Langenberg. Viele kleine Maßnahmen helfen bei Starkregen und Hochwasser. Das kann jeder Velberter tun, um das Überschwemmungsrisiko zu minimieren.
„Ich habe drei Hochwasser erlebt, aber so etwas, wie 2021 noch nie.“ Die ältere Dame, die das sagt, wohnt mitten in der Altstadt und hat vor zwei Jahren mit angesehen, wie innerhalb kürzester Zeit das Wasser die Gegend rund um den Froweinplatz überspülte. Tief Bernd zog damals über Deutschlands Westen hinweg und richtet in Langenberg und anderen Gegenden in NRW verheerende Schäden an.
Angesichts der steigenden Zahl von so genannten Extremwetterereignissen, wozu auch Starkregen gehört, steigt auch das Bedürfnis, sich gegen solche Katastrophen (besser) zu schützen. Doch geht das überhaupt? Und wenn ja, wie?
TBV arbeiten an einem neuen Schutzkonzept bei Hochwasser
„Gegen so ein Extremhochwasser ist auch bei entsprechendem Aufwand kein grenzenloser Schutz möglich“: So haben es Kristin Wedmann vom Bergisch-Rheinischen Wasserverband, TBV-Chef Sven Lindemann und der städtische Dezernent Jörg Ostermann ein Jahr nach der Flut im Interview mit der WAZ erläutert.
Das sei selbst bei vollständiger Umsetzung sämtlicher denkbarer Vorkehrungen nicht machbar, sagen sie. Jörg Ostermann räumte damals aber ein: „Wir können besser, aber nicht total sicher.“ Grundlage dafür soll eine neues Hochwasserschutzkonzept sein, an dem seit kurz vor der Flut 2021 gearbeitet wird.
Wenige Möglichkeiten bietet die Altstadt Langenberg
Gerade in der Langenberger Altstadt gibt es kaum Möglichkeiten: Durch die enge Bebauung am Bachbett hat das Wasser keine Möglichkeit, sich auszudehnen. Anders als etwa im Deilbachtal oder am Hardenberger Bach zwischen Neviges und Langenberg.
Eine Idee, um im Ernstfall die Lage zu entschärfen, kommt von Grünen-Mitglied Stefan Overkamp der sich vorstellen kann, dass zwischen dem Fußballplatz an der Uferstraße und dem Bahnhof Nierenhof ein natürliches Überlaufbecken, eine so genannte Retentionsfläche, entstehen könnte.
Maßnahmen in anderen Städten können Vorbild sein
Vorbild dafür könne die Stadt Köln sein, sagt Stefan Overkamp: Dort sollen neue Park- oder Spielplatzanlagen in Senken entstehen, die bei Starkregen oder anderen Hochwasserereignissen gezielt geflutet werden können.
In Langenberg, ist der Diplom-Ingenieur für Raumplanung überzeugt, könnte die oben genannte Fläche „so zum Beispiel als Grün- und Sportfläche in Bonsfeld umgestaltet werden und gleichzeitig bei Starkregen/Hochwasser Wasser zwischenspeichern und bei abnehmenden Abflussspitzen wieder einleiten“.
Langenberger sind bei Mithilfe gefragt
Doch nicht nur Stadt und Land sowie Technische Betriebe (TBV) und Wasserverband können vorsorgen, auch jede und jeder einzelne selbst. Tipps dazu gab das Trio schon damals: vom Schutztor und Dammbalken-Verschluss über dichte Kellerfenster bis zum Schutz von Licht- bzw. Kellerschächten können Eigenheimbesitzer schon einiges unternehmen.
Zudem, so lautete ein weiterer Ratschlag, solle man sich die Art der Nutzung potenziell gefährdeter Räume sehr gut überlegen, einen Generator für den Weiterbetrieb einer Pumpe bereit halten und – mit Blick auf die Kanalisation – Rückstauklappen einbauen und regelmäßig kontrollieren (lassen).
Jeder kann etwas tun
„Grundsätzlich kann man sagen, dass eine Entsiegelung von Flächen immer von Vorteil ist“, rät auch die Stadtverwaltung. Und zwar nicht nur für den Schutz bei Hochwasser oder Starkregen, sondern auch für den natürlichen Wasserkreislauf und die Wärmeentwicklung in dicht besiedelten Flächen.
„Damit ist zum Beispiel gemeint, keine Steingärten anzulegen und möglichst viele unbefestigte Flächen auf den Grundstücken zu belassen oder wieder herzustellen.“
Grüne Dächer helfen
Gründächer, die Niederschlagswasser zunächst zurückhalten und erst später an die Kanalisation abgeben, hätten auch mehrere Vorteile. Ein Gründach helfe in Bezug auf die Entwässerung, die Wärmeentwicklung und: „Die Bepflanzung schafft Lebensraum für Insekten.“
Aber auch bauliche Veränderung in Form eines Walls oder einer kleinen Mauer können helfen. „Hierbei ist aber zwingend zu beachten, dass dadurch nicht der Nachbar mehr Wasser abbekommt und der Schadensort nur verschoben wird“, fügt eine Stadtsprecherin mahnend hinzu.
Wall oder Mauer mit Vorsicht
Was jeder für sich im Kleinen machen könne, werde auch in Neubaugebieten berücksichtigt – in der Form einer Schwammstadt. Das bedeutet, dass möglichst wenig Wasser der Kanalisation zugeführt wird, etwa weil es auf dem Grundstück versickert, und so für den natürlichen Wasserkreislauf zur Verfügung steht.
>>>Das Konzept der Schwammstadt<<<
Mit dem Konzept Schwammstadt soll Regenwasser dort zwischengespeichert werden, wo es fällt – etwa durch versickerungsfähige Verkehrsflächen und Pflaster, Mulden, Rigolen, urbane Grünflächen und Feuchtgebiete.
Durch Bäume, Fassadenbegrünung und Dachbegrünung kann dann ein Teil des Wassers verdunsten und so zur Kühlung der Stadt beitragen. Ein weiterer Teil kann versickern. Somit wird das Kanalnetz entlastet.
Bäume können einen großen Beitrag zur Verbesserung des Stadtklimas leisten, indem sie Schatten spenden und große Verdunstungsflächen bereitstellen. Wasser, das sie aus dem Boden aufnehmen, verdunstet über ihre Blätter, die dabei entstehende Verdunstungskühlung verbessert das lokale Mikroklima.