Velbert. Wer im Tierheim Velbert arbeitet, hat ein Fitnessprogramm inklusive. Doch viel Zeit, Mitleid mit den Tieren zu haben, bleibt nicht.

Vorsichtig öffnet sich die Tür zu Katzenstube Nummer eins, einige Miezen verziehen sich schnell. Doch Flake kommt sofort aus ihrem Häuschen gesprungen. Die schwarz-graue Katze zögert nicht lange und macht es sich auf meinen Schultern bequem.

Schnurrend reibt sie ihr Köpfchen mit dem weichen Fell an meiner Wange und ich streichle sie lächelnd. „Da scheinen sich ja zwei gefunden zu haben“, sagt Ilka Nofz, erste stellvertretende Vorsitzende der Tierschutzvereins Velbert-Heiligenhaus. Dabei mögen mich Katzen generell eher nicht. Und eigentlich bin ich auch gar nicht zum Katzenkuscheln gekommen sondern um zu helfen. Und die Katzenstube im Velberter Tierheim muss gereinigt werden, wie jeden Morgen.

Flake sieht das offenbar anders, immerhin bin ich fremd und gehöre damit offensichtlich nicht zum Personal. Während Ilka Nofz die Katzenklos gereinigt hat, schaffe ich es auch endlich, die Näpfe einzusammeln. Mein Besuch schlägt bei Flakes Partner Snow offenbar allerdings auf den Magen.

Aus dem Fenster klettern, um Außengehege der Katzenstube vom Tierheim Velbert zu reinigen

Er übergibt sich. „das passiert schon mal, weil er Probleme mit der Bauchspeicheldrüse hat“, erklärt Nofz. Dennoch wird der Vorfall notiert. Umständlich klettere ich nun aus dem Fenster in den Außenbereich der Katzengruppe, denn im alten Gebäude des Tierheims wurden die Außengehege nachträglich errichtet. Eine aufwendige bauliche Maßnahme wäre hier nötig, um den Mitarbeitenden den Job zu erleichtern.

Katzenkuscheln statt Stube putzen: Für so etwas bleibt den Mitarbeitern des Tierheims Velbert kaum Zeit

Während Flake immer noch ans Kuscheln denkt, sind die anderen Mitarbeiter mit den Katzenstuben schon längst fertig und schnell wird mir klar: Bei dem Tempo wäre mein Arbeitstag nach zehn Stunden sicher noch nicht vorbei.

Auch Kater Snow, der übrigens mit seiner Partnerin Flake noch ein Zuhause sucht, sorgt dafür, dass dringende Arbeiten im Tierheim Velbert warten müssen.
Auch Kater Snow, der übrigens mit seiner Partnerin Flake noch ein Zuhause sucht, sorgt dafür, dass dringende Arbeiten im Tierheim Velbert warten müssen. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Im Eiltempo schreitet nun Mandy Steinmetz, stellvertretende Tierheimleiterin, voran. Es ist deutlich, dass ich eher den Betrieb aufhalte als dass ich eine Hilfe bin. Bis zum Mittag wird sie schon 10.000 Schritte gegangen sein. Treppauf, treppab, durch die Gehege. Bis dahin habe ich immerhin mit unzähligen Katzen und Hunden gekuschelt und gespielt. Und während die Tiere sich freuen, wird mein Herz bei dem einen oder anderen Schicksal schwer.

In verträglichen Gruppen kommen nun die Hunde aus ihren Zwingern ins Außengehege. Endlich können sie ihre Energie heraus lassen. Ausgelassen toben Hannibal, Raffi und Rondo über die Wiese. Raufen und Spielen miteinander. Besuch ist da eher unerwünscht. Voller Energie fetzen die Hunde im Freilauf herum und erfreuen sich daran, endlich ein bisschen mehr Platz als in ihren Zwingern zu haben und auch die tierische Gesellschaft bringt sie ordentlich auf Touren.

Hunde bekommen im Tierheim Velbert auch Freilauf

Viel Zeit mich an dem Anblick des raufenden Rudels zu erfreuen, habe ich jedoch nicht. Denn auch im Kleintierbereich wird alles dafür getan, dass es den derzeit zehn Kaninchen an nichts fehlt. Jeden Tag werden die Gehege gereinigt. Jetzt geht es ans Schnibbeln. Denn frisches Futter mögen die Mümmler nicht nur gern, es ist auch gesund. Liebevoll werden die Näpfe mit einer frischen Mahlzeit aufgefüllt und verteilt. Manch ein Mensch könnte bei der Vielfalt an Obst, Gemüse und Kräuterin neidisch werden. In eigenen Hochbeeten des Tierheims wird im Frühjahr und Sommer sogar selbst Salat angebaut und geerntet.

Super putzig aber wenig kuschelbedürftig sind die Kaninchen im Kleintierhaus des Tierheims Velbert.
Super putzig aber wenig kuschelbedürftig sind die Kaninchen im Kleintierhaus des Tierheims Velbert. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Die raufenden Rüden sind in der Zwischenzeit wieder in ihre Zwinger zurückgekehrt. Und ich lerne Edgar kennen, einen wunderschönen, hellen Labrador, der gerade mal ein Jahr alt ist. Freundlich, aber voller Ernergie springt er mich fröhlich an, leckt mir hemmungslos durchs Gesicht. Ich verstehe nicht, weshalb so ein süßer Hund im Tierheim landet.

Abgegeben, weil seine Besitzer überfordert waren. „Dabei ist er ein ganz netter Kerl, aber einfach unerzogen“, befindet auch Mandy Steinmetz,. Aber vielleicht hat er Glück, dass sein Tierheimaufenthalt sehr kurz wird. Denn eine Gassigängerin hat großes Interesse daran, ihn zu adoptieren. Beim Gassigehen heute wird er auf den Prüfstand gestellt. Ich will ihm zuflüstern: „Benimm dich bloß gut“, aber das würde er vor lauter Aufregung ohnehin nicht verstehen.

Bei den Gassigängern wartet noch eine andere Frau. 66 Jahre ist sie, hat schon fünf eigene Hunde gehabt. Nun ist ihr letzter vierbeiniger Partner gestorben. Auf Hunde verzichten möchte sie dennoch nicht und so hat sie sich fürs Ehrenamt entschieden. Und was ist mit einer Adoption? Ganz ausschließen will sie es nicht. „Aber es muss einfach klick machen“, sagt sie. Wie bei Huskyhündin Yuma. Schon wird sie zu den Gassigängern geführt und die Augen der Ehrenamtlerin beginnen zu leuchten.

Ehrenamtliche Gassigänger bieten den Hunden des Tierheims Velbert täglich Spaziergänge

Doch Yuma geht heute mit jemand anderem spazieren. „Das ist schon ok so“, sagt die Frau. Dennoch ist sie sichtlich enttäuscht. Eine Adoption der Hündin kommt aber ohnehin nicht in Frage: „Ich würde sie nicht zu uns nehmen, sie ist zu jung. Das wäre verantwortungslos.“ Ausschließen, dass dennoch ein Hund noch einmal ihr Herz gewinnt, der bei ihr ein passendes Zuhause gewinnen kann, möchte sie nicht.

Ich schaue den Gassigängern hinterher, würde am liebsten Edgar direkt einpacken und auch Flake könnte ich direkt in die Tasche stecken und mitnehmen. Ich sehe ein letztes Mal die traurigen, bettelnden Blicke der Hunde, die noch im Zwinger auf ihren Gassigänger warten. Doch es ist Zeit zu gehen. Zu Hause warten meine eigenen Tiere, Platz für einen weiteren Vierbeiner gibt es nicht. Und so hoffe ich, dass Rüde Edgar und Kuschelkatze Flake mit Partner Snow, so wie alle anderen Tiere des Velberter Tierheims bald schon einen Menschen verzaubern können, der ihnen ein tolles und liebevolles Zuhause für immer bieten kann.

>>>Alle Infos zum Velberter Tierheim

Das Velberter Tierheim an der Langenberger Straße 92-94 ist telefonisch montags bis freitags unter der Rufnummer 02051/23328. von 13 bis 15 Uhr zu erreichen.

Für Interessenten und Besucher ist das Tierheim dienstags und freitags von 15 bis 17 Uhr sowie samstags von 14.30 bis 16.30 Uhr geöffnet.

Alle Infos zu den Abgabetieren und zum Tierschutzverein gibt es auf der Homepage www.tierheimvelbert.de

Im Sturm das Herz erobert: Edgar vom Tierheim Velbert gibt Isabel Nosbers gerne ein paar Hundeküsschen.
Im Sturm das Herz erobert: Edgar vom Tierheim Velbert gibt Isabel Nosbers gerne ein paar Hundeküsschen. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller