Velbert. Das lange Warten hat sich gelohnt. Mit dem neuen Teleskop ist die Sternwarte vom NEG komplett. Jetzt gibt es neue Projekte und Pläne an der Schule.

Ein Blick zu den Sternen ist romantisch - und vor allem modern. Und während andere mit bloßem Auge lediglich den großen Wagen am Himmelszelt entdecken, sehen die Schülerinnen und Schüler des Nikolaus-Ehlen-Gymnasium (NEG) weitaus mehr.

Beispielsweise den Jupiter und vier seiner hellsten Monde oder etwa Exoplaneten. Ja, hier richten wahre Experten den Blick in die Ferne. Und der ist ziemlich weitsichtig - und vor allem für Velbert einmalig. Denn welche Schule kann schon von sich behaupten, eine eigene Sternwarte zu haben? Auch Schulleiter Conrad Aust ist da voller Stolz. Vor allem, weil „es meines Wissens nur eine weitere Schule in NRW gibt, die eine eigene Sternwarte hat“.

Velberter Schüler freuen sich über das neue Teleskop in ihrer Sternwarte

Dass es hier um weit mehr als nur einen romantischen Blick in das weite Universum geht, wird schnell deutlich. Immerhin haben die meisten Schülerinnen und Schüler mit dem NEG nicht umsonst eine schulische Laufbahn auf einem MINT-Gymnasium gewählt (MINT steht für die Schwerpunktfächer der Schule: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik). Während die jüngsten Schülerinnen und Schüler in der AG bereits mit einfachen Mitteln wie Kunststoffrohren und Pappe sowie drei Linsen ein eigenes Teleskop bauen, geht es für die Größeren an Berechnungen von Umdrehungsgeschwindigkeiten der Planeten.

Sternwarte im Nikolaus-Ehlen-Gymnasium wird eingeweiht
Physiklehrer Tim Enßlen erläutert die Funktion des neuen Teleskops in der Sternwarte des Nikolaus-Ehlen-Gymnasiums in Velbert © FUNKE Foto Services | Marie-Christin Jacobs

Doch ab und an dürfen die Blicke der Jungs und Mädchen auch einfach mal in die Ferne schweifen. Sofern der Himmel klar ist. Dafür treffen sich die Schülerinnen und Schüler dann, fernab von normalen Unterrichtszeiten, abends in der Sternwarte der Schule. Das war auch mit den selbst gebauten Teleskopen möglich, „aber da braucht man viel Geduld und am Anfang ist auch reichlich Frust dabei“, erläutert Physiklehrer Tim Enßlen. Ab jetzt richten aber alle ihren Blick in die Ferne mit großer Freude, denn nachdem das alte Teleskop defekt gewesen ist und bereits im Sommer abmontiert wurde, ist das neue endlich einsatzbereit. Ein Ausblick, der für den 16-jährigen Schüler André „unbeschreiblich“ ist: „Das ist gar nicht greifbar und mir ist bewusst, dass das absoluter Luxus ist.“

Sternwarte im Nikolaus-Ehlen-Gymnasium wird eingeweiht
Bürgermeister Dirk Lukrafka und Schulleiter Conrad Aust eröffnen die neue Sternwarte. © FUNKE Foto Services | Marie-Christin Jacobs

Über das „Spitzenmodell“ freut sich auch Physiklehrer Tim Enßlen. Immerhin hat das Teleskop etwa 40.000 Euro gekostet. Geld, dass weder die Schule noch die Stadt hätten investieren können. Doch, da freut sich Bürgermeister Dirk Lukrafka, der extra zur Eröffnung am NEG vorbeigeschaut hat, „war Conrad Aust von der Sternwarte genauso begeistert wie ich“. Als die Schule saniert wurde, habe sich der Bürgermeister nämlich gedacht: „Es wäre doch wirklich schade, wenn es die Sternwarte nicht mehr gäbe“. Auf großen Anklang stieß er da beim Schulleiter, der sich auch darum kümmerte, einen Sponsor für ein neues Teleskop zu finden. Bei der Wilhelm und Else Heraeus-Stifung wurde er fündig. Sie organisiert und fördert beispielsweise Veranstaltungen, bei denen sich Wissenschaftler über ihre Forschungsergebnisse austauschen. Aber die Essener Stiftung ermöglicht auch Forschenden von morgen die ersten Schritte in der Wissenschaft, sei es in der Schule oder in der Universität. Und so konnte das „Top-Modell“, wie Tim Enßlen schwärmt, angeschafft werden.

Eigentlich hätte es bereits nach den Herbstferien in die Sternwarte einziehen sollen, aber es gab Lieferengpässe und dann musste noch etwas ausgetauscht werden. Nun ist das neue Teleskop aber eingebaut, eingenordet und hat bereits einige Testläufe absolviert.

Sternwarte in Velbert ermöglicht Weitsicht bei Nacht

In dem schwarz abgedunkelten Raum öffnet sich auf Knopfdruck nun das Dach, dann lässt sich das etwa 25 Kilogramm schwere Teleskop ausfahren, damit die Sicht in den Himmel nicht vom Schulgebäude versperrt wird. Mit dem Aufbau samt Gegengewichten wiegt das neue Gerät insgesamt sogar etwa 80 Kilogramm. Dank modernster Technik kann das Teleskop mittels App bedient werden. Die aufgenommenen Bilder können die Schüler dann über einen Computer sichten. Gerade in den Sommermonaten, wenn der Himmel sich erst spät verdunkelt, ist diese Option sehr praktisch. „Da können wir dann das Teleskop ausrichten und uns die Aufzeichnungen am nächsten Tag anschauen.“

Das alte Telescop, 370 KG, wird am Freitag, dem 20. September 2024 aus der Sternwarte am NEG
Das alte Teleskop der Sternwarte ist mit 370 Kilogramm deutlich schwerer. Es wurde am 20. September abmontiert und lagert nun in der Garage. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Für die Zukunft ist an der Schule viel geplant, neben den Astro-AGs für Ober- und Unterstufe soll es beispielsweise künftig einen Projektkurs Astrophysik geben. Die AGs sollen als Vorbereitung dafür gelten. Und dass die Begeisterung schon bei den jüngsten Sternenguckern groß ist, bestätigt Sverre aus der 5a. Wie vielfältig die Astrophysik sein kann, daran lassen die Schüler keine Zweifel: Ob aufwendige Astrofotografie oder die Berechnung der Rotationsgeschwindigkeit des Jupiters, die Liste ist lang. Ebenso wie die, der Vorhaben der engagierten Schüler und Lehrer. Die Faszination an den Weiten des Universums zu erforschen, einen Wetterballon loszuschicken und auch mal einen Blick auf die Sonne zu werfen, das sind nur einige Ziele der Gruppe.

Zu gerne würden die jungen Astrophysiker ihren Blick ins Weltall mit ganz Velbert teilen. Und da es beim zentralen Standort der Schule etwas gibt, was den Blick dauerhaft massiv beeinträchtigt, hat Schulleiter Conrad Aust, wo der Bürgermeister ohnehin gerade mal zu Besuch ist, ein unmoralisches Angebot: „Sie schalten das Licht in ganz Velbert für ein paar Stunden ab, dafür bieten wir allen Velbertern einen Livestream ins Universum.“ Ein Angebot mit Augenzwinkern, an dem der ein oder andere Velberter sicher Gefallen fände.