Witten. Die Beratungen zur Zukunft der Kaufhof-Immobilie in Witten gehen schon bald in die nächste Runde. Auch ungewöhnliche Ideen werden jetzt geprüft.
In zwei Wochen ist Schluss bei Galeria Karstadt Kaufhof in Witten. Und was wird dann mit der großen Immobilie im Herzen der Innenstadt? Der Eigentümer, die Firma Saller aus Weimar, hat Pläne, was mit dem Haus geschehen könnte. Und das nicht erst, seit die Schließung feststeht. Schon in der nächsten Woche wird es eine neue Beratungsrunde geben.
Die Immobilienfirma hatte das Gebäude 2017 gekauft. Schon damals seien konkrete Pläne entwickelt worden, für den Fall, das Kaufhof das Haus verlässt. „Wir haben bereits zu dem Zeitpunkt damit gerechnet“, sagt Projektentwickler Andreas Barth. Die Zahlen hätten schon damals für sich gesprochen.
Deshalb habe Saller seinerzeit mit möglichen Interessenten gesprochen – aber auch ein Konzept entwickelt, bei dem die Galeria weiter beteiligt gewesen wäre. „Wir hätten das Gebäude außen umgebaut, Kaufhof hätte die Kosten für den Umbau innen übernehmen müssen“, sagt Barth. Das wäre schließlich dringend nötig gewesen, weil all die Jahren nichts investiert worden sei.
Komplette Nutzung des Gebäudes in Witten ist nicht denkbar
Jetzt wollen die Projektentwickler aus dem Osten ihr Konzept von 2018 wieder aufrollen. Allerdings: „Vor zwei Jahren gab es ein reges Interesse an einer Beteiligung“, sagt der mit der Immobilie betraute Mitarbeiter. Wegen Corona sei das nun anders. „Der Virus hat uns da ein bisschen erwischt. Es gibt einfach eine große Verunsicherung in den Vorstandsetagen.“ Dennoch bleibt Barth optimistisch. „Die Situation wird wieder gesunden. Aber der Heilungsprozess dauert eine Weile.“
Allerdings stellt der Fachmann klar: Eine komplette Nutzung des Hauses wird es wohl auch im besten Falle nicht mehr geben. So große Einheiten „am Stück“ würden nicht mehr nachgefragt. „Wenn wir die Hälfte der 15.000 m² ordentlich bespielen, können wir uns schon auf die Schulter klopfen.“ Eigentlich sei die Immobilie statisch „top“ und biete viel Potenzial. Das Problem sei das Ausmaß des Hauses. Einerseits sei es zu hoch, andererseits habe es zu viel Tiefe.
Kein Licht, keine Schaufenster, das sei ein Problem. Der Kunde nehme nur an, was er auch sehen könne. Doch auch dafür gebe es eine Lösung. „Wir müssen die Fassade öffnen.“ Was sich Saller vorstellen könnte: „Wir machen einen Rücksprung, ziehen praktisch eine zweite Fassade ein.“
Dachgeschoss könnte als Bürofläche vermietet werden
Problematisch seien da schon die insgesamt fünf Etagen. Mit viel Glück könne man noch das erste Obergeschoss mit Leben füllen, alles darüber sei praktisch unmöglich. „Der Kunde straft das absolut ab“, sagt Andreas Barth. Praktisch sei aber, dass das Kaufhof-Dachgeschoss gut abzuschotten sein. „Das könnte eine Bürofläche werden, die Nähe zum Rathaus wäre da praktisch.“ Bereits zuvor war im Gespräch, dass die Stadt selbst dort Flächen anmieten und dort die städtische EDV-Abteilung unterbringen könnte.
Und ein Dachgarten-Restaurant darüber, wie es auch mal im Gespräch war? Barth winkt ab. „Wir müssen die Kirche im Dorf lassen.“ Jetzt gehe es erst mal darum, Basement (ganz unten), Erdgeschoss und den ersten Stock mit Leben zu füllen, danach habe man neue Klarheit. „Wir müssen in Abschnitten denken.“ Welche Unternehmen Interesse an dem Standort haben, das sei noch nicht spruchreif. Bislang war die Rede von einem „Fachmarktzentrum“, mit Supermarkt und Geschäften aus verschiedenen Branchen wie Drogeriemarkt oder Schuhhandel – aber keinen Modeshops.
Wer oder was ins Obergeschoss ziehen könnte, das sei völlig offen, so Barth. Sogar eine Sporthalle habe man bereits geprüft. „Aber das hätte statisch nicht funktioniert.“ Eine Tanzschule wäre aber etwa denkbar. Auch die Errichtung studentischer Wohnungen werde auf Bitten der Stadt jetzt geprüft. „Woanders läuft so etwas schon prima.“ Auch dafür müsste aber zuvor das Belichtungsproblem gelöst werden.