Langenberg. Am Deilbach in Velbert-Langenberg ist ein beliebtes Foto-Motiv abgeholzt worden. Doch der Kahlschlag hat seinen Grund, sagt der Wasserverband.

Ganz traurig sind jede Menge Langenbergerinnen und Langenberger - denn zwischen Deilbach und Kita St. Michael klafft nun ein große Lücke: „Falls sich jemand auf den im Frühjahr wunderschön mit roten Blüten versehenen Baum gefreut hat: Den Baum gibt es nicht mehr“, klagt eine Nutzerin in einem Forum bei Facebook. Auch die Blautannen seien gefällt worden. Warum? Darüber wird fleißig spekuliert.

Der Bergisch Rheinische Wasserverband (BRW) kann Licht ins Dunkel bringen: „Die Renaturierung des Deilbachs in Velbert-Langenberg startet im Februar 2025“, teilt der Verband mit Sitz in Haan nun mit. Das sei nur eine von vielen „kleinen Maßnahmen zur Renaturierung des Deilbachs“.

Enges Bett des Deilbachs in der Langenberger Altstadt

Das Problem: Der Bach ist im Bereich der Altstadt überwiegend von Ufermauern befestigt und eingeengt – mit ein Grund, warum das Hochwasser im Sommer 2021 so verheerende Folgen hatte. Denn das Wasser konnte anders, als außerhalb der Stadt, nirgendwohin ausweichen. So stieg der Pegel extrem an – und die Fließgeschwindigkeit erhöhte sich.

Enge Bebauung in der Langenberger Altstadt bietet kaum Spielraum dafür, dem Bach mehr Raum zu geben - hier am Zusammenfluss von Hardenberger- und Deilbach am Froweinplatz gut zu sehen.
Enge Bebauung in der Langenberger Altstadt bietet kaum Spielraum dafür, dem Bach mehr Raum zu geben - hier am Zusammenfluss von Hardenberger- und Deilbach am Froweinplatz gut zu sehen. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Dass nun „viele kleine Maßnahmen“ nötig seien, liege genau an diesen Umständen, erläutert Heike Berlin-Brack, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit beim BRW: „Die Platzverhältnisse, insbesondere im städtischen dicht bebauten Bereich, sind stark begrenzt und so können keine großen, raumgreifenden Maßnahmen durchgeführt werden.“

Aber, so führt die Sprecherin weiter aus, viele kleine Maßnahmen und -vor allem - deren Zusammenwirken „können die Auswirkungen von Hochwasser begrenzen“. Außerdem könne so ein „möglichst ökologisch guter Zustand des Deilbachs erreicht werden“.

Baustart ist für Anfang Februar geplant

Die Arbeiten, die in der ersten Februarwoche beginnen sollen, werden vom Land Nordrhein-Westfalen gefördert. Und was genau plant der Verband? „Konkret wird die durch das Hochwasser 2021 stark beschädigte Ufermauer im Bereich der Donnerstraße umgebaut“, erläutert Heike Berlin-Brack. Die andere befestigte Uferseite bleibe unverändert. „Das neue Ufer wird als Böschung hergestellt, sodass der Deilbach in diesem Bereich ein breiteres Gewässerbett erhält und mehr Wasser aufnehmen kann, wenn es zu starken Niederschlägen kommt.“

Bereits vor mehr als zehn Jahren hat der Deilbach am Gymnasium mehr Platz bekommen.
Bereits vor mehr als zehn Jahren hat der Deilbach am Gymnasium mehr Platz bekommen. © WAZ FotoPool | Uwe Möller

Die neue Ufersicherung bestehe aus einer Trockenmauer; durch Nischen zwischen den Natursteinen und verschiedene Strömungsvarianzen im Gewässerbett „entstehen neue Lebensräume für Fische und Kleinstlebewesen“, führt die Verbandssprecherin aus. Diese kleine Maßnahme helfe in den Gewässerbereichen, die ober- und unterhalb liegen, ebenfalls ökologische Verbesserungen zu erzielen.

Die vorbereitenden Arbeiten laufen bereits seit Januar, die Absperrung der Baustelle ist für die Woche ab dem 3. Februar vorgesehen. Dazu richtet der BRW eine Umleitung für den Fußweg entlang des Deilbachs ein. Läuft alles wie geplant, ist Ende März alles fertig.

Weitere Renaturierung ist bereits abgeschlossen

Einige Kilometer bachabwärts hat ein anderer Verband ebenfalls das Gewässer renaturiert. Allerdings ist die Deilbachaue im Grenzgebiet zwischen Langenberg, Essen und Hattingen auch ein Beispiel dafür, wie langwierig und komplex die Projekte der Renaturierung sein können.

Laut Ruhrverband - der ist für diesen Abschnitt des Bachs zuständig - wurde das Projekt bereits im November 2018 einem breiten Teilnehmerkreis vorgestellt. Nach einem intensiven Abstimmungsprozess mit zehn Besprechungsterminen erhielt das Projekt im April 2020 die behördliche Zustimmung, die Umsetzung begann schließlich im November 2020.

Anhaltender Regen verzögerte die Arbeiten

Doch die lang anhaltende Niederschlagsphase zwischen Dezember 2020 und Sommer 2021 habe das Projekt ausgebremst, die Arbeiten zeitweise sogar unterbrochen. Erst im März 2022 haben Mitarbeitende des Verbandes gemeinsam mit ihren Familien die ersten Setzlinge für den angedachten Auwald gepflanzt.

Mitarbeitende des Ruhrverbandes und ihre Familien pflanzen Setzlinge für den neuen Auwald im Grenzgebiet von Velbert-Langenberg, Essen und Hattingen.
Mitarbeitende des Ruhrverbandes und ihre Familien pflanzen Setzlinge für den neuen Auwald im Grenzgebiet von Velbert-Langenberg, Essen und Hattingen. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Inzwischen bestehe die Arbeit hauptsächlich daraus, die Entwicklung der Aue zu managen und zu kontrollieren, erläuterte Markus Rüdel, Sprecher des Ruhrverbands, im Gespräch mit der WAZ.