Witten. Seit vier Jahren kommt eine Mieterin (82) aus Witten nicht mehr zu Ruhe. Immer wieder regnet es in ihre Wohnung rein. Sie hält es nicht mehr aus.
Bei Brigitte Zastrow liegen die Nerven blank. In ihr Schlafzimmer regnet es rein. „Schon wieder“, sagt die Mieterin. Seit vier Jahren kommt sie nicht mehr zu Ruhe.
Sturmtief beschädigt Flachdach des achtstöckigen Mietshauses in Witten
Als 2018 Sturmtief „Friederike“ über das Land fegte, wurde auch das Flachdach des achtstöckigen Hauses an der Schückingstraße in Annen in Mitleidenschaft gezogen. Dort wohnt die 82-Jährige im obersten Stock. Vier Tage lang sei damals Wasser in ihre Wohnung eingedrungen. „Erst dann ließ die LEG das Dach reparieren“, erinnert sich die Seniorin. In der Zwei-Zimmer-Wohnung herrschte Ausnahmezustand. „Mir blieb nur noch mein Wohnzimmer.“ Wochen sollte es dauern, bis sich Handwerker um den Schimmel kümmerten, der sich inzwischen großflächig an Wänden und Decken zeigte.
Im Sommer vergangenen Jahres passierte es dann wieder. Vermutlich war es auch dieses Mal ein heftiger Sturm, der das Dach beschädigte. Jedenfalls tropfte es erneut von der Decke im Schlafzimmer. „Das war nicht mehr bewohnbar, der Putz bröckelte“, sagt Brigitte Zastrow. Erst habe sich niemand bei der LEG darum gekümmert. Sie schaltete den Mieterverein ein. Wie schon 2018 berichtete auch dieses Mal die WAZ. Schließlich kamen dann doch Handwerker vorbei. Denen habe sie zwar deren Anwesenheit bescheinigt, sagt die Rentnerin. „Aber was sie letztlich gemacht haben, kann ich doch nicht kontrollieren.“
Denn, man ahnt es fast, jetzt ist wieder Holland in Not. „Es dringt wieder einmal Wasser in die Decke und die Wohnung ein“, sagt die tapfere Frau und zeigt auf die maroden Stellen. Um den Regen aufzufangen, hat sie eine Kinderbabywanne aus alter Zeit auf ihr Bett gestellt. Daneben steht ein Eimer für die abgeblätterte Farbe. Mittlerweile bilde sich sogar Schimmel im Badezimmer, sagt die Mieterin. Sie leidet seit Jahren an Asthma und der Lungenkrankheit COPD. „Das wird immer schlimmer.“ Zastrow schließt einen Zusammenhang mit der Feuchtigkeit in ihrer Wohnung nicht aus.
Vom der LEG fühlt sich die Wittenerin abermals im Stich gelassen. Mehrfach habe sie dort angerufen, warte aber nach wie vor auf einen Rückruf. Knut Unger, Geschäftsführer des Mietervereins, weiß um den Frust der alten Dame. Der Verein kümmert sich seit Jahren um ihren Fall. Unger kritisiert das Verhalten der LEG massiv. Der Wohnungskonzern müsse sofort reagieren, wenn ein solcher Anruf eingeht.
LEG bedauert Unannehmlichkeiten und will Termin für Reparatur vereinbaren
Auf Anfrage der WAZ bedauert das Düsseldorfer Unternehmen die „entstandenen Unannehmlichkeiten und entschuldigt sich auch dafür“. Sprecher Mischa Lenz: „Wir sind dabei, persönlich einen Termin für die Reparatur zu vereinbaren.“ Die LEG wolle nun nach einer „nachhaltigen Lösung“ suchen, damit das Dach nicht erneut durch Sturm und Regen in Mitleidenschaft gezogen wird. Außerdem werde man eine Mietminderung „im gesetzlich üblichen Umfang akzeptieren“, so Lenz. Über die Höhe herrscht laut Mieterverein nach den Schäden im letzten Jahr aber noch kein Einvernehmen.
Natürlich hat Brigitte Zastrow auch schon an Ausziehen gedacht. „Doch eigentlich will ich das nicht“, sagt die Seniorin. Sie lebt seit 15 Jahren in dem Haus und genießt vor allem die „wunderbare Aussicht von meinem Balkon auf die Stadt“. Und die Größe sei genau passend. Daher gibt sie die Hoffnung nicht auf, dass das Dach endlich richtig repariert wird und irgendwann Ruhe einkehrt. Die Annenerin hat nur einen, eigentlich bescheidenen Wunsch. „Endlich wieder eine trockene Wohnung!“