Wattenscheid-Westenfeld. Der Schüler-Austausch liegt auf Eis, der Europa-Gedanke lebt: Die Wattenscheider Hellweg-Schule feiert „Erasmus Days“ und plant neue EU-Projekte.

2020 hängt die Europaflagge nicht nur an der Wand. Die zwölf kreisförmig angeordneten gelben Sterne auf blauem Untergrund schützen nun auch Mund und Nase. Zahlreiche Reisewarnungen und Risikogebiete innerhalb der Europäischen Union (EU) sind die neue Realität seit Ausbruch der Corona-Pandemie. Komplizierte Zeiten für internationale Freundschaften, Kooperationen – und vor allem Schüleraustausch-Programme. Dennoch hisst die Hellweg-Schule an der Lohackerstraße die EU-Flagge und feiert die „Erasmus Days 2020“.

Lösungen für schwierige Situation


Nur wenig könne man aktuell machen, sagt Lars Moser. Er ist Lehrer und Europa-Schul-Koordinator am Wattenscheider Gymnasium. „Unser Schwerpunkt liegt auf dem Austausch und der liegt aktuell natürlich auf Eis.“ Entsprechend werden die Erasmus-Tage genutzt, um auf die Möglichkeiten des Förderprogramms der EU und (Bildungs-)Aufenthalte in anderen europäischen Ländern hinzuweisen. Auch im weiteren Lebenslauf, etwa zur Studienzeit. Trotz erschwerter Bedingungen komme der Europa-Gedanke nicht zum Erliegen, betont Schulleiter Mathias Balliet.

Digitales Euro-Quiz

Gleichzeitig wird aus der Not eine Tugend gemacht, auf die Anforderungen in Pandemie-Zeiten reagiert. Alle Fünftklässler konnten am Montag (5.) von zuhause aus an einem digitalen Europa-Quiz teilnehmen. Lars Moser: „Speziell der neue Jahrgang kann so auf der Lernplattform ‚Moodle‘ trainiert werden.“ Corona fokussiere gerade, was schon zuvor bekannt war: Chancengleichheit hat auch etwas mit der technischen Ausrüstung der Schüler zu tun.

30 Minuten hatten die Fünftklässler, um zehn Fragen des freiwilligen Quiz zu beantworten. Mitgemacht habe gut ein Viertel – trotz eines verlängerten Wochenendes an der Hellweg-Schule durch den „Pädagogischen Tag“ (5.) und der streikbedingten Schließung aller Bochumer Lehrstätten am Dienstag (6.). Eine gute Beteiligung, finden Moser und Direktor Balliet, da die Erasmus- und EU-Zielgruppen sonst eher ab der Mittelstufe zu sehen seien.

Schulleiter Balliet ergänzt: „Die Hürde der digitalen Plattform dürfen wir dabei nicht verschweigen. Viele Fünftklässler kennen diese Art des Lernens noch nicht und fuchsen sich jetzt rein.“


Das Online-Quiz sei nicht mit einem Test gleichzusetzen, betonen die Pädagogen. Auch einschlägige Suchportale seien kein allumfassender Spicker, so Lars Moser: „Es gibt Fragen, die nur gelöst werden können, wenn man sich zuvor in unserer Schule und Europa-Ecke informiert hat. Bei einer Frage mussten außerdem neun verschiedene Daten korrekt zugeordnet werden, googeln wird da zeitlich knapp.“

Finanzierung neuer Projekte

Als „Europaschule in NRW“ befasst sich das Gymnasium selbstverständlich ausgiebig mit dem Thema EU und auch Mobilität. Balliet: „Wir möchten unsere Schüler ans Reisen bringen, weil es bildet und Kompetenzen fördert.“ Wann ein Austausch wieder möglich ist, auch Betriebspraktika im Ausland wieder angeboten werden können, sei logischerweise nicht absehbar. Wie alle anderen auch, müsse man bei diesen Themen „auf Sicht fahren“.


Auch Eltern seien auf beiden Seiten der Projekte vorsichtig geworden, weshalb der Kontakt zu anderen Schulen und Kooperationspartnern mit Videobotschaften gehalten werden soll. Stillstand kehrt dennoch nicht ein, neue Projekte sind unter Beachtung aller Bedingungen in Planung und können auf eine Finanzspritze zurückgreifen. Direktor Balliet: „Wir haben beim bundesweiten Europaschulpreis gewonnen und erhalten 3000 Euro für Erasmus-Folgeprojekte. Das ermöglicht uns Flexibilität und Spielraum.“

Mehr Nachrichten aus Bochum lesen Sie hier


https://www.waz.de/staedte/bochum/jetzt-den-newsletter-mit-bochumer-nachrichten-abonnieren-id228022009.html