Witten. Eigentlich will der Unikat-Club die untere Bahnhofstraße in Witten aufpolieren. Das Gegenteil sei der Fall, sagen Anwohner. Was sie dort stört.

Die Studierenden vom Unikat-Club wollen das Image der unteren Bahnhofstraße aufpolieren. Rund um den ehemalige Tedi-Laden, den die Initiative gemietet hat, soll alles schöner werden. Einigen Anwohnern gefällt allerdings gar nicht, wie es dort gerade aussieht. Sie fühlen sich auch durch den Lärm im Außenbereich der neuen „Kitten“-Bar gestört.

Mitte September hatte das Unikat seine Bar in den Räumen der ehemaligen Disco „Queen“ an der Poststraße nach einer langen Renovierungsphase eröffnet. Mittwochs bis freitags sind dort Gäste willkommen – nicht nur Studierende. Doch gerade die haben es wohl in den letzten Wochen etwas übertrieben.

Diese nächtliche Szene hat ein Anwohner unlängst fotografiert: Vor dem „Kitten“ an der Poststraße in Witten knubbeln sich die Menschen.
Diese nächtliche Szene hat ein Anwohner unlängst fotografiert: Vor dem „Kitten“ an der Poststraße in Witten knubbeln sich die Menschen. © Unbekannt | Anwohner

Nachts sei dort manchmal „die Hölle los“, beschweren sich Anwohner aus der unmittelbaren Nachbarschaft. Sommerabschlussparty, Semesteranfangsparty – bis zu 50 Menschen hätten schon draußen vor der Tür gestanden und die Nacht zum Tag gemacht. „Tür auf, Tür zu. Die stehen da, rauchen und palavern“, sagt ein 63-Jähriger. Er sieht sich schon öfter um seinen Schlaf gebracht.

Wittener zur unteren Bahnhofstraße: Alles schlechter geworden

Bei allem Ärger stellt der Anwohner gleichzeitig klar: „Ich habe nichts gegen junge Leute. Wir haben früher auch gerne gefeiert.“ Er habe im „Queen“ einst seine Frau kennengelernt. Doch statt die Lage an der unteren Bahnhofstraße zu verbessern, wie der studentische Verein es eigentlich geplant hatte, „ist alles schlechter geworden“. Der Wittener vermutet: „Die sind der Sache nicht gewachsen.“ Auch das Ladenlokal biete keinen schönen Anblick – weder von außen noch von innen. „Da steht eine alte Waschmaschine drin, daneben liegt ein aufgerollter Teppich.“ Der Blick durchs Schaufenster offenbart in der Tat ein gewisses Chaos. Möbel und Bretter stehen kreuz und quer.

Der Unikat-Club weiß um die Beschwerden und nimmt sie sich zu Herzen. Janek Küttner vom Vorstand ist selbst ein wenig erschüttert, dass die Situation vor dem „Kitten“ in den letzten Wochen etwas aus dem Ruder gelaufen ist. Das habe an den Veranstaltungen für die Erstsemester an der Uni Witten/Herdecke gelegen, sagt der 26-Jährige. Alle vier Corona-Semester seien da auch in der City unterwegs gewesen.

Unikat-Klub aus Witten zieht Konsequenzen

Janek Küttner vom Vorstand des Unikat-Clubs weiß um die aktuellen Probleme. Ihm ist an einem guten Verhältnis zur Nachbarschaft gelegen.
Janek Küttner vom Vorstand des Unikat-Clubs weiß um die aktuellen Probleme. Ihm ist an einem guten Verhältnis zur Nachbarschaft gelegen. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Der Unikat-Club zieht Konsequenzen. Küttner: „Ab nächster Woche wird es dort einen Türsteher geben.“ Der solle verhindern, dass zu viele Besucher in die Bar kommen und sich draußen Grüppchen bilden. „Allerdings können wir den Leuten auch nicht verbieten, draußen zu rauchen. Und wir können auch keine Verantwortung übernehmen für jene, die dort stehen, aber nicht unsere Kunden sind.“

Ein weiteres Dilemma habe sich durch die Aufhebung vieler Corona-Regeln Ende September ergeben. 40 Sitzplätze hatte es bis dahin gegeben. Küttner: „Diese Begrenzung gilt nun nicht mehr.“ Daher wolle man den Schallschutz der Kneipe noch verbessern.

Studierende haben große Pläne

Was das 400 m² große Tedi-Ladenlokal betrifft, warte der Unikat-Club seit drei Jahren auf die Bewilligung des Bauantrags, um den ursprünglichen Verkaufsraum renovieren und als Veranstaltungsort nutzen zu können, sagt das Vorstandsmitglied. Bis dahin diene er schon mal als Lager- und Abstellfläche. Doch gerade habe man begonnen, in ehrenamtlicher Eigenleistung die Fassade zu streichen und neue Türen einzusetzen.

Janek Küttner erläutert den Plan für die Zukunft: Während des Semesters sollen dort drei Monate lang Veranstaltungen stattfinden. Während der sechswöchigen Prüfungsphase solle der Raum zum Lernort mit 80 Plätzen werden. In den Semesterferien könnten andere Kollektive den Platz nutzen. Das alles, weiß er, sei eine Herausforderung und für das Unikat alleine fast zu groß. „Deshalb sind wir auf Partnersuche.“ Doch der Student bleibt dabei: „Die Innenstadt muss hier unten belebter werden. Und wir stoßen den Wandel an.“