Neviges. Es gibt seit Jahren eine Baugenehmigung für das Areal in Neviges entlang der Siebeneicker Straße. Woran die Pläne der Stadt bisher scheiterten.

Ein grauer, vergammelter Kasten, der vor sich hin rottet. Davor ein rostiger Eisenzaun, dahinter wildes Gestrüpp. „Das Ding gehört abgerissen, ein Schandfleck“, so und ähnlich lautet die Meinung vieler Nevigeser über die ehemalige Möbelhalle an der Siebeneicker Straße. Einst hatte hier der Einrichtungsspezialist Yossef Gooran Schönes für Haus und Garten angepriesen. Schön ist hier schon seit Jahren nichts mehr.

Seitdem die Filiale geschlossen ist, sieht das Gelände einfach nur trist und scheußlich aus. „Kann man da gar nichts machen? Das wertet nun Neviges wirklich nicht auf“, so hatte zum Beispiel eine WAZ-Leserin angemerkt, die donnerstags unser Lesercafé besuchte.

Möbelhaus an Siebeneicker Straße in Velbert soll Wohnbebauung weichen

Auf der anderen Straßenseite, gegenüber der Halle, sind bereits gepflegte Ein- und Mehrfamilienhäuser.
Auf der anderen Straßenseite, gegenüber der Halle, sind bereits gepflegte Ein- und Mehrfamilienhäuser. © FUNKE Foto Services | Christof Koepsel

Nicht nur, wer auf der anderen Straßenseite in einem der gepflegten Häuser wohnt, ärgert sich über den hässlichen, abgewrackten Klotz vor der Nase. Der Kasten ist auch kein schönes Entrée, wenn man von Wuppertal-Dönberg kommend nach Neviges fährt. Auch der Stadt Velbert ist die Halle schon längere Zeit ein Dorn im Auge: Sie würde die Fläche an der Siebeneicker Straße gern für neuen Wohnraum nutzen, eine Baugenehmigung wurde bereits vor Jahren erteilt und habe noch immer Gültigkeit, wie Stadtplaner Tim Edler auf einer Sitzung des Bezirksausschusses Neviges im Mai 2024 sagte.

Kleiner Flachbau in Velbert wird entrümpelt

Entrümpelt wird zurzeit der kleine Flachbau. Hier war früher eine Kfz-Werkstatt.
Entrümpelt wird zurzeit der kleine Flachbau. Hier war früher eine Kfz-Werkstatt. © FUNKE Foto Services | Christof Koepsel

Passiert ist bisher nichts, was mit den unterschiedlichen Eigentümerinteressen zusammen hänge, so hatte Tim Edler damals weiter erläutert. Die Sache scheint kompliziert zu sein. Es gebe bei dem Thema ehemalige Möbelhalle und möglicher Wohnungsbau keine neuen Entwicklungen, sagte Stadtsprecher Hans-Joachim Blißenbach auf Nachfrage.

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Also kann auch von einem Abriss, den sich viele Nevigeserinnen und Nevigeser wünschen, keine Rede sein. Was das gesamte Areal betrifft, so kommt zumindest ein bisschen Bewegung in die Sache: Der neben der Halle liegende kleine Flachbau, in früheren Jahren eine Kfz-Werkstatt, wird zurzeit von einem Unternehmen entrümpelt, „Vorsicht Baustelle“, steht an dem Bauzaun an der Ecke Siebeneicker Straße/Ecke Gewerbestraße.

Beschleunigtes Verfahren für Bebauungspläne

Für die Städte und Gemeinden bringt das beschleunigte Verfahren nach Paragraf 13 Baugesetzbuch einige Erleichterungen: So besteht zum Beispiel keine Verpflichtung zu einer frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung und Erörterung.

Ein Bebauungsplan kann aufgestellt werden, bevor die an sich notwendige Anpassung des Flächennutzungsplans vorgenommen wurde. Die Pflicht, einen Umweltbericht zu erstellen und eine entsprechende Umweltprüfung durchzuführen, entfällt.

Das Areal direkt an der Siebeneicker Straße gehört zu dem größeren Bereich „Gewerbestraße West“, es geht dabei um eine Fläche zwischen Siebeneicker Straße, Gewerbestraße und den Bahngleisen: Dafür hatten die Mitglieder des Ausschusses im vergangenen Jahr einen Bebauungsplan beschlossen, dies sogar im beschleunigten Verfahren. Hintergrund ist, dass es Anfragen eines Interessenten gab, just jenes Grundstück für eine Mülltrenn- bzw. Müllverarbeitungsanlage zu nutzen.

Das wollte die Stadt auf jeden Fall verhindern: Denn die Fläche ist schon länger für den Wohnungsbau vorgesehen, denkbar auch in Kombination mit Gewerbe. Unter der Voraussetzung, dass von dem Gewerbe weder eine Lärm- noch eine Luftverschmutzung ausgeht. Ein Abfallbetrieb hingegen würde das gesamte Areal erheblich abwerten. Einer der Gründe, warum die Stadt im „Gewerbegebiet West“ Wohnraum schaffen möchte: Auf der nördlichen Seite, also gegenüber, stehen bereits Ein- und Zweifamilienhäuser, auf der gleichen Seite ältere Backstein-Reihenhäuser. Weitere Wohnungen anstatt der gammeligen Halle würden den gesamten Bereich aufwerten.