Langenberg. Seit Mai ist das Fitness-Studio am Froweinplatz in Langenberg geöffnet - mit angeschlossener Kältekammer. Zeit für einen Selbstversuch.

„Wer nicht gerne kalt duscht, ist trotzdem bei mit genau richtig“, sagt Raphael zum Bruch. Der Geschäftsführer von „Recovery Studio“ hat nämlich im Fitness-Studio am Froweinplatz etwas, was es so in Velbert noch nicht gibt: eine Kältekammer. Bis zu minus 100 Grad Celsius wird es darin - und die Kälte soll sehr gesund sein.

Seit Mai haben Studio und Kältekammer nun geöffnet, Zeit also für einen Selbstversuch. Kalt duschen mag ich in der Tat nicht, auch nicht an einem Montag, an dem das Thermometer mal wieder Richtung 30 Grad klettern soll. „Ach“, sagt Raphael zum Bruch, „das ist angenehmer als ein Sprung ins kalte Wasser“. Da bin ich aber mal schwer gespannt.

Gesundheitsfragebogen ist Pflicht

Raphael zum Bruch ist Geschäftsführer von Recovery Studios, dem Betreiber der Kältekammer. Er gibt die Einweisung vor dem Start des Selbst-Tests.
Raphael zum Bruch ist Geschäftsführer von Recovery Studios, dem Betreiber der Kältekammer. Er gibt die Einweisung vor dem Start des Selbst-Tests. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Doch bevor es in den überlebensgroßen Eisschrank geht, gibt es erst einmal Papierkram zu erledigen. „Der Anamnesebogen muss ausgefüllt werden“, sagt der Geschäftsführer, „ohne geht nicht“. Wer schon einmal eine neue Arztpraxis aufgesucht hat oder beim MRT war, kennt die Fragen schon, entsprechend schnell ist der Bogen ausgefüllt.

Kann also losgehen, oder? Nein, erst folgt natürlich die Einweisung. „In die Kammer geht es in Unterwäsche, Badehose oder Bikini. Socken können an bleiben“, startet Raphael zum Bruch die Erklärung. Dazu gibt es ein Stirnband, um die Ohren zu schützen und eine Maske. „Die erleichtert das Atmen in der Hauptkammer“.

Glatze oder wenig Haare? Ruhig eine Mütze mitbringen

Auch Handschuhe liegen parat, „die sind allerdings nicht ganz so dick“. Denn der Effekt, den die extreme Kälte haben kann, soll nicht vermindert werden - „etwa bei Rheumapatienten“, sagt der Chef. „Ein Tipp: Viele Leute mit kurzen Haaren oder Glatze ziehen auch eine Mütze auf. Wer keine dabei hat, kann auch die behandschuhten Hände auf den Kopf legen, wenn es unangenehm kalt werden sollte.“ Schade. Mütze habe ich keine, nun ist es zu spät. Schnell noch Badelatschen an, dann los?

Kann losgehen: Finger und Ohren sind geschützt, die Maske verhindert, dass die eiskalte Luft eingeatmet wird.
Kann losgehen: Finger und Ohren sind geschützt, die Maske verhindert, dass die eiskalte Luft eingeatmet wird. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Nein, immer noch nicht. „Es geht jetzt erst in die Vorkammer“, geht die Einweisung weiter. Hier herrschen angenehme -26 Grad. Eine Minute bleibe ich dort, dann geht es für drei Minuten in die Hauptkammer. „Wichtig“, sagt Raphael zum Bruch: „Man kann jederzeit ohne Hilfe die Kammer verlassen.“

In der Vorkammer wird der Körper vorbereitet

Jetzt aber: Der Geschäftsführer öffnet die Tür, schließt sie hinter mir und sofort wird es kalt. Nicht unangenehm, aber ich merke, wie Sekunde für Sekunde die Körperwärme entweicht. Kleiner Hinweis: Ich mit meinen zwei Metern Körpergröße passe so eben in die Kammer. Über meinem Kopf ist vielleicht noch drei Finger breit Luft. Beengt fühle ich mich dennoch nicht, dank großer Scheibe in der Tür zur Kammer. Außerdem hat die Körperlänge auch einen Vorteil, dazu gleich mehr.

Das Display draußen ist zwar sichtbar, ohne Brille kann ich aber nichts mehr ablesen - zumal die Scheibe leicht beschlägt. Nach gefühlt zehn Sekunden gibt Raphael zum Bruch schon das Zeichen: auf in die Hauptkammer. Um die Schleuse zu öffnen, muss ich schon ein bisschen zupacken, die Zwischentür schließt sehr gut.

Der Kältehammer schlägt zu

In der Hauptkammer herrschen -90 Grad Celsius. Die gefühlte Temperatur beträgt laut Anzeige sogar -117 Grad. Ventilatoren sorgen für einen ähnlichen Effekt wie ein Aufguss in der Sauna.
In der Hauptkammer herrschen -90 Grad Celsius. Die gefühlte Temperatur beträgt laut Anzeige sogar -117 Grad. Ventilatoren sorgen für einen ähnlichen Effekt wie ein Aufguss in der Sauna. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Ein Schwall Eisluft kommt mir entgegen. Schnell die Tür zu. Es dauert einen Moment, bis mein Körper realisiert, was -90 Grad bedeuten. Saukalt trifft es nicht mal annähernd. Ich fange an, auf der Stelle zu tänzeln, bewege meine Arme. Keine Minute halte ich das durch, denke ich noch. Langsam werden die Finger kalt - und vor allem die Zehen.

Der Kopf hingegen ist vergleichsweise warm. Das liegt aber daran, dass ich einfach zu lang bin. Der oberste Ventilator - davon gibt es vier die einen Effekt auslösen können, der dem eines Aufgusses in der Sauna nahe kommt - ist bei mir etwa auch Schulterhöhe. Ich merke, dass ich mich langsam auf meine Atmung konzentrieren muss, damit ich gleichmäßig und ruhig Luft hole.

Drei Minuten sind gar nicht so lang

Nachbesprechung: Das Gefühl nach den vier Minuten ist richtig gut. Wie nach einer Dusche. Und der Muskelkater vom Vortag ist auch weg.
Nachbesprechung: Das Gefühl nach den vier Minuten ist richtig gut. Wie nach einer Dusche. Und der Muskelkater vom Vortag ist auch weg. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Nach etwa zwei Minuten ändert sich das Gefühl. Irgendwie scheint sich der Körper zu gewöhnen, die Luft wirkt weniger kalt. Aber das hält nur kurz. Plötzlich ist die Eiswand wieder da, Zittern setzt ein, die Fingerspitzen sind jetzt schon sehr kalt. Und dann ist die Zeit plötzlich um. Das Licht in der Kabine blinkt kurz, also ab in die Vorkammer und dann raus.

„Und?“, fragt Raphael zum Bruch. Großartig. Ich bin auf jeden Fall hellwach, ich fühle mich wie frisch geduscht, der Muskelkater vom Training gestern ist weg. Noch eben anziehen, dann geht es raus in die Sonne. Das Frischegefühl hält an. „Bei manchen ist die Hemmschwelle recht groß, es überhaupt zu versuchen“, sagt Raphael zum Bruch, der Geschäftsführer von Recovery Studios. Ja, ich war auch skeptisch. Aber es lohnt sich wirklich, sich zu überwinden.

Öffnungszeiten und Preise

Das Recovery Studio am Froweinplatz 6a hat montags bis freitags von 6 bis 23 Uhr geöffnet, samstags und sonntags von 9 bis 20 Uhr. Derzeit läuft eine Einsteiger-Aktion: Eine Anwendung kostet 20 Euro. Danach sind verschiedene Optionen möglich. Es gibt die Wahl zwischen Tagestickets und Verträgen. Die Zehnerkarte kostet beispielsweise 249 Euro, der preiswerteste Vertrag, Active Recovery Classic, 69 Euro im Monat bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. In diesem Paket ist eine Anwendung pro Woche möglich. Weitere Informationen, auch zu den anderen Tarifen, auf www.recovery-studio.de.