Langenberg. Sommerakademie fördert begabte Schüler aus ganz Deutschland. Intensive Kurse und kreative Aktivitäten rund um China in Langenberg.
Es regnet, mal wieder in diesem Sommer 2024. Nicht gerade das Wetter, bei dem es gute Laune macht, wenn morgens früh der Wecker klingelt. Und schon gar nicht, wenn man Teenager ist und Sommerferien hat. Doch dafür sind die meisten der rund 50 Jugendlichen in der Villa Wewersbusch schon erstaunlich munter, morgens um halb neun.
Für eine Woche sind die Acht-, Neunt- und Zehntklässler aus ganz Deutschland in die Villa Wewersbusch gekommen, denn hier findet eine der Sommerakademien der gemeinnützigen Gesellschaft „Bildung und Begabung“ statt. Thema: China. „Wir arbeiten hier mit dem Bildungsnetzwerk China zusammen“, erläutert Tim Bausenhart, einer der drei Teamleiter in Langenberg.
Ziel sei es, sich „reflektiert, ausgewogen und tiefer gehend“ mit der ostasiatischen Großmacht auseinanderzusetzen. „Das betrifft auch beide Seiten“, ergänzt seine Kollegin Bini Raab. „In den Medien wird in beiden Ländern sehr reißerisch über das jeweils andere Land berichtet.“
Vier Schwerpunkte stehen zur Auswahl
Für die Woche in Langenberg durften sich die Teilnehmenden zuvor einen Schwerpunkt aussuchen: Politik, Kultur, Geschichte oder Wirtschaft. Dazu kommen noch tägliche Sprachkurse. „Am Anfang war das schon krass hier“, sagt Charleen. Die 15-Jährige kommt aus der Nähe von Niebüll in Schleswig-Holstein. „Alles war ganz neu, keiner kannte sich. Aber durch die Kurse und Aktivitäten sind wir ganz schnell zusammengewachsen.“
Dabei geholfen habe auch, dass sie ja in einem Internat untergekommen seien, ergänzt Oscar. „Vom Aufstehen bis zum Schlafengehen sind wir hier zusammen, da lernt man sich relativ gut kennen.“ Der 14-Jährige dürfte mit die weiteste Anreise gehabt haben, wohnt er doch in Kempten im Allgäu.
Programm dient der Begabtenförderung
Während sich die meisten Teilnehmenden jedoch erst während der Akademiewoche erstmals intensiv mit China beschäftigen, ist das für den Teenie aus Süddeutschland fast schon Alltag: „Ich habe zwei Jahre in China gelebt“, erzählt er. „Mein Vater hatte da beruflich zu tun.“ Als sein Lehrer ihm von der Akademie erzählt habe, wollte er unbedingt dabei sein.
Auch Anna (14) aus Pinneberg und Bjarne (14) aus Hamburg sind auf Empfehlung ihrer Lehrer dabei, nur bei Charleen war es die Mutter, die Werbung für die Akademie entdeckt und sie vorgeschlagen hatte. „Bei uns geht es immer um Begabtenförderung“, erläutert dazu Tim Bausenhart von der Akademie-Leitung, „also um Förderung für Schülerinnen und Schüler, die entweder besonders begabt oder besonders motiviert sind.“
Erst Aufwärmen, dann Unterricht
Bevor der tägliche Unterricht beginnt, geht es erst einmal ins Plenum. Kurze Aufwärm-Übung, die Organisation des Tages besprechen, wach werden. Danach ab in den jeweiligen Unterrichtsraum. Im Kultur-Kurs stehen an diesem Morgen Referate an. Die Schülerinnen und Schüler haben sich intensiv mit chinesischer Philosophie auseinandergesetzt. Inbal und Sofia stellen ihren Mitschülerinnen und -schülern den Kaiser Song Huizong vor - der zwar ein ausgesprochener Förderer von Kunst und Kultur gewesen ist, als Staatsmann aber als inkompetent galt.
„Das Niveau hier ist unglaublich toll“, freut sich das Leitungsteam der Akademie. „Aber auch die Eigeninitiative der Teilnehmenden.“ Denn Vorschläge für kursübergreifende Aktivitäten, die meist ab dem späten Nachmittag nach dem Unterricht stattfinden, kommen oft von den Teenagern selbst: Jamsession im Musikzimmer, Tischtennis spielen, chinesische Papierkunst kennenlernen und vieles mehr.
Die Langenberger Altstadt ist „schon etwas Besonderes“
„Ich freue mich immer auf die Aktivitäten außerhalb der Kurse“, erzählt die 14-jährige Anna. Aber auch der Unterricht selbst sei gut: „Nicht wie in der Schule“, sagt sie. „Wir haben ein Thema und damit setzen wir uns intensiv auseinander und diskutieren darüber.“ Das gefällt auch Oscar: „Die Kurse sind zwar lang, aber sehr interaktiv. Das ist trotzdem entspannter als in der Schule.“
Bleibt denn bei so viel Fokus aufs Lernen auch Zeit, die Umgebung zu besuchen? „Klar“, sagt Anna. „Wir waren als Gruppe in der Stadt und die Altstadt ist wunderschön. Das ist nicht wie in der Großstadt, nicht so verbaut. Das ist schon etwas Besonderes.“ Etwas Besonderes ist für die knapp 50 Teenager auch die Woche in der Akademie: „Wir werden hinterher auf jeden Fall weiter Kontakt haben“, sagen Charleen, Bjarne, Oscar und Anna. „Über die sozialen Medien ist das ja überhaupt kein Problem mehr.“
Der Akademie-Standort Langenberg
Die Sommerakademien von „Bildung und Begabung“ finden über ganz Deutschland verstreut statt. „Dafür haben wir einen ganzen Pool an Standorten“, erläutert Nico Korte aus dem Leitungsteam der Langenberger Akademie. Was für die Villa Wewersbusch spreche, sei die Ausrichtung der Privatschule.
„Als Internat bietet dieses Haus auch Übernachtungsmöglichkeiten, das ist natürlich ideal“, sagt der Teamleiter. „Dazu kommt die technische Ausstattung, die hervorragend ist. Alles, was wir brauchen, gibt es hier.“ Und natürlich habe das alte Gebäude „auch eine tolle Atmosphäre, ein tolles Flair“.