Velbert. Es wird ein Multi-Millionen-Projekt, bis zum Start dürften allerdings noch Jahre vergehen: Der große Plan mit dem Förderzentrum Nord in Velbert.

Astrid Lohmann erinnert sich noch lebhaft an die Anfänge. „Wir hatten damals Sorge, ob wir auch wirklich die Mindestzahl von 200 zusammenkriegen.“ Tatsächlich, so die Schulleiterin des in 2016 an den Start gegangenen Förderzentrums Nord des Kreises Mettmann, gab es für die neue Einrichtung an der Hans-Böckler-Straße in Velbert dann 210 Anmeldungen von Schülern und Schülerinnen. Mittlerweile sind es in Haus 1 – das ist das so genannte UFO – und Haus 2 – das ist die ehemals städt. Förderschule „In den Birken“ – insgesamt 312 Kinder und Jugendliche in den Klassen Eins bis Zehn, betreut, gefördert und unterrichtet von 56 Lehrern.

Der Kreis will dem daraus resultierenden Aus- und Umbaubedarf, der wohlgemerkt kreisweit bei allen vier Förderzentren besteht, nun Rechnung tragen. Und will bauen.

Astrid Lohmann ist Schulleiterin im kreiseigenen Förderzentrum. In ihrem Kollegium sind derzeit acht Stellen nicht besetzt.
Astrid Lohmann ist Schulleiterin im kreiseigenen Förderzentrum. In ihrem Kollegium sind derzeit acht Stellen nicht besetzt. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Teile der Velberter Schule sollen abgerissen werden

Nach Auskunft von Philipp Gilbert sind nach jetzigem Stand der Teilabriss des Altbaus in Richtung UFO und ein verbindender Neubautrakt über die Hanglage – terrassenförmig mit drei Etagen – hinweg geplant. „Eine architektonisch sehr attraktive und anspruchsvolle Lösung“, sagte der Kreisdirektor und Schuldezernent im Gespräch auf Anfrage der WAZ. Eine erste Vorstudie stamme aus 2020; mittlerweile gebe es auch einen Vorentwurf des beauftragten Architekturbüros.

Platz für 336 Schüler und Schülerinnen

Der Kreis hat die Schule „In den Birken“ zum 1. 1. 2022 von der Stadt Velbert gekauft, vertraglich war damals die Summe von 2,5 Millionen Euro vorgesehen; auf dem Gelände sind wegen des kontinuierlich zunehmenden Platzmangels schon zwei Jahre zuvor zwei Module bzw. Container mit jeweils zwei Inklusionsklassen aufgestellt worden. Und zwar unterhalb des Altbaus zur benachbarten Gesamtschule hin. Die Bedarfsermittlung für das Förderzentrum hat laut Kreisverwaltung insgesamt knapp 6200 qm Nutzfläche ergeben, davon würden durch den Neubau 3000 qm abgedeckt. Die Planung geht von insgesamt 336 Schülern aus.

Nach den derzeitigen Plänen soll ein Teil dieses alten Gebäudes, in der in früheren Jahren die städt. Förderschule „In den Birken“ war, abgerissen werden.
Nach den derzeitigen Plänen soll ein Teil dieses alten Gebäudes, in der in früheren Jahren die städt. Förderschule „In den Birken“ war, abgerissen werden. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Endgültige Kostenschätzung nächstes Jahr - hoffentlich

Für die Einrichtung an der Hans-Böckler-Straße beginnt jetzt die Phase der Voruntersuchungen. „Wir hoffen, dass nächstes Jahr im Sommer eine klare, endgültige Kostenschätzung auf dem Tisch liegt“, erklärt Philipp Gilbert, es werde sich mit Sicherheit um einen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag handeln. Selbst wenn dann alles glatt laufe, werde es jedoch „bis zur Fertigstellung noch mindestens sechs bis acht Jahre“ dauern.

Andere Raumkonzepte vonnöten

„Damals reichten die Gebäude aus“, blickt Astrid Lohmann zurück. „In den Birken“ habe allerdings schon in 2016 nicht dem pädagogischen Konzept entsprochen. Dank der Module verfüge das Förderzentrum über ausreichend Klassenräume, „es gab aber schon immer zu wenig Gruppen- und Fachräume sowie für die Gestaltung des Ganztagsunterrichts“. Mit Blick auf den beschlossenen Rechtsanspruch auf einen OGS-Platz ab August 2029 durchgängig für alle Kinder sagt die Schulleiterin, die zuvor stv. Leiterin im UFO gewesen ist, brauche man ganz andere Raumkonzepte. Sie nennt beispielsweise die Stichworte Mensa, Ruhe, Entspannung und Sport.

Immer mehr Eltern pro Förderschule

Das Zentrum hat drei Förder-Schwerpunkte: emotionale und soziale Entwicklung, Lernen, Sprache. Die Schülerzahl sei kontinuierlich gewachsen: „Immer mehr Eltern entscheiden sich für die Förderschule. Das ist ja eine bewusste Entscheidung, früher gab’s eine Zuweisung“, sagt Lohmann. Allerdings stiegen auch die Zahlen des gemeinsamen Lernens, so wie die der Schüler insgesamt. Die Förderschulstruktur im Kreisgebiet mit ihren vier Zentren entwickele sich so dermaßen gut, hatte Landrat Thomas Hendele schon Ende 2018 die Situation beschrieben, „dass sie uns links und rechts um die Ohren fliegen“.

>>> Obergrenzen für Schülerzahlen festgelegt

Im Gebäude-Masterplan Förderzentren des Kreises ist fixiert, dass die Förderschulen für Geistige Entwicklung zukünftig maximal 165 Schülerinnen und Schüler und die Förderzentren bis zu 336 aufnehmen.

Die Höchstgrenzen seien aus pädagogischer Sicht erforderlich, damit eine individuelle Förderung aller Kinder im angemessenen Rahmen erfolgen könne. Die Maximalgrenze sollte ursprünglich erst umgesetzt werden, wenn die Schulgebäude räumlich auf diese Schülerzahlen ausgerichtet sind.