Düsseldorf. Ab sofort veröffentlicht das Land wöchentlich aktuelle Corona-Messdaten aus Kläranlagen. Werte liefern früh Hinweise auf Infektionsgeschehen.

Angesichts unzuverlässiger Corona-Daten fordern Mediziner schon seit einiger Zeit, die Abwasseranalysen in Klärwerken als Corona-Frühwarnsystem auszuweiten. Die Landesregierung nahm die Vorschläge auf und bezieht ab sofort die Messdaten aus zehn Kläranlagen als zusätzliche Indikatoren in die Beobachtung des Corona-Infektionsgeschehens ein. Die Ergebnisse werden wöchentlich auf der Internet-Seite des Landeszentrums für Gesundheit veröffentlicht. Auf dieser Seite finden sich zudem alle weiteren aktuellen Daten zur Corona-Meldelange.

Das Abwassermonitoring könne die bisher etablierten Indikatoren wie Sieben-Tage-Inzidenz oder Krankenhausbelegung nicht ersetzen, sei aber eine gute Ergänzung, teilt das Gesundheitsministerium mit. „Mit einer breiten Datenbasis können Entwicklungen differenzierter bewertet und Maßnahmen genauer an die Lage angepasst werden“, sagte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). Klar sei aber auch, dass sich das Abwassermonitoring noch in einer wissenschaftlichen Pilotphase befinde. Daher könne es bei den Daten immer mal wieder zu größeren Schwankungen bei den Daten kommen, so der Minister.

Regen kann Daten verfälschen

So zeigt sich zum Beispiel im Verlauf der aktuellen Datenkurve am 16. November ein deutlicher Anstieg der Viruslast in den beteiligten Kläranlagen. Daraus Rückschlüsse auf eine sich ankündigende Corona-Welle zu ziehen, sei indes wegen fehlender Daten von vier Anlagen sowie starker Regenfälle problematisch.

Heftige Niederschläge können zunächst zu überhöhten Werten durch einen „Sprühstoß“ führen und später wiederum verringerte Daten durch Ablagerung („Neusedimentation“) zur Folge haben, bevor sich die Messwerte in der Folge wieder stabilisierten. Für Oktober und November zeigten die Corona-Daten aus den Abwässern insgesamt relativ gleichbleibende Werte, nachdem die Viruslast im September deutlich angestiegen war, erklärt das Gesundheitsministerium.

Virologe: Ein sehr gutes Instrument

Derzeit fließen nach Angaben des Landes die Analysen aus zehn der insgesamt 16 beprobten Kläranlagen in das Abwassermonitoring ein. Das sind die Anlagen in Aachen, Bottrop, Dinslaken, Dortmund-Deusen, Dortmund-Scharnhorst, Duisburg Alte Emscher, Emschermündung, Eschweiler-Weisweiler, Mönchengladbach und Wuppertal-Buchenhofen.

Zuvor hatten Virologen und Epidemiologen eines Ausweitung der Abwasseranalysen gefordert. Der Essener Chef-Virologe Ulf Dittmer sagte, dies sei „ein sehr gutes Instrument. Denn es ist völlig unabhängig davon, ob sich Menschen testen lassen oder nicht.“ Die Erfassung von Neuinfektionen über Gesundheitsämter und das Robert-Koch-Institut sei mittlerweile lückenhaft. Das Verfahren sei zudem gut geeignet, neue Virus-Varianten frühzeitig zu erkennen.

Eine Woche vor der Welle

Nach Angaben der regionalen Wasserwirtschaft habe sich das Abwassermonitoring als Corona-Frühwarnsystem in Tests bereits bewährt. Laut Emschergenossenschaft und Lippeverband hätten bisherige Messreihen gezeigt, dass die Analysen deutlich früher einen Trend anzeigen als die üblichen Verfahren: „Mit unseren Analysen liegen wir eine Woche vor der Welle.“