Velbert. Die Velberter Grundschule an der Sontumer Straße ist bald Geschichte. Das sind Velberter Erinnerungen und Kritik am Abriss des Backsteingebäudes.
Eine feine Staubschicht umgibt den Rest des Gebäudes. Laut dröhnen die Motoren der Bagger. Immer wieder fallen mit einem dumpfen Knall Steine auf den Boden, Gehölz gibt ächzend nach: Die Grundschule an der Sontumer Straße wird derzeit abgerissen.
Viele Velberter sind in dem alten Backsteingebäude zur Schule gegangen. Gerade der Abriss ruft bei ihnen einige Erinnerungen hervor.
Velberter Erinnerungen an die Grundschulzeit an der Sontumer Straße
Weit mehr als vier Jahre hat Gabriele Beetzen die Schule besucht, denn „ich habe 24 Jahre dort gearbeitet als Schulleiterin! War eine sehr, sehr schöne Zeit!“, schreibt sie auf unserer WAZ-Facebookseite. Heiner Beninga sagt: „Unsere beiden Mädchen sind da zur Grundschule gegangen. Ich habe viele schöne Erinnerungen an die Einschulungen, Sommerfeste und Martinsumzüge.“
Auch die Kinder von Nadine Döring haben dort ihre Grundschulzeit verbracht. „Mein ältester Sohn Mark und meine Zwillinge Christian und Florian waren dort auf der Schule gewesen. Und haben sehr schöne Erinnerungen an die Schulzeit an dieser Schule“.
Grundschule mit Altbau-Charme
Eine Leserin kann sich noch an ihre eigene Grundschulzeit von 1982 bis 1986 sehr gut erinnern: „Könnte immer noch den Weg zu meinem Klassenraum finden, mit verbundenen Augen. Sehr, sehr traurig.“ Auch eine andere Leserin ist enttäuscht: „Wieder eine Kindheitserinnerung weniger“, kommentiert sie den Abriss.
„Sabrina Kunterbunt durch die Welt“ schreibt auf Facebook: „Mein Bruder und mein Sohn waren auf der Schule gewesen. Ich kann mich noch gut an die St. Martin-Umzüge erinnern, an den Altbau-Charme von der Schule überhaupt.“
Rahida Redza hat ebenfalls zwei Kinder, die an der Sontumer Straße zur Schule gegangen sind. Doch sie gesteht: „Schade um die Erinnerungen, aber das Gebäude war schon damals sehr heruntergekommen.“ Ähnliches schreibt Steffi Bannscheidt: „Für mich sind es schöne Erinnerungen gewesen, bei meinen Kindern war es schon eine marode Schule, wo die Lehrkräfte nur bedingt auf den Dachstuhl durften wegen Einsturzgefahr. Das fand ich nicht lustig.“
Kritik am Abriss alter Gebäude
Und auch, wer dort nicht zur Schule gegangen ist, betrachtet mit Wehmut, dass das alte Gebäude dem Erdboden gleichgemacht wird. So schreibt „Lupinchen Gl“: „Ich finde es sehr schade um die Optik und den Charme der alten Fassaden gegenüber nichtssagenden Betonklötzen, die auch bunt hässlich sind.“
Manfred Simon hat noch andere Befürchtungen: „Erst sich nicht drum kümmern, bis nichts mehr zu retten ist – und dann sagen, dass man keine andere Wahl hat! Ganz toll, diese Stadtverwaltung! Das Gleiche wird mit dem alten Bürgermeisterhaus passieren. Das rottet auch vor sich hin.“ Und auch Sven Engel sagt: „Das schöne alte Gebäude. Ich glaube, das gleiche Schicksal wird der Albert-Schweitzer-Schule auf der Deller Straße, auch noch passieren!“ Andere befinden: „In Velbert muss immer alles Alte abgerissen werden, ich verstehe das nicht.“
Keine Pläne für Albert-Schweitzer-Grundschule
Die im Text erwähnte frühere Albert-Schweitzer-Grundschule an der Deller Straße wurde zeitgleich mit der Grundschule an der Sontumer Straße geschlossen.
Auf Nachfrage der WAZ erklärt die Stadt Velbert: „Das außer Betrieb genommene Grundstück an der Deller Straße (ehemalige Albert-Schweitzer-Grundschule) wird im städtischen Portfolio gehalten, um kommunale Grundstücksflächen für etwaige kommunale Bedarfe im Bestand zu haben (strategische Grundstücksvorhaltung). Eine Planung für eine künftige Nutzung dieses Grundstücks gibt es aktuell noch nicht.“
Eine konstruktive Idee entwickelt diese Leserin zum Abriss: „So viele Menschen kritisieren, dass unsere Werte verfallen. Hier wird unsere Geschichte abgerissen. Wahrscheinlich, weil es für Neubauten Zuschüsse gibt und für Altbausanierung nicht. Bürgern wird auch gar nicht die Möglichkeit gegeben, vielleicht ‚mitzuretten‘. Ich könnte mir gut vorstellen, dass viele Velberter an der Gründung eines Hilfsfonds zur Errettung unserer historischen Gebäude teilnehmen würden und spenden. Viele Hände würden helfen. Sehr traurig, dass niemanden die Gelegenheit gegeben wird. Und Denkmalschutz ist hier wohl ‚unwirtschaftlich‘.“