Velbert. Das Gebrauchtwarenhaus nimmt Spenden wie Kleidung, Möbel oder auch Elektronik entgegen und verkauft sie. Weshalb das nicht immer Schnäppchen sind
Ein Sofa für 1000 Euro im Gebrauchtwarenhaus? Ja, das gibt es. Allerdings nur wirklich selten und dann ist es auch für Heiko Boekstegers, Vereinsvorsitzender der Bepro (Beratung und Projekte Velbert e.V.) ein echter Jackpot.
Denn alle Dinge, die es im Velberter Gebrauchtwarenhaus zu kaufen gibt, stammen aus Haushaltsauflösungen oder wurden gespendet. An der Kaiserstraße wird alles verkauft, „was einen Wert hat“, benennt es der Vorstand des Vereins.
Gebrauchtwarenhaus Velbert passt Preise der Ware dem Marktwert an
In das Gebrauchtwarenhaus kommen schon lange nicht mehr nur Menschen, denen es finanziell nicht so gut geht, sondern auch Menschen, die auf der Suche nach speziellen oder ausgewählten Einzelteilen sind. Einen Gewinn erwirtschaftet die Bepro mit dem Verkauf all dieser Spenden, auch wenn manche das kaum glauben mögen, nicht. Und bringt ein teures Sofa, dass verkauft wird, den Velberter Verein mit einer großen Summe als Erlös ein großes Stück nach vorne.
Denn „90 Prozent unserer Kosten müssen wir selbst erwirtschaften“, klärt Heiko Boekstegers auf. Und die sind nicht gering. „Wir müssen die Miete und die Nebenkosten für 4000 Quadratmeter Fläche zahlen“, beginnt er aufzuzählen. „Und wir beschäftigen 21 Mitarbeitende, die ein Gehalt beziehen.“ Dazu kommen noch die Betriebskosten für Autos, Energie und Versicherungen. „Wir zahlen allein 15.000 Euro für die Berufsgenossenschaft jährlich.“ Und natürlich soll bei den unterschiedlichen Angeboten Menschen ein Anschluss an die Arbeitswelt ermöglicht werden, die aus unterschiedlichen Gründen lange arbeitsuchend sind. Neben den haushaltsnahen Dienstleistungen und den Haushaltsauflösungen, die als Dienstleistung kostendeckend angeboten werden, ist das Gebrauchtwarenhaus für den Verein die größte Möglichkeit, Geld zu erwirtschaften.
Velberter Verein Bepro macht keine Gewinne
Doch mit der Annahme einer Spende und dem Verkauf dieser ist es allein nicht getan. „Durch bis zu acht Hände geht ein Kleidungsstück beispielsweise, bis es in den Laden kommt“, erläutert der Vorsitzende. „Von der Annahme über die Sichtung, der Sortierung, zur Reinigung und der Bügelstation, teilweise der Zwischenlagerung, der Auspreisung bis eben zum Verkauf“. Schritte, die arbeits- und kostenintensiv sind. „Zudem verkaufen wir längst nicht alles, was wir gespendet bekommen.“ Bei Kleidung ist beispielsweise die Qualität wichtig. „Ein T-Shirt von Primark kommt bei uns gar nicht erst in den Verkauf.“ Der Zustand, die Qualität, aber auch modische Aspekte entscheiden, welchem Teil ein neues Leben im Gebrauchtwaren geschenkt wird und welches entsorgt werden muss. „Da machen sich viele gar keine Gedanken drüber“, bedauert Heiko Boekstegers.
Die Erfahrung zeigt: „Wenn am Wochenende Trödelmarkt war, kommen viele beispielsweise am Anfang der Woche mit Büchern zu uns, die sie nicht los geworden sind.“ Da lacht er: „Aber wenn die sie schon nicht verkaufen konnten, werden wir sie auch nicht los.“ Und so kommt es, dass Mitarbeiter auch mal die eine oder andere Spende ablehnen. „Gerade die Entsorgung von Büchern mit Umschlag ist sehr aufwendig. Die gehen dann an die Ergotherapie nach Aprath, dort werden dann die Umschläge entfernt und dann lassen wir sie entsorgen.“ Kosten, die die Bepro tragen muss. Auch bei Elektroartikeln und Möbeln ist es ähnlich. Jedes Teil wird auf Funktionalität und Vollständigkeit geprüft und erst dann in den Verkauf gegeben. Alles, was defekt ist, wird entsorgt. Auf alles, was dann im Verkauf landet und einen neuen Besitzer findet, muss die Bepro zudem noch eine Umsatzsteuer zahlen.
Liebhaberstücke werden auch mal bei Kleinanzeigen eingestellt
Besondere Dinge, insbesondere elektronische Liebhaberstücke, stellt ein Mitarbeiter auch beim Kleinanzeigenportal an. „Das machen wir aber nur mit Artikeln, bei denen die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass sie in unserem Laden einen Käufer finden“. Neulich beispielsweise, so erinnert sich Heiko Boekstegers, „hatten wir eine große Spende an hochwertigen E-Gitarren. Das ist dann schon sehr speziell.“
Kostendeckend zu arbeiten, „das schaffen wir in der Regel nicht“, weiß Heiko Boekstegers. „Wir spüren deutlich die Zurückhaltung bei Käufen.“ Denn er weiß: „Gerade im Textilbereich handelt es sich um Lustkäufe.“ Doch auch bei Möbeln oder Elektronik scheinen die Kunden derzeit mehrmals zu überlegen, bevor sie einen Artikel kaufen. Rücklagen hat der Verein keine und so hofft er, „dass wir das bis zum Jahresende ausgeglichen bekommen.“ Denn Minusmachen, das kann der Verein nicht. „Dann müssen wir Personal einsparen“, erklärt Heiko Boekstegers und hofft, dass er sich von keinem Mitarbeitenden trennen muss. Denn die sind der größte Kostenfaktor.
Die Verkaufspreise kalkulieren die Mitarbeiter, prüfen ähnliche Angebote im Internet und passen die Preise für die angebotenen Artikel dann an. Gehandelt wird im Gebrauchtwarenhaus nicht. Für Menschen, denen es finanziell nicht so gut geht, gibt es aber eine Bepro-Karte, mit der sie 10 Prozent Rabatt auf alles bekommen. „Vom Sozialamt gibt es zudem beispielsweise auch Gutscheine für eine Wohnungs-Erstaustattung.“
Aus Gewinnen können Rücklagen gebildet werden
Sollte das Gebrauchtwarenhaus dennoch mal einen Gewinn erwirtschaften, „dann können wir da Rücklagen von bilden“, diese dürfen dann nur für Vereinsbelange verwendet werden. Andersherum gilt: „Wenn es ganz schlimm wird, müssen wir Insolvenz in Eigenverwaltung anmelden.“ Bei Verschleppung müsste Heiko Boekstegers sogar mit seinem Privatvermögen haften. Aber „ganz so schlimm ist es dann doch nicht.“