Witten. Ein Youtube-Video zeigt, wie der Kaufhof in Witten nach Umbau aussehen könnte. Nur Utopie? Selbst für den Investor ist ein Abriss kein Tabu.
“Witten lebt“ ist ein Video übertitelt, das das Bauunternehmen Saller bei Youtube eingestellt hat. Mit dieser Computeranimation will der Besitzer der Kaufhof-Immobilie an der Bahnhofstraße in Witten zeigen, wie er sich das Gebäude nach dessen Umbau vorstellt. Aber: „Das Video zeigt, was wäre, wenn wir heile Welt hätten“, so der zuständige Projektentwickler Andreas Barth. Knapp ein halbes Jahr nach dem Kaufhof-Aus klingt er ernüchtert. Einen Leerstand von ein, zwei Jahren müsse man erwägen und ebenso, das Gebäude abzureißen.
In dem Imagefilm, den man unter dem Schlagwort „Witten“ auf Youtube findet, fährt der Betrachter über die Marktstraße in die Tiefgarage der Kaufhof-Immobilie ein. Vorbei an einem Design, das dem von Rewe täuschend ähnlich sieht. Läuft vorbei an einer Bäckerei mit Café, die sich anstelle der einstigen Spielwaren-Abteilung befinden dürfte, den Kassen eines Supermarktes, an einem Blumenstand und großzügigen Obst-Auslagen. Der Mitteltrakt des Geschosses ist aufgebrochen, man kann über mehrere Geschosse das Wirrwarr der freiliegenden Rolltreppen überblicken.
Die Ecke zur Heilen-/Bahnhofstraße hin ist gläsern und gibt den Blick frei auf verschiedene kleinere Geschäfte. Luftig und hell wirkt diese Mall, ausstaffiert mit Schuh- und Bekleidungsläden. Shops, wie man sie auch (noch) in der Stadtgalerie findet. Ist diese Idee nach der Corona-Pandemie überhaupt zeitgemäß?
Rewe als Interessent für den Supermarkt
Saller-Projektentwickler Andreas Barth dämpft solche Erwartungen. „Dieses Video haben wir nach dem Kauf der Kaufhof-Immobilie 2018 erstellt und nun noch einmal überarbeitet.“ Der dort gezeigten Belebung allein durch Einzelhandel, bis hoch in die Obergeschosse, gibt er keine Chance mehr. Wie berichtet, hatte Saller-Immobilien mit Sitz in Weimar 2017 dem Konzern Galeria Karstadt Kaufhof einen Umbau des Wittener Warenhauses vorgeschlagen. Dazu wurde das Image-Video für Youtube entwickelt.
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Andreas Barth bestätigt: Damals wie heute ist Rewe Dortmund einer der Interessenten für einen großen Supermarkt im Erdgeschoss. Rewe ist in Witten nur an den Stadtgrenzen vertreten (Rüdinghausen und Hammertal) und möchte seine Präsenz ausbauen.
„Niemand expandiert zurzeit“
Doch die Zeiten hätten sich geändert. „Es ist unwahrscheinlich schwierig“, sagt Andreas Barth. Der zweite Lockdown wirke wie eine Depression. „Keiner weiß, was wird und jeder hält sich zurück. Niemand expandiert zurzeit.“ Ein „Jackpot für Witten“ wäre es schon, wenn man Untergeschoss, Erdgeschoss und Obergeschoss vermieten könne. Alles weitere sei utopisch.
Gemeinsam mit der Stadt plant der Immobilienbesitzer nun zweigleisig. Eine Machbarkeitsstudie soll alternative Nutzungen aufzeigen, unterstützt von einem Förderprogramm des Landes NRW. „Wir müssen zum Beispiel zur Uni gucken, alles neu abfragen“, sagt Barth. Fest steht für ihn nur: „Wir brauchen einen langen Atem. Ein bis zwei Jahre werden bis zu einer neuen Nutzung bestimmt vergehen.“
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Das Problem: Das einstige Horten-Gebäude ist baulich auf die Nutzung eines Warenhauses ausgerichtet. Es hat eine große Tiefe und wird nur von künstlichem Licht erhellt. Die Grundrisse könne man kaum abändern. „Deswegen muss man auch überdenken, ob man das Gebäude nicht abreißt“, so Barth. Dies wäre sogar günstiger, als Lichthöfe in den Komplex einzulassen.
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