Velbert-Neviges. Wenn die Grundschüler der Regenbogenschule aufs Klo wollen, wird es recht umständlich. Schlimmer für die Eltern ist aber die potenzielle Gefahr.
Es sind 3,5 Grad an diesem Morgen, ein eisiger Wind fegt über den Schulhof der Regenbogenschule und Schulleiterin Birgit Gutschow zieht fröstelnd ihre Jacke enger zu.
Nein, ein Vergnügen ist es derzeit für die etwa 190 Grundschülerinnen und -Schüler nicht, die Toilette aufzusuchen. Denn um die Notdurft zu verrichten, müssen sie stets aus den Klassenräumen über den Hof zu den beiden Kabinen für Jungs und Mädchen.
Gerade bei den jüngeren Schülern ist es nicht selten, dass sie während des Unterrichts mal auf die Toilette müssen. Dann heißt es: Raus aus den Hausschuhen, rein in die Straßenschuhe, bei winterlichen Temperaturen oder Regen auch noch rein in die Jacke und sich schließlich, gemeinsam mit einem Mitschüler auf den Weg machen. Denn während der Schulhof von drei Seiten für jeden frei zugänglich ist, sind die Türen der Schule nach Unterrichtsbeginn verschlossen. Also muss ein Schüler eben mitkommen, um die Tür aufzuhalten.
Toiletten an der Nevigeser Regenbogenschule gibt‘s nur auf dem Schulhof
Seit dem Vorfall in Krefeld, es wurden Mitte November zwei Grundschulkinder, auf einer Schultoilette missbraucht, geht es aber bei dem Weg zur Schultoilette um weit mehr als nur den unbequemen Weg auf sich nehmen zu müssen. „Gerade nach diesem Vorfall müssen wir uns doch um die Sicherheit unserer Kinder sorgen“, sagt Mareike Sawalek, Schulpflegschaftsvorsitzende und hat sich mit einer Unterschriftensammlung an den Bürgermeister gewandt, damit die Stadt Abhilfe schafft. Denn seitdem braucht es insgesamt drei Kinder für einen Toilettengang, eben den einen Mitschüler, der die Tür aufhält, und ein weiteres Kind, das im Vorraum der Toilette wartet. Ein munteres Treiben, so mag man sich das gerade in den ersten und zweiten Klassen vorstellen, bei denen die Kinder vielleicht noch nicht wissen, dass sie in fünf Minuten vielleicht auch einmal auf Toilette müssen. Ein Vorgang, der auch den Unterricht nicht selten beeinträchtigt.
Gerade läuft wieder ein Schülergespann über den Hof. Dieses Mal von oben. „Da haben wir noch einen Klassenraum in dem Gebäude der Sonnenschule“, berichtet die Schulleiterin. „Aus unserer Schule können die Kinder ja noch unter der Überdachung entlanglaufen, aber die Kinder von dort oben haben gar keinen Schutz.“ Schnell wird deutlich: Die Situation an der 1968 erbauten Grundschule ist recht unübersichtlich, drei öffentliche Zuwege ermöglichen jedem, zu jeder Zeit auf den Schulhof zu kommen. Der Schulhof ist also, sobald der Unterricht für die Kinder beginnt, eine offene und völlig unbewachte Stelle. Zudem liegen die Fenster der Klassenräume auf der anderen Seite des Gebäudes. Das Geschehen auf dem Schulhof bleibt also völlig unbemerkt. Undenkbar, eine Lehrkraft oder aber eine freiwillige Person abzustellen, die die Kinder auf den Toilettengängen begleitet. Nur ab und an begleitet sie eine Integrationskraft.
Lehrertoiletten an der Regenbogenschule wurden nachträglich angebaut
Die Schulleiterin weiß, dass das alte Gebäude eine Modernisierungsmaßnahme nicht so einfach hergibt und die Schulpflegschaftsvorsitzende ergänzt: „Wahrscheinlich müsse man da abreißen und neu bauen.“ Doch in solchen Dimensionen mag man an der Regenbogenschule nicht denken. Eine zeitnahe Lösung soll her. „Die Lehrertoiletten wurden ja auch nachträglich angebaut“, erinnert sich die Schulleiterin. In den Räumen der OGS gibt es übrigens im Untergeschoss Toiletten, doch auch diese sind von der Grundschule aus nicht zugänglich. „Wenn alles nach Plan läuft, zieht die Sonnenschule ja 2026 in die ehemalige Realschule in Tönisheide“, weiß die Schulleiterin. Etwas, dass die Situation dann entspannen könnte, weil dann weitere Räume in die Sonnenschule verlegt werden könnten und, „wir hier einen Raum als Toilettenraum umbauen könnten.“ Doch die Eltern wünschen sich eine sichere und vor allem zeitnahe Lösung für alle Kinder.
„In der Arbeitswelt gibt es übrigens die Pflicht, innenliegende Toiletten vorzuhalten“, das hat die Schulleiterin recherchiert, ein ähnlich lautendes Recht für Kinder hat sie allerdings nicht finden können. Eine Idee hat Birgit Gutschow, wie das Problem dennoch recht schnell gelöst werden könnte: „Wir könnten den Musikraum zum Klassenraum umbauen und hätten dann Platz für innenliegende Toiletten.“ Eine Idee, über deren Umsetzung sich auch die Schüler freuen. Denn gerade zischt wieder ein Junge über den Schulhof und bestätigt: „Der Weg ist schon echt lang. Neulich konnte ich kaum noch einhalten.“
Die Unterschriften der Eltern sind derweil auf dem Weg zum Bürgermeister. Der Pressesprecher signalisiert schon heute gegenüber der WAZ: „Die Stadt Velbert ist gerne bereit, in Austauschgespräche mit der Schulleitung und der Schulpflegschaft der Regenbogenschule einzutreten.“