Wuppertal/Velbert. Velberter Drogenbande gesteht Verkauf von Kokain und Marihuana. Hauptangeklagter will weitere Mitglieder und Hinterleute benennen.
Eine Bande in Velbert soll Kokain für 400.000 Euro an Konsumenten verkauft haben. Dazu kommt verbotener Handel mit Marihuana teils mit anderen Kunden. Fünf Angeklagte aus Velbert haben ihre Taten gestanden, da kündigt der Hauptangeklagte (39) im Landgericht Wuppertal an: Er werde über weitere Mitglieder des Netzwerks aussagen. Darüber hinaus werde er eine Person im Hintergrund benennen. Die sei bisher nicht im Visier der Fahnderinnen und Fahnder. Sein Anwalt erläuterte dem Gericht, es gehe um die Strafhöhe. Und: Sein Mandant versuche, möglichst noch während der Verhandlung gegen Auflagen für einige Zeit auf freien Fuß zu kommen: „Für ihn geht es um die Frage einer möglichen Haftverschonung.“
Velberter sitzen seit ihrer Festnahme in U-Haft
Drei der fünf Angeklagten im Alter zwischen 20 und 39 Jahren sitzen seit ihrer Festnahme vom September 2023 in Untersuchungshaft. Die Polizei hatte an 26 Adressen durchsucht - in Velbert, Essen, Frankfurt und an weiteren Orten. Es handelte sich um einen der größten Einsätze aller Zeiten für die Kriminalpolizei Mettmann. Der 39-Jährige wurde in den frühen Morgenstunden vor einer Spielhalle außerhalb festgenommen.
Insgesamt wurden neun Personen als Beschuldigte geführt: Sie hätten die Drogen aus noch unbekannten Quellen bezogen, abgepackt und verkauft.
Kokain-Päckchen und Marihuana-Tütchen
Beim Kokain ging es um Halb-Gramm-Päckchen für je 40 Euro, beim Marihuana um Tütchen mit fünf beziehungsweise 50 Gramm, verpackt in Hundekot-Beutel. Die Ermittlungen liefen über ein Jahr. Es gibt Aktenordner voller Mitschriften aus Telefonaten: In den Gesprächen sollen die Taten abgesprochen worden sein.
Kronzeugenregelung angestrebt
Über das Wie und Wann einer möglichen Kronzeugenregelung verhandelt der Anwalt des 39-Jährigen im Gericht mit der Staatsanwältin. Sie ließ durchblicken: Eine vorübergehende Haftentlassung schließt sie nicht aus.
Es komme darauf an, welche Einzelheiten der Mann aussagen könne. Dass er der Schlüssel ist, wurde ebenso klar: Seine Mitangeklagten geben jeweils an, sie wüssten zu den weiteren Beteiligten des Netzwerks kaum etwas. Möglicher Zeitpunkt für eine umfassende, neue Aussage ist Ende August.
Telefongespräche abgehört
Parallel klärt das Gericht Taten des jüngsten Angeklagten (20) auf. Er soll sich um den Vertrieb gekümmert haben. Der zuständige Leiter der Ermittlungskommission der Polizei sagte aus: Um den Jahresbeginn 2023 habe eine Käuferin per Telefon eine Lieferung von „50“ geordert. Aus seiner Sicht konnte es nur um besagte Halb-Gramm-Päckchen Kokain gegangen sein. Der Wert - 2000 Euro - würde zu der Beschreibung im Gespräch passen: Das sei „ja eine größere Bestellung“.
Clanverfahren
Die Taten von zwei der Angeklagten gelten in Nordrheinwestfalen als organisierte Clan-Kriminalität. Grund sind ihre Familiennahmen.
Für die anderen Angeklagten besteht dieser Zusammenhang nicht.
Der Tatvorwurf lautet jeweils gleich: Unerlaubter Handel mit Betäubungsmitteln und mit Marihuana.
Ein Anwalt des 20-Jährigen hielt dagegen: So große Mengen habe sein Mandant nie gehandelt. Naheliegender seien doch 50 Gramm Marihuana. Das wies der Ermittler zurück: „Diese Kundin hat immer nur Kokain gekauft. Warum sollte die auf einmal Gras bestellen?“ Er bleibe bei seiner Meinung, ebenso hinsichtlich weiterer Punkte. Dabei hatte der 20-Jährige angegeben, es sollte um geringere Mengen gegangen sein.
Aussage Ende August
Der vorsitzende Richter kündigt für Verteidigung und Staatsanwaltschaft jeden Schritt des Gerichts ausführlich an. Zu den Angaben der Angeklagten stellte er einordnend klar: „Aus unserer Sicht handelt es sich um sehr weitgehende Geständnisse.“ Die weitere Aussage des Hauptangeklagten könne Ende August erfolgen. Bis Mitte September wolle das Landgericht das Verfahren möglichst abschließen und sein Urteil verkünden.