Langenberg. Neue Optik und so manch Altes: In Langenberg gibt es bald wieder eine Kneipe. Die neuen Betreiber sind alte Bekannte - und haben einiges vor.
Um die Gastronomie ist es in der Langenberger Altstadt eigentlich gar nicht so schlecht bestellt: Restaurants gibt es, Cafés und Bistros auch, dazu einen Barista und natürlich das Eiscafé. Aber wer mit offenen Ohren durch die Stadt geht oder auch in sozialen Medien wie Facebook durch einzelne Langenberg-Gruppen scrollt, wird schnell feststellen: Etwas fehlt, etwas ganz bestimmtes vermissen die Langenbergerinnen und Langenberger.
Doch damit ist bald Schluss. Denn kommende Woche Dienstag, am 16. Juli, soll der „Alte Markt“ wieder öffnen. Und zwar als „echte Kneipe“, heißt mit Öffnungszeiten auch spät in den Abend hinein. Hinter dem Tresen stehen dann altbekannte Gesichter: Vera Muratovic-Jäger und Armin Muratovic.
Die Juli-Flut von 2021 zerstört den ersten Gastro-Traum
Die beiden hatten schon einmal versucht, in Langenberg gastronomisch Fuß zu fassen. Doch kaum war ihr „Milchkännchen“ an der Hellerstraße eröffnet, suchte das Juli-Hochwasser die Senderstadt heim und machte dem Lokal und seinen Wirten einen gewaltigen Strich durch die Rechnung.
Aber zurück zu den positiven Nachrichten: „Wir sind wieder da, der Alte Markt ist wieder da“, verkünden die beiden freudestrahlend. Heller ist der Gastraum jetzt, viel heller. Und das Design hat sich geändert. „Ich mag den Industrie-Style, obwohl das jetzt schon eher Richtung Steampunk geht“, sagt Vera Muratovic-Jäger.
Steampunk-Optik für die Theke
Was das heißt? Die Theke und einige der Trägerbalken erstrahlen in Metall-Optik, Zahnräder schmücken die Theke. Dazu als besondere Hingucker die Barhocker und Tische: Wer am Tresen sein Bier trinken möchte, stellt die Füße auf Fahrradpedalen ab. Schwarz lackiert, passend zum Rest des Hockers. Das Sitzleder erinnert an einen Baseballhandschuh.
„Und der Fußtaster an den Tischen funktioniert wirklich“, sagt Markus Balzer. Er ist einer aus der „besten Handwerker-Truppe der Welt“, die den neuen Betreibern bei der Renovierung geholfen haben. Warum das erwähnt werden muss? „Weil das aufgearbeitete Nähmaschinentische sind“, sagt er grinsend.
Aus Alt mach‘ Neu
Die Ideen dazu hatte die neue Wirtin: „Ich liebe es, aus alten Dinge neue zu machen. Und Markus ist dafür der beste Ansprechpartner.“ Der Angesprochene nickt: „Sie hat mir die Idee präsentiert und da war es um mich geschehen. Ich hab direkt gesagt: Da hab ich Bock drauf, das machen wir.“
Gemeinsam mit Kollege Daniel Kistemann hat er mächtig geackert. „Die beiden haben die Wände gemacht, die Toiletten sauber saniert, das Fachwerk restauriert“, zählt Vera Muratovic-Jäger auf. „Und ich hab dann ein bisschen Farbe aufgetragen.“ Der Hauseigentümer, Dennis Nagel, spendierte dazu noch einen nigelnagelneuen Fußboden.
Auch die Küche ist komplett neu - und da hatten die beiden neuen Inhaber Glück im Unglück. „Wir hatten aus dem Milchkännchen ja noch die Edelstahl-Möbel aus der Küche. Wir haben nichts weggeschmissen.“ Die Sachen mussten nur einmal ordentlich sauber gemacht werden, „jetzt können wir die wieder nutzen“.
Speisekarte wird „kneipentypisch“
Allerdings wird sich die Speisekarte im neuen „Alten Markt“ klein gestalten, „so kneipentypisch eben“, sagt Armin Muratovic. Heißt? „Wir öffnen morgens zwischen 9 und 13 Uhr und bieten Frühstück an“, beginnt er. „Dann ist Mittagspause.“ Ab 17 Uhr hat die Kneipe dann wieder geöffnet - „Ende offen“, ergänzt seine Frau. Zum frisch Gezapften gibt es dann Snacks, Mettbrötchen zum Beispiel.
Aus dem Zapfhahn fließen zunächst zwei verschiedene Biersorten, weitere gibt es in Flaschen. „Es ist gar nicht so einfach, die richtige Wahl zu treffen“, sagt Wirtin Vera Muratovic-Jäger. „Fragen Sie zehn Männer, gibt es zehn verschiedene Antworten.“ Deshalb wollen die beiden jetzt erst einmal testen. „Wir schauen, was die Leute gerne trinken und passen dann gegebenenfalls unser Angebot an.“
Bühne für Nachwuchs-Künstler
Doch die beiden wollen nicht nur das gastronomische Angebot in der Altstadt abrunden, dem Wirt-Ehepaar schwebt noch mehr vor. „Den Bereich rechts neben der Eingangstür können wir ruckzuck in eine kleine Bühne verwandeln.“ Deswegen sei der Bereich auch eigens mit Akustik-Paneelen verkleidet.
„Wir würden gerne lokalen Künstlerinnen und Künstlern eine Auftrittsmöglichkeit bieten, die vielleicht noch nie vor Publikum gespielt haben.“ Nach dem Konzert soll dann ein Hut rumgehen, damit die jeweiligen Akteure auch eine kleine Gage bekommen. „Außerdem möchten wir an einem festen Samstag im Monat verschiedene Sachen anbieten, zum Beispiel eine 80er-Party oder eine Halloween-Party.“ Dazu soll es dann auch passendes Kulinarisches geben.
„Soft Opening“ nächste Woche Dienstag
Jetzt aber freuen sich Armin Muratovic und seine Frau Vera auf den kommenden Dienstag. Eine Party wird es nicht geben, sondern ein sogenanntes „soft opening“: „Wir sind einfach da“, sagt der neue Wirt. „Und wir hoffen, dass sich alle bei uns wohlfühlen.“ Dazu gehöre auch, „dass wir Rücksicht auf die Nachbarn nehmen“. Zwar gebe es nach hinten keine feste Zeit, wann der „Alte Markt“ schließt, aber: „Wir sind mitten in der Stadt. Und da wollen wir es uns nicht mit unseren Nachbarn verscherzen.“
Öffnungszeiten „Alter Markt“
Der „Alte Markt“ in Langenberg existiert seit 1508 und ist damit eine der ältesten Kneipen in Nordrhein-Westfalen. Montags ist Ruhetag, dienstags bis samstags ist jeweils von 9 bis 13 Uhr und ab 17 Uhr geöffnet. Sonntags gibt es von 9 bis 13 Uhr Frühstück.
Eine Woche vor der Eröffnung hat Bürgermeister Dirk Lukrafka den beiden seine Aufwartung gemacht, denn: Armin Muratovic und seine Frau Vera erhalten Unterstützung aus dem städtischen „Zuschussprogramm für die Anmietung freier Ladenlokale“: Die Stadt Velbert übernimmt bis zu 50 Prozent der monatlichen (ortsüblichen) Nettokaltmiete für einen Zeitraum von maximal 24 Monaten sowie bis zu 50 Prozent der Anschaffungs- und Gestehungskosten.