler „B+M Golf“ untergebracht war, die Beschilderungsfirma von Nicole Wittmers und ein Steuerbüro, hatte in der Nacht zu Karfreitag (2.4.) Feuer gefangen und war komplett ausgebrannt. Das Bedrückende: Sie liegt nur zwei Gebäude neben der Schreinerei Lauterbach, die im Dezember den Flammen zum Opfer fiel. Weitere sechs Wochen zuvor hatte es in der Tischlerei Klein im Salinger Feld gebrannt.
Drei Brände binnen sechs Monaten
Drei Mal hat es in den letzten sechs Monaten in Industriebetrieben in Witten heftig gebrannt. Im ersten Fall, beim Tischlereibetrieb Klein im Salinger Feld, konnte die Kripo Brandstiftung nachweisen. Bei einem Großbrand im Dezember 2020 in der Schreinerei Lauterbach gilt der explodiert Akku eines Akkuschraubers als Ursache. Laut Feuerwehr war es das erste Mal, das in Witten ein Großbrand durch einen defekten Lithium-Ionen-Akku ausgelöst wurde.Ein Akku könnte auch den Brand bei „B + M Golf“ ausgelöst haben - oder auch ein defektes Kabel. Das sei Spekulation und nicht mehr nachvollziehbar, so Polizeisprecher Marco Klein. Im Bereich des Brandherdes hätten verschiedenste Werkzeuge gelegen.
Am Dienstag (6.4.) nahmen die Brandermittler der Polizei die Arbeit auf und konnten eine vorsätzliche Brandstiftung schnell ausschließen. Das Feuer sei in einem Bereich ausgebrochen, in dem etliche Elektrowerkzeuge und Akkus lagerten, so Polizeisprecher Marco Bischoff. Die Polizei geht deswegen von einem technischen Defekt aus.
Am 1. April die Firma übernommen, am 2. April ausgebrannt
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Besonders schlimm erwischt hat es nun Thorsten Kück von B+M Golf. Zum 1. April hat er als Geschäftsführer den Betrieb von Michael Bärwald übernommen, der diesen vor 25 Jahren gegründet hatte. Einen Tag später, am 2.4., steht seine Firma in Flammen. Büro, Werkstatt, Lager, Geräte, Kundenfahrzeuge, „bei uns ist alles weg“, sagt Kück. Gerade ist er auf der Suche nach einer neuen Immobilie. „Wir brauchen so schnell wie möglich eine neue Räumlichkeit.“
Für das Unternehmen, das die Trolleys für Golfplätze und von Privatkunden wartet und repariert, ist der Brand ein herber Rückschlag. Eigentlich wollten die beiden Anbieter Garmin und Motocaddy in Witten ihre Europa-Niederlassung etablieren. Für diese Erweiterung war Kück mit seiner Firma Anfang 2021 von der Pferdebachstraße ins Wullener Feld umgezogen. Ein Grund dafür ist übrigens der Brexit, durch den die englische Firma Motocaddy ihren deutschen Standort ausbaut.
Lieferverzögerungen durch Stau im Suez-Kanal
„Wir haben richtig investiert und hatten gerade den Innenausbau fertiggestellt“, sagt Thorsten Kück. Nach Ostern startet traditionell das Saisongeschäft mit den Caddys. Ein wenig Glück im Unglück waren Lieferverzögerungen, bedingt durch den Brexit und den Stau im Suezkanal. „Unser Lager war noch nicht gut mit Ersatzteilen gefüllt, die kommen erst noch.“
Nicole Wittmers ist das, was man früher als „Schilder- und Lichtreklamehersteller“, bezeichnet hätte. Sie beklebt Autos oder Gebäude mit Folie. Vor einem Jahr war sie in ihre „Traumimmobilie“ gezogen, hier wollte die 46-Jährige „bis zur Rente weiterarbeiten“. Nun steht sie ungeduldig vor Werkstatt und Büro am anderen Ende der Werkshalle. Ihr Bereich ist zwar vom Brand nicht beschädigt, aber voll Löschwasser gelaufen. Noch hat die Kripo das Gebäude nicht freigegeben, dabei befürchtet Wittmers, dass die Kälte und das Wasser ihre Maschinen schädigen. „Nur wenn ich den Plotter, die Computer und die T-Shirt-Presse bald herauskriege, kann man den Schaden kleinhalten.“ Sie wird übergangsweise in das Erdgeschoss im nahen Wullener Feld 55 einziehen.
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Der Schock aus der Brandnacht sitzt bei ihr noch tief. Die Polizei hatte sie aus den Federn geklingelt, von Stockum aus war sie schnell vor Ort. „Wenn man dann so hilflos auf das Feuer starrt, kommen einem ja die wildesten Gedanken“, sagt sie. „Ich habe gesehen, wie das Feuer im anderen Teil der Halle wütete und mir gedacht: Na, und bei dir putzt du nachher einfach.“
Von wegen. Laut Vermieter muss die Produktionshalle komplett abgerissen und neugebaut werden.