Velbert. Aktuell sind wieder mehr Menschen COVID-erkrankt. Wie verlässlich die Zahlen sind und was das Gesundheitsamt des Kreises Mettmann (nicht) tut.

Während Corona in den Sommermonaten kaum ein Thema war, sind nun wieder mehr Fotos im Whatsapp- oder Facebook-Status zu sehen, auf denen zwei rote Streifen leuchten. Positiv. Auch begegnet man auch in Velbert zumindest gefühlt jetzt wieder mehr Menschen, die beim Einkauf eine Maske tragen. Ist das eine rein subjektive Wahrnehmung? Oder steigen die Zahlen aktuell wieder?

Um unabhängig von Testungen eine Einschätzung der Lage zu haben, wird bundesweit das Abwasser in mehr als 120 Kläranlagen untersucht: Das funktioniert, da Viren ausgeschieden werden. Es gilt also die Faustformel: Je höher die Virenlast im Abwasser, desto höher ist die Anzahl der Infektionen. Zuletzt hatten 13 der 17 NRW-Klärwerke, die am Monitoring teilnehmen, dem Landeszentrum eine leicht oder stark gestiegene Coronavirus-Last gemeldet, darunter auch die beiden Düsseldorfer Klärwerke und die Anlage Wuppertal-Buchenhofen. Im Kreis Mettmann gibt es keine entsprechenden Messungen. Insgesamt ist die Coronaviren-Last NRW-weit aber noch unter den bisherigen 2024er-Spitzenwerten, die Ende Juni bzw. Anfang Juli gemessen wurden.

In verschiedenen Städten wird das Wasser auf die Belastung mit Coronaviren getestet.
In verschiedenen Städten wird das Wasser auf die Belastung mit Coronaviren getestet. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Gemeldete Fallzahlen sind mit Vorsicht zu genießen

Ein zweites Indiz liefert ein Blick auf die Zahl der gemeldeten Fälle. Das Robert-Koch-Institut, das uns allen aus der Corona-Hochphase noch wohlbekannt ist, weist die Zahlen nach wie vor aus: In der Kalenderwoche 36 – das ist die erste September-Woche gewesen – wurden im Kreis Mettmann 91 Infektionen gemeldet. In den beiden Vorwochen waren es 52 bzw. 39. Insgesamt wurden kreisweit in diesem Jahr 1234 Corona-Infektionen in die Statistik aufgenommen.

„Diese Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen“, sagt Daniela Hitzemann, Sprecherin des Kreises Mettmann, wo auch das Gesundheitsamt angesiedelt ist, denn: „Bei diesen Zahlen handelt es sich ausschließlich um laborbestätigte Werte, also beispielsweise Tests, die bei einem Arzt durchgeführt wurden.“ Zwar sei eine Corona-Infektion nach wie vor meldepflichtig, so Hitzemann, „aber es gibt keine Testpflicht“. Heißt: Nur wer sich freiwillig bei einem Arzt testen lässt, kann überhaupt in der Statistik landen.

Worauf Velberter beim Kauf von Selbsttests achten sollten

Ob Selbsttests aktuell zuverlässig sind, will Hitzemann nicht bewerten: Apotheker aus dem Kreis Mettmann hatten zuletzt immer wieder darauf hingewiesen, dass man immer prüfen sollte, ob das Ablaufdatum des Tests nicht schon überschritten sei und ob dieser die derzeit vorherrschenden Corona-Varianten überhaupt erkennen könne.

Insgesamt bewertet der Kreis Mettmann die aktuelle Lage als „nicht herausragend“. Hitzemann: „Es gibt aktuell nichts, was die Lage dramatisch erscheinen lässt.“ Dass die Zahlen nach der Ferienzeit nach oben gehen, sei recht normal, so die Kreis-Sprecherin weiter.

Gesundheitsamt des Kreises Mettmann ergreift keine Maßnahmen

Maßnahmen des Kreises Mettmann gibt es aktuell keine – „es bestehen auch keinerlei Beschränkungen“. So dürfen infizierte Kinder beispielsweise auch Kita oder Schule besuchen. „Ob das sinnvoll ist, ist ein anderes Thema“, so Hitzemann.

So sieht es im Kreis Mettmann bei den Themen Masern und Keuchhusten aus

Ein größeres Thema im Kreisgesundheitsamt ist derzeit tatsächlich das Thema Keuchhusten. Seit Anfang 2024 sei ein „außergewöhnlicher Anstieg“ der Fälle zu verzeichnen, heißt es in einem Bericht des Amtes: Während im Jahr 2023 bis zur 30. Kalenderwoche insgesamt 10 Fälle gemeldet wurden, waren es im Vergleichszeitraum 2024 bereits 143 Fälle.

Beim Thema Masern sei der Kreis Mettmann indes unterproportional betroffen: Bis Ende Juli seien in diesem Jahr lediglich vier Fälle gemeldet worden.