Neviges. Der ehemalige Studiendirektor und Autor zahlreicher Beiträge war ein exzellenter Kenner der Nevigeser Stadtgeschichte.
Er liebte sein Neviges, das er wie seine Westentasche kannte. Und wer irgendeine Frage hatte, etwa woher ein Straßenname kommt, wie alt eine Kirchenmauer ist, der fragte ganz einfach Gerhard Haun. Der exzellente Stadthistoriker lieferte in Windeseile druckreife Fakten, erklärte freundlich und mit großer Geduld, wurde nicht müde, sein Wissen weiterzugeben. Am Donnerstag ist der gebürtige Nevigeser nach kurzer, schwerer Krankheit im 88. Lebensjahr verstorben.
„Er wusste einfach alles. Es ist für uns ein riesiger Verlust, menschlich und auch fachlich. Was Haun sagte, das konnte man übernehmen“, sagt Dr. Jutta Scheidsteger, Ehrenvorsitzende des Bergischen Geschichtsvereins und Verlegerin. Bei vielen Veröffentlichungen hat der Scala Verlag mit Gerhard Haun zusammengearbeitet, so auch beim druckfrischen Band „Aus Drei Mach Eins“, der Ausgabe zum Jubiläum der kommunalen Neugliederung. Hier beschreibt Gerhard Haun den Prozess aus der Sicht eines Nevigesers. Denn so sehr der pensionierte Studiendirektor, der am Geschwister-Scholl-Gymnasium Deutsch und Geschichte lehrte, für sein Neviges brannte: Nie gehörte er zu jenen Unversöhnlichen, die bis heute damit hadern, dass Neviges seine Selbstständigkeit verlor. Dafür war Gerhard Haun zu sehr auch Neuem aufgeschlossen, interessiert an allem, was sich in Neviges und überhaupt in ganz Velbert tat.
Das Schloss in Velbert lag ihm besonders am Herzen
Von 1969 bis 1979 saß der Historiker aus Leidenschaft für die CDU im Rat, erst im Rat von Neviges, dann Im Rat der Stadt Velbert. Als langjähriger Vorsitzender des Bergischen Geschichtsvereins (1989 bis 2001) und späterer Ehrenvorsitzender lag ihm die behutsame Sanierung des Schlosses und vor allem der Wehranlagen am Herzen. Riesig auch sein Wissen über den Wallfahrtsort Neviges, nachzulesen in zahlreichen Publikationen. Und wenn es eine Veranstaltung im Dom gab, dann war Gerhard Haun dabei, konnte sich auch für Revolutionäres wie die Aufführung des Pina-Bausch-Tanztheaters begeistern. Wissen zu vermitteln, das ist das Eine. Andere dabei mitzunehmen, mitzureißen, das Andere. Diese Gabe war Gerhard Haun bis ins hohe Alter gegeben. Auch in unserer Redaktion hat er nicht nur wegen vieler gemeinsamer Geschichten zur Stadtgeschichte, etwa den „Stadtspaziergängen“ oder „Verschwunden, nicht vergessen“ Spuren hinterlassen. Ging es darum, anderen etwas über Neviges zu vermitteln, war ihm keine Mühe zu groß, kein Sommertag zu heiß. Wie sagte Jutta Scheidsteger: „Er war einfach ein wunderbarer Mensch.“