Velbert. Schon im kommenden Jahr muss Velbert 4,5 Millionen Euro mehr an den Kreis zahlen, 2026 steigt die Kreisumlage wohl noch stärker. Der Grund: Monheim.
Der Haushalt des Kreises Mettmann ist ein Thema, mit dem die Bürgerinnen und Bürger selten direkt in Berührung kommen. Und ein Thema, das – auf mehreren hundert Seiten in einem dicken Ordner aufbereitet – durch verschiedenste Umlagen und Verrechnungsfaktoren auch für Journalisten durchaus schwer durchschaubar ist. So hat sich Kreiskämmerer Christian Schölzel gemeinsam mit Landrat Thomas Hendele vor der Einbringung des Haushalts 2025 Zeit genommen, die wesentlichen Eckpunkte zu erläutern. Und die haben es vor allem mit Blick auf das Jahr 2026 in sich.
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Hierzu muss man wissen: Der Kreis Mettmann, zu dem neben Velbert und Heiligenhaus acht weitere Städte gehören, hat keine eigenen Steuereinnahmen – anders als die Städte, die auf diesem Weg direkte (unter anderem Gewerbe- und Grundsteuer) sowie indirekte (anteilig weitergeleitete) Einnahmen erzielen. Finanziert werden die Kreisverwaltung und die zugehörigen Aufgaben darum von den zugehörigen Städten in sehr unterschiedlicher Höhe, nicht etwa gemessen nach der Größe, sondern anhand der jeweiligen Steuerkraft und der Schlüsselzuweisungen.
Monheim ist der Spitzen-Zahler in Sachen Kreisumlage – noch
Um den Finanzbedarf des Kreises von rund 423 Millionen Euro decken zu können, musste die Stadt Velbert in diesem Jahr 51,83 Millionen Euro zahlen, Heiligenhaus 15,85 Millionen. Eindeutiger Spitzenzahler war – wie schon in den vergangenen Jahren – Monheim mit rund 130 Millionen Euro. Durch den niedrigsten Gewerbesteuer-Hebesatz Nordrhein-Westfalens und günstige Gewerbeflächen auf einem alten Raffineriegelände hatte die einst so klamme Kleinstadt am Rhein in den 2010er-Jahren äußerst finanzkräftige Firmen in die „neue Steueroase“ gelockt. So wurde Monheim, auf die Einwohnerzahl gerechnet, zur steuerstärksten Gemeinde in ganz NRW. Das wurde von den umliegenden Städten zwar auch immer kritisch beäugt, in der Kreisumlage profitierten die anderen Neun jedoch kräftig.
Warum die Gewerbesteuer in Monheim aktuell massiv einbricht
Nun scheint das Steuer-Märchen jedoch ein recht abruptes Ende zu finden. Monheims Noch-Bürgermeister Daniel Zimmermann hat angekündigt, dass die Gewerbesteuereinnahmen massiv einbrechen werden. Der Grund: Die Patentabteilung eines großen Chemiekonzerns wird zurück nach Leverkusen verlagert, wo der Gewerbesteuer-Hebesatz jüngst auf das Monheim-Niveau gesenkt wurde. Laut Kreis-Kämmerer Schölzel werde Monheim so 218 Millionen Euro weniger Steuerkraft haben und demnach 61 Millionen Euro weniger in die Kreisumlage zahlen.
Velbert muss auch schon 2025 mehr Kreisumlage stemmen
Diese Hiobsbotschaft gilt durch die Bemessungszeiträume allerdings erst ab 2026. Im Jahr 2025 muss Monheim mit 141 Millionen Euro Kreisumlage noch einmal tief in die Tasche greifen – und dennoch müssen auch Velbert mit 56,32 Millionen Euro (+4,5 Millionen Euro) und Heiligenhaus mit 17,16 (+1,3 Millionen Euro) schon im kommenden Jahr deutlich mehr an den Kreis-Kämmerer überweisen. Grund: Der Finanzbedarf des Kreises steigt um fast 45 Millionen Euro auf dann 468,6 Millionen.
Warum der Kreis Mettmann von den Städten mehr Geld benötigt
Die Gründe seien vielfältig, so Schölzel: So steigt beispielsweise die Landschaftsumlage, die der Kreis wiederum an den Landschaftsverband Rheinland (LVR) zahlen muss, allein schon um 22,1 Millionen, der Sozialetat wächst um 9,4 Millionen Euro, für Personal muss 4,7 Millionen Euro mehr ausgegeben werden, in moderne IT werden 1,9 Millionen Euro mehr als noch in diesem Jahr investiert und die Rettung des St. Josefs-Krankenhauses in Hilden schlägt mit 2 Millionen Euro zu Buche.
Rund 96 Prozent aller Ausgaben seien durch Rechtsprechung und Gesetzgebung festgelegt, so Landrat Thomas Hendele: „Steigen die Aufwendungen beispielsweise im Sozialbereich, so muss der Kreis die benötigten Mehreinnahmen durch die Kreisumlage erwirtschaften. Hierbei haben wir allenfalls äußerst bescheidene Gestaltungsspielräume.“ Verärgert ist der Landrat auch über die steigende Umlage an den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), die mit 23,6 Millionen Euro eine Rekordhöhe erreicht habe – „eine unmittelbare Auswirkung des durch Bund und Land nicht ausreichend finanzierten Deutschland-Tickets“. Hendele: „Wenn das so weitergeht, können wir die Verkehrswende an den Nagel hängen und diskutieren nur noch darüber, welche Buslinie wir uns wann noch leisten können.“
Das ist die düstere Prognose für Velbert und Heiligenhaus
Zurück zum Thema Monheim – und damit den Glaskugel-Blick auf das Jahr 2026. Wenn Monheim dann tatsächlich 61 Millionen Euro weniger Kreisumlage zahlt, bedeutet das bei ansonsten gleichen Rahmenbedingungen, dass Velbert noch einmal 8,7 Millionen Euro mehr als 2025 zahlen müsste, Heiligenhaus 2,66 Millionen Euro mehr – Geld, das dann zusätzlich in den ohnehin schon klammen städtischen Haushalten fehlt.
Über den Kreis-Haushalt entscheiden wird der Kreistag im Dezember.