Wattenscheid-Mitte. Beim Thema autofreier August-Bebel-Platz in Wattenscheid gehen die Meinungen auseinander. Besonders beim Verkehr in den umliegenden Straßen.
„Seit 17 Jahren wohne ich in der Otto-Brenner-Straße, die durch einen autofreien Bebel-Platz besonders strapaziert würde“, sagt Katja Kanthack. Durch die zentrale Lage und gute Anbindung an den ÖPNV habe sie sich hier immer sehr wohlgefühlt. „Dies hat sich in den letzten Jahren sehr geändert. Jede Baustelle in der Umgebung hat uns dauerhaft einen Anstieg an Verkehr gebracht.“
Sorge der umliegenden Anwohner in Wattenscheid-Mitte
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„Wir Anwohner befürchten, dass die Verkehrslage in den umliegenden Straßen nach einer autofreien Gestaltung unerträglich wird. Es kann noch so viele Gutachten geben, die aussagen, die umliegenden Straßen könnten alles auffangen, die Erfahrung zeigt das Gegenteil“, so die UWG-Bezirksvertreterin weiter. Auch die langjährige Anwohnerin Elvira Bohnenkamp sieht das so, „wer denkt denn eigentlich an uns Anlieger im Umfeld?“
Katja Kanthack sagt: „Trotz dreifacher Verglasung ist es in der Wohnung sehr laut. Die Luftverschmutzung ist hoch. Dies zeigt sich deutlich an der Verschmutzung der Fenster. Fensterputzen entwickelt sich immer mehr zur Daueraufgabe.“ Die Parkplatzsituation sei jetzt schon mehr als chaotisch.
Autofreier August-Bebel-Platz in Wattenscheid steht im Fokus
Und: „In den letzten zwei Jahren bekamen wir zweimal einen kleinen Vorgeschmack darauf, was uns erwartet, falls der Bebel-Platz autofrei gestaltet wird: Durch die Gleisarbeiten, besonders zu Stoßzeiten unerträglich. Die Autos standen in beiden Richtungen ohne Unterbrechung von der Ampel Westenfelder Straße bis zur Ampel Hochstraße. Es gab ohne Ende Hupkonzerte.“
Zusätzlicher Verkehr in umliegenden Straßen in Wattenscheid-Mitte
Ein Wechsel der Straßenseite sei eine Herausforderung gewesen. „Hatte man es endlich geschafft und besaß die Frechheit, mit seinem Auto vom Parkstreifen ausparken zu wollen, war dies praktisch kaum möglich. Vom Einparken, wenn man tatsächlich einen Parkplatz entdeckt hatte, will ich hier gar nicht erst anfangen. Das Einbiegen von der Nikolai- in die Otto-Brenner-Straße dauerte mindestens fünf Minuten.“ In anderen umliegenden Straßen sei die Lage ähnlich.
Thema in der Bezirksvertretung
Die CDU kämpft weiter gegen die Verbannung des Autoverkehrs vom Bebel-Platz - und fordert in der Bezirksvertretung in der nächsten Sitzung am 22. März die Stadt auf , sich an den Grundsatzbeschluss des Bezirks vom 21. Januar 2020 zu halten.Damals hatte der WAT-Bezirk zur „städtebaulichen, gestalterischen und funktionalen Aufwertung des Bebel-Platzes“ mehrheitlich entschieden, dass bei den Planungen für den zentralen Platz der City die Varianten des motorisierten Individualverkehrs (MIV) zu berücksichtigen seien.
Die SPD sieht das Vorhaben positiv
Die SPD meint dazu: „Die zukunftsorientierte Umgestaltung des Bebel-Platzes schlägt Wellen“, so Burkart Jentsch, Vorsitzender der Ratsfraktion. Für die autofreie Variante sprächen gute Gründe. Unabhängige Gutachter hätten das Konzept favorisiert. „Fakt ist: Es muss was geschehen, um die City aufzuwerten und attraktiver zu machen. Der August-Bebel-Platz ist dabei ein ganz zentrales Element. Wir wollen hier die Aufenthaltsqualität erhöhen, dem Platz eine klare Struktur verleihen, den Zugang zur Innenstadt verbessern“. Das funktioniere am besten, „wenn die Autos künftig umgeleitet werden. Dadurch machen wir Platz – Platz für die Menschen, Platz für beispielsweise mehr Grün oder sogar Gewässer.“
Beschluss im Stadtrat Bochum
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Was genau möglich und sinnvoll sei, das werde der Wettbewerb zeigen, so Jentsch. Der Stadtrat Bochum hat mehrheitlich den europaweiten Realisierungswettbewerb samt anschließendem Bürgerdialog zur Neugestaltung des August-Bebel-Platzes auf den Weg gebracht.
„Natürlich gibt es die Befürchtung, dass die Nebenstraßen überfordert sind, wenn Autos nicht mehr über den Bebel-Platz fahren können. Aber es haben sich viele Gutachter und unterschiedliche Fachleute anderthalb Jahre damit befasst und sehen keine Gefahr für die Nebenstraßen. Auch künftig wird der Verkehr fließen und die Wattenscheider Innenstadt von der Umgestaltung profitieren“, erklärt Jentsch, der der aber auch Bedenken ernst nimmt.
Wattenscheid-City attraktiver machen
„Ich vertraue da den Menschen vom Fach und nicht, wie einige andere Lokalpolitiker, nur einem Bauchgefühl“, so Burkart Jentsch. „Und ich vertraue natürlich auch der Expertise vor Ort. Nicht umsonst hat sich die Bezirksvertretung Wattenscheid mit der Umgestaltung des August-Bebel-Platzes befasst und mehrheitlich für eine autofreie Variante gestimmt. Ich bin mir sicher, dass wir damit den Weg zu einer attraktiveren City freimachen.“