Brigitte Zastrows Schlafzimmer ist seit Januar nicht mehr bewohnbar. 77-Jährige ist vom Vermieter enttäuscht. Bautrockner erst spät aufgestellt.
Brigitte Zastrow ist verzweifelt. Seitdem Sturmtief „Friederike“ am 18. Januar auch über Witten hinweggezogen ist, kann die 77-Jährige ihr Schlafzimmer nicht mehr bewohnen. Der starke Wind hatte einfach das Dach des Hochhauses in der Schückingstraße heruntergeweht, in dem die Rentnerin eine Mietwohnung im obersten Geschoss bezieht. Seither tropft es von der Schlafzimmerdecke. Von ihrem Vermieter, der LEG Immobilien AG, fühlt sich die Annenerin im Stich gelassen.
In der Zwei-Zimmer-Wohnung herrscht Ausnahmezustand. Die Kleiderschränke im Schlafzimmer sind leer, zum Teil halb abgebaut. Auf dem Bett stehen Plastikwannen, um das von der Decke tropfende Wasser aufzufangen. Die Tapete wurde von den Wänden gerissen. Drei Bautrockner verbreiten einen muffigen Geruch, der durch die ganze Wohnung zieht. Dabei ist die 77-Jährige als Asthmatikerin auf gute Umgebungsluft und die richtige Raumfeuchtigkeit angewiesen.
Sie hat dafür extra einen Lufttrockner in der Wohnung stehen. Doch gegen die durch das Leck im Dach eingetretene Feuchtigkeit ist der machtlos. Immer wieder hat die Rentnerin Probleme beim Luftholen. Dieser Zustand hält nun schon vier Wochen an. Brigitte Zastrow schläft auf der Couch, zwischen all ihren Sachen, die normalerweise gut verstaut wären. Doch das Schlafzimmer darf sie eigentlich überhaupt nicht betreten.
Vier Tage nach dem Sturm ließ die LEG das Dach reparieren. Vier Tage, in denen das Wasser in die Wohnung eindringen konnte. Dann passierte lange drei Wochen nichts, genug Zeit, dass der Schimmel wuchern konnte. „Ich habe bestimmt 20-mal die Notfallrufnummer der LEG angerufen. Immer hat ein anderer Mitarbeiter in Hannover, München oder Rosenheim abgenommen, dem ich meinen Namen und meine Postleitzahl erneut nennen musste“, sagt die Seniorin.
LEG gibt sich diplomatisch
Erst nach drei Wochen kamen Handwerker, die sich um den inzwischen großflächig aufgetretenen Schimmel kümmerten, die nassen Tapeten entfernten und gelbe Trocknungsmaschinen aufstellten. Die verrichten seit neun Tagen nun schon ihren Dienst. Brigitte Zastrow beklagt vor allem die Informationspolitik ihres Vermieters. „Niemand hat mir gesagt, wie lange das alles dauert und wie es weitergeht“, so die Wittenerin, die schon zwei Kur-Urlaube absagen musste.
Bei der LEG gibt man sich auf Nachfrage diplomatisch, aber auch zugeknöpft. „Wir verstehen, wenn es in den Augen unserer Mieterin schneller hätte gehen können, betonen aber gleichzeitig, dass auch wir durch den Sturm ein besonders hohes Aufkommen an Reparaturen bewältigen mussten“, sagt Pressesprecher Mischa Lenz.
Was den Fall der Rentnerin aus Witten angeht, sagt Lenz: „Die Schadensmeldung wurde erfolgreich aufgenommen und bearbeitet.“ Für den heutigen Donnerstag sei kurzfristig ein Kontrolltermin in Brigitte Zastrows Wohnung vereinbart worden. „Falls alles getrocknet ist, wird sofort ein Termin für Malerarbeiten mit unserer Mieterin vereinbart“, so der Sprecher. Die 77-Jährige dürfte das freuen. Sie will eigentlich nur eines: so schnell wie möglich wieder in einem trockenen Schlafzimmer nächtigen.