Velbert. Immer mehr Jungen und Mädchen wechseln von der vierten Klasse in den Sekundarbereich. Es wird eng. Im Fokus ist in Velbert vor allem das GSG.

Zugegeben: Das Problem – oder netter formuliert: die Herausforderung – vor Ort ist nicht ganz so groß wie in der ungleich größeren Stadt Köln, wo aktuell sage und schreibe sogar 40 komplette Schulen fehlen.

Aber auch hier in Velbert wird die Lage zunehmend enger. Und zwar in diesem Fall ganz konkret im Sekundarbereich der weiterführenden Schulen. Wechselten zum Schuljahr 2016/17 noch lediglich 700 Mädchen und Jungen von der vierten in die fünfte Stufe, von denen gut 100 sogar noch weg gependelt sind, so rechnet die Schulverwaltung für 2023/24 bereits mit 770 Übergängen und für 2024/25 „mit mindestens 800“. Danach „weiter ansteigend. Wir kratzen perspektivisch an die 900“, sagt Gerno Böll.

Stadtkinderprinzip in Velbert aufgehoben

„Wir kratzen perspektivisch an die 900“, prophezeit Gerno Böll zu den absehbaren Übergangszahlen. Er ist der zuständige Fachdezernent für Schule in Velbert.
„Wir kratzen perspektivisch an die 900“, prophezeit Gerno Böll zu den absehbaren Übergangszahlen. Er ist der zuständige Fachdezernent für Schule in Velbert. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Die Fachverwaltung habe vor allem Gesamtschulen und Gymnasien im Fokus, erklärte der zuständige Dezernent und Erste Beigeordnete auf WAZ-Anfrage. „Vor dem Hintergrund weiter steigender Schülerzahlen und der Aufhebung des Stadtkinderprinzips für die Schulform Gymnasium zeichnet sich ab, dass die bestehenden Zügigkeiten an der Schulform Gymnasium nicht ausreichend sein könnten“, steht in dem Bericht „Schulorganisatorische Maßnahmen im Sekundarbereich“ für den Ratsausschuss für Schule und Bildung. Böll: „Wir wollen die Voraussetzungen dafür schaffen, der Nachfrage im Sekundarbereich gerecht zu werden.“

Planung spätestens vor den Osterferien auf dem Tisch

Der Stadtrat hat im Sommer beschlossen, hierzu eine vorgezogene Schulentwicklungsplanung auszuschreiben. An diesem Montag war die Angebotsfrist für die Büros, Anfang November werde über die Vergabe entschieden, sagt Beate Wosimski. Die Abteilungsleiterin Schulverwaltung geht davon aus, dass die Entwicklungsplanung „spätestens“ vor den Osterferien 2023 vorliegt.

Gesamtschul-Neubau ohnehin für Größeres dimensioniert

Das NEG hat zum laufenden Schuljahr ebenfalls eine vierte Mehrklasse gebildet.
Das NEG hat zum laufenden Schuljahr ebenfalls eine vierte Mehrklasse gebildet. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Die Zügigkeit der Realschule Kastanienallee hat der Rat auf drei festgesetzt; das Gebäude langt für vier. Die Gesamtschule Mitte gilt mit sechs Zügen in jeder Hinsicht als ausgereizt; der Neubau für die Gesamtschule Neviges (noch vierzügig) ist eh schon auf sechs angelegt. Grundsätzlich laufen alle drei Gymnasien bisher dreizügig. Die beiden einzigen Ausnahmen: Vor dem Hintergrund hoher Anmeldezahlen zum derzeitigen Schuljahr 2022/23 am Nikolaus-Ehlen- (NEG) und Geschwister-Scholl-Gymnasium (GSG) haben diese eine vierte Mehr- bzw Eingangsklasse gebildet.

Keine Fakten vor 2024/25

In diesem Zusammenhang musste auch das gerade mal ein Jahr zuvor vom Rat beschlossene so genannte Stadtkinderprinzip aufgehoben werden. Es besagt, dass auswärtigen Schülern und Schülerinnen, die in ihrer eigenen Stadt in eine Schule der von ihnen bzw. ihren Eltern bevorzugten Schulform gehen könn(t)en, hier in Velbert die Aufnahme für den Fall versagt werden kann, wenn die Zahl der Anmeldungen die Aufnahmekapazität der gewählten Schule übersteigt.

GSG: Räumlich ist das Potenzial in Velberter Schule da

Vor 2024/25 sind allerdings wohl keine neuen Fakten zu erwarten. (Nicht nur) aus Sicht der Fachverwaltung hat das GSG räumlich das Potenzial für einen durchgängigen vierten Zug. Bereits in den Eckpunkten der Entwicklungsplanung 2019/20 - 2024/25 wurde u. a. resümiert: „Die Raumanalyse lässt es geraten erscheinen, diese Schule auf mindestens vier Züge wachsen zu lassen“ und empfohlen: „Aufgrund der Raumkapazitäten des GSG soll dieses ggf. vierzügig geführt werden.“

Selbstverständlich sei die Bezirksregierung bei diesem Thema involviert und wisse sie um Planung und Notwendigkeit, erklärt Beate Wosimski, das Verfahren sei mit ihr besprochen und abgestimmt.

12,5 Millionen für die Naturwissenschaften

Fachausschuss beschäftigt sich auch mit Primarbereich

Der Fachausschuss für Schule und Bildung tagt an diesem Donnerstag, 27. Oktober, um 17 Uhr im „Saal Velbert“ des Rathauses, Thomasstraße 1. Das Gremium beschäftigt sich dort u. a. auch mit der Variantenanalyse zur Bildung von acht Eingangsklassen im Primarbereich im Stadtbezirk Neviges.

Die komplette Tagesordnung nebst der veröffentlichten Beratungsvorlagen kann im Ratsinformationssystem auf velbert.ratsinfomanagement.net eingesehen werden. Interessierte Bürger sind zur Teilnahme an der öffentlichen Sitzung eingeladen.

Analog zu einem Ratsbeschluss aus 2021, in dem übrigens auch ein Handlungskonzept für Vierzügigkeit unter G 9-Bedingungen am GSG gefordert wird, hat sich die Fachverwaltung überdies mit einem naturwissenschaftlichen Anbau in Birth befasst. Und zwar als Alternative zu Umbau/Sanierung der „sanierungsbedürftigen und in Teilen zu kleinen Fachräume“ für Chemie, Bio und Physik im Bestand, wie Barbara Kirschner erläutert.

Würde man die im C-Gebäude über der Mensa untergebrachten Fachräume unter ein neues Dach bringen, so die Fachbereichsleiterin (Bildung/Kultur/Sport), wären dafür 12,5 Millionen Euro fällig: „Diese Summe ist aber nur eine grobe Kostenschätzung.“ Gerno Böll dazu: „Bis zur Sommerpause 2023 wollen wir alles Erforderliche auf den Weg gebracht haben.“